Der Anteil an Leasingfahrzeugen beträgt in Österreich mittlerweile über 40 Prozent, Tendenz steigend. Ebenso steigend sind die Angebote und die Akzeptanz beim Full-Service-Leasing, also jener Variante, wo über eine Flatrate auch alle Service-­Arbeiten, Reifen und Versicherungsschäden von den Leasingfirmen abgewickelt werden. Auch das Management von Flotten, egal ob intern oder extern, übernimmt immer die „Steuerung“ der Fahrzeuge: Schadenssteuerung ist also auch ohne Versicherungen längst Realität und wird noch deutlich stärker zunehmen.

Dass der Fuhrparkmanager, der Flottenbetreiber oder die Leasingfirma den optimalen Überblick, ein Netz an Partnerbetrieben und die Kontrolle über die Fahrzeuge und natürlich die Kosten haben möchte, ist nachvollziehbar und nicht grundsätzlich schlecht. Problematisch wird es dann, wenn der Anspruch an Preis und Qualität nicht in einer vernünftigen ­Relation steht. Denn die Entwicklungen sind mittlerweile durchaus bizarr. So ist es beispielsweise für den ausliefernden Händler oft kaum mehr möglich, seinen Kunden zu betreuen. Mit den Reifen muss er zu dieser Kette, den Steinschlag in der Windschutzscheibe muss er dort machen und für den Karosserieschaden wird er zum Betrieb in die übernächste Ortschaft geschickt. Lediglich das „Pickerl“ und die Wartung darf er noch übernehmen. Was daran bizarr sein soll? Nichts, solange alles passt! Denn bei einem auftretenden Problem kommt der Kunde oder vielmehr der Fahrer des betroffenen Fahrzeuges doch wieder in seine Lieblingswerkstätte. Wenn das RDKS mit den Winterreifen Probleme macht, wenn der Regensensor oder die Spurhaltekamera mit der erneuerten Windschutzscheibe nicht funktioniert oder wenn das Abstandsradar oder die elektrische Heckklappe nach der Parkschadensreparatur nicht mehr funktioniert. Schickt man den Kunden weg, wer ist Schuld, wer zahlt die Nachbesserung?

Auf die Qualität kommt es an

Das alles sind Fälle aus der Realität. Das soll keine Pauschalverurteilung sein und passiert umgekehrt genauso: Auch Markenhändler sind mit der Winterbereifung, den Runflat-Reifen oder dem RDKS bei den Winterfelgen, überfordert. Markenwerkstätten haben ebenso mangels Routine Probleme mit Steinschlagreparatur oder modernen Windschutzscheiben. Auch Markenwerkstätten mit eigener, aber gering ausgelasteter Karosserieabteilung haben Schwierigkeiten mit der Lackierung moderner ­Materialien oder mit komplexen Farbtönen.

Die Schlussfolgerung: Es kommt immer auf den ausführenden Betrieb an, egal ob Markenwerkstätte oder freier Spezialist. Genau deshalb ist es so ­schwierig, Aufträge österreichweit und pauschal zu vergeben. Entscheidend ist, dass der Fuhrpark-­Manager, egal ob von der Versicherung, der Leasingfirma oder dem Fuhrpark, höchsten Wert auf Qualität legt.

Nächster Schritt Telematik

Die Entwicklung ist dabei freilich noch nicht am Ende und bekommt mit der Telematik einen neuen Schub. Denn mittlerweile kann das Fahrzeug selbst einen Schaden, einen Service- oder Reparaturbedarf erkennen und über die Telematik melden. Die Frage ist nur: an wen? Aktuell sitzen natürlich die Fahrzeughersteller an vorderster Stelle. Bei den Systemen, die heute schon live sind, werden natürlich der Automobilhersteller bzw. direkt seine Vertragswerkstätte informiert. Bei Unfällen ist die Werkstätte hinterlegt, die angesteuert werden soll. Zukünftig können über diese Onboard-Systeme auch gleich Werkstatttermine vereinbart werden. Dabei ist selbst die Markenwerkstätte nicht auf der sicheren Seite: Vielleicht ist der Betrieb gerade in Ungnade gefallen, weil Ziele nicht erreicht wurden, vielleicht hat er nicht die Berechtigung, das entsprechende Fahrzeug zu servicieren, weil das Spezialwerkzeug noch nicht gekauft oder die Schulung noch nicht ­absolviert wurde?

Die Interessengruppe AFCAR, ein Zusammenschluss aus Teileherstellern und -händlern, Werkstattausrüstern, freien Werkstattverbänden, aber auch Leasingfirmen und Versicherungen sowie Auto­fahrerklubs, kämpft auf europäischer Ebene um den freien Zugang zu den Informationen und Daten des Fahrzeuges. Ziel ist, dass der Autofahrer bzw. in unserem Fall wohl der Betreiber der Flotte entscheiden kann, wer welche Info bekommt: Panne, Unfall, Service, Reifen, …

Diese Regelung ist sehr wichtig, kann aber ebenfalls schwierige Auswirkungen haben. Die Telematik öffnet dem Steuerer, wer auch immer er ist und was auch immer seine Motivation ist, Tür und Tor zum Fahrzeug. Dem Betrieb wird es nicht erspart bleiben, bei Netzwerken dabei zu sein, egal ob Verträge mit Versicherungen, Leasingfirmen oder als Teil von Reparaturnetzwerken. Oberste Priorität sollte dabei haben, dass diese Partnerschaften qualitäts- und nicht preisorientiert sind. Entscheidend ist und bleibt, möglichst den Kunden, aber immer den Autofahrer, der gerne in den Betrieb kommt, aufzuklären, dass die freie Werkstattwahl nicht mehr selbstverständlich ist: Lesen Sie gemeinsam mit Ihrem Kunden das Kleingedruckte. •