A&W: Was hat der "Dieselskandal" bei Seat in Summe bewirkt? Sie blicken auf eine konstante deutliche Steigerung auf 468.000 Verkäufe zurück!

Wayne Griffiths: Die ganze Dieseldebatte hat uns vielleicht weniger getroffen als andere Marken. Unser Diesel-Mix war aber auch schon davor niedriger, weil wir kleinere Autos haben. So liegt dieser bei Ibiza bei 10 bis 20 Prozent; mit der Größe des Autos steigt dann auch der Diesel-Mix. Der Diesel wird weiter nachgefragt, weil wir tolle Diesel haben. Daher darf und soll man den Diesel nicht tot reden. Er spielt weiterhin eine wichtige Rolle. Wir wissen nun aber auch, ein Elektrofahrzeug bringen zu müssen. Dieses wird 2020 kommen. Parallel arbeiten wir auch an der Hybridisierung unserer Fahrzeuge, insbesondere an Plug-in-Hybriden. Und wir konzentrieren uns auf das Thema CNG, das eine Alternative zu Diesel werden könnte, da Erdgas bei Kosten und Verbrauch gleich oder sogar besser als Diesel ist.

Spüren Sie bei CNG bereits eine Steigerung der Verkäufe? Da sind ja 10 Prozent Anteil ihr Ziel

Griffiths: Ja, wir spüren das und wollen einen Anteil von 10 Prozent erreichen. In einigen Märkten haben wir dies bereits geschafft. Wir sind in Deutschland und Spanien auf einem guten Weg; aber auch in Österreich und in Italien sowieso, weil dort der Markt dafür sehr stark ist. Dort käme man leicht bis zu 30 oder40 Prozent. Hauptstellhebel für CNG ist das erforderliche Tankstellennetz. In Deutschland und Österreich ist dieses gegeben; in Spanien noch nicht. Dort brauchen wir für weiteres Wachstum eine Ausweitung des Netzes. Daran arbeiten wir. Wir wollen dem "vernünftigen" CNG-Fahrzeug auch einen sexy Touch geben, damit dieses nicht nur als Spar- Auto gilt. Wir wollen auch einen CNG in FR-Ausstattung haben und werden CNG im Arona bringen. Wir haben fast in der gesamten Palette CNG verfügbar. Ich träume auch davon, das wir irgendwann vielleicht auch einen Cupra auf CNG-Basis haben werden.

Beim Mii ist Seat den Wegüber Eco Fuel gegangen. Wie sehen Sie da die Zukunft?

Griffiths: Da würde ich mich eher auf einen Elektro- Mii fokussieren. Vor allem, weil ich denke, dass in der Zukunft ein Kleinwagen in der Stadt rein elektrisch fahren wird.

Leon und Leon ST werden inÖsterreich auch via "Fast Lane"-Lieferung angeboten. Wie steht es eigentlich um deren angedachte Ausweitung auf weitere Modelle bzw. Länder?

Griffiths: Wir könnten bei allen Fahrzeugen, die in Martorell gefertigt werden - also Ibiza, Leon und Arona -das Konzept ausweiten, später auch auf andere Werke. Wir konzentrieren uns bei Fast Lane aber vorerst auf Martorell. Bei den Modellen sind wir flexibel. Auch bei den Motoren. Der Ateca als Volumenmodell wäre auch interessant. Aber da das Auto ausverkauft ist und wir noch immer eine sehr hohe Nachfrage haben, wäre das Ganze kontraproduktiv.

Wie sieht es mit weiteren Ländern aus, die "Fast Lane" bestellen können?

Griffiths: Wir haben inÖsterreich angefangen und mittlerweile einen Anteil von 25 Prozent erreicht. Wir sind jetzt gerade in Deutschland dabei, haben Ende 2017 mit dem Leon angefangen und bisher entwickelt es sich gut. Jetzt rollen wir "Fast Lane" in Spanien aus. Wir müssen die Systeme jetzt so stabilisieren, dass wir Volumen machen können. Wenn es so passiert, dass wir 25 Prozent des Volumens über "Fast Lane" erzielen, dann ist dies eine bedeutende Veränderung in unserem Logistik-sowie IT-System.

Wann starten Sie mit dem "Fast Lane"-Ibiza bzw. welche Modelle wären noch vorstellbar?

Griffiths: Das hängt auch von den Wünschen aus Österreich ab. Möglich wäre etwa der Arona. Reizvoll wäre sicher auch der Cupra über die "Fast Lane": als Cupra-Erlebnis inklusive Besuch im Headquarter. Wir wollen die Cupra-Marke deutlich stärken - nicht nur in puncto Produkt, sondern auch in Sachen Organisation und Marke wollen wir Gas geben.

Wie geht es Ihnen mit der Lieferzeit beim Ateca und wie mit dem Arona nach dem Start?

Griffiths: Wir haben beim Ateca die Produktion um 10.000 Stück im Jahr erhöht, um die Nachfrage bedienen zu können. Damit haben wir die Lieferzeiten jetzt auch deutlich unter Kontrolle, 3 bis 4 Monate sind akzeptabel, 6 bis 9 Monate sind zu viel. Bei Arona und Ibiza ist das Kapazitätsproblem nicht gegeben. Der Arona ist deutlich über den Erwartungen, sodass wir die Planungen angepasst haben und 50/50 produzieren werden: Eine Hälfte Arona, eine Hälfte Ibiza ab Mitte des Jahres, weil ich glaube, dass die Nachfrage für den Arona sehr stark sein wird. Natürlich ist auch die Nachfrage nach dem Ibiza sehr stark. Wir wollen auch nicht, dass der Arona den Ibiza substituiert, er soll draufbauen. Das tut er derzeit.

Mit wie vielen Ateca rechnen Sie aus der Produktion in Kvasiny, wie viele waren es 2017?

Griffiths: Wir wollen um 10.000 mehr als letztes Jahr produzieren. 2017 waren es 70.000 Einheiten. Wir könnten sogar noch deutlich mehr verkaufen, aber wir wollen nicht, dass unsere Kunden zu lange warten müssen. Das wäre falsch. Es ist immer besser, etwas knapp zu sein, als zu viele zu haben. Denn dann macht man das Geschäft mit dem Auto kaputt.

Mit dem kommenden großen SUV, das in Wolfsburg gefertigt wird, erschließt Seat ein neues Segment. Was ist die Strategie hinter dem bisher größten Seat?

Griffiths: Auch vom Preissegment her ist es ein neuer Schritt. Wir sind eine Marke für sehr junge Leute und wollen dies auch mit dem großen SUV bleiben. Da glaubt man, dass 7 Sitze nicht passen. Aber wir wollen damit junge Familien ansprechen. Wir wollen den Leuten die Möglichkeit geben, mit Seat zu wachsen. Früher wechselten manche nach Ibiza und Leon zu einer anderen Marke. Mit Ateca und dem neuen SUV kann man nun innerhalb der Marke aufsteigen. Das ist unser strategischer Ansatz dahinter.