Bei stagnierendem bis sinkendem Marktvolumen setzen die Schmierstoff-
Anbieter auf Vielfalt und Kundenprogramme, um zu bestehen.
A&W: Wie beurteilen Sie die aktuelle Entwicklung für den gesamten
Markt bzw. für Ihr Unternehmen? Gerhard Wolf, Castrol: Der
Schmierstoffmarkt in Europa und in Österreich verändert sich seit
Jahren permanent. Die Kunst ist es, entsprechend vorausschauend zu
handeln und mit den richtigen Business-Modellen und Programmen die
Kunden weiterhin bestmöglich zu betreuen. Castrol ist in Österreich
gut für die Zukunft aufgestellt und hat ein erfolgreiches Jahr hinter
sich.
Armin Bolch, Motul: Motul hat ein sehr erfolgreiches Jahr 2017 hinter
sich, mit Wachstum in allen Segmenten. Wir sind sicher, dass sich
diese Entwicklung 2018 fortsetzen wird. Das heißt, ich sehe positiv
in die Zukunft. Motul bietet erfolgreich eine Fülle von
Unterstützungskonzepten bei der Vermarktung von Schmierstoffen, wie
z. B. das Grüne Dach, Motul-Evo oder das Mehr-Wert-Konzept, um nur
einige zu nennen. Der Markt wird sich stetig weiterentwickeln und
darum müssen unswir als Produzent von Hochleistungs-Schmierstoffen
genauso weiterentwickeln, damit unsere Kunden bestens aufgestellt
sind.
Thomas Paukert, Liqui Moly: Die Ausgangslage im Markt ist
unverändert: sehr intensiver Wettbewerb vieler Marken mit
entsprechend überschaubarem Potenzial für Wachstum, da die Felle im
Grunde genommen verteilt sind. Umso mehr sind wir mit unserer
Entwicklung zufrieden, weil wir Stand heute unser gestecktes Ziel für
2017 erreichen werden. Und wir setzen uns stets ambitionierte Ziele.
Günther Katzengruber, Total: Wie auch schon in den letzten Jahren
spürbar, schrumpft der Markt kontinuierlich zwischen 0,5 und 1
Prozent jährlich, was hauptsächlich kleineren Motoren geschuldet ist.
Total konnte aufgrund der Marktstrategie Anteile dazugewinnen. Wir
merken, dass es honoriert wird,die Margen zu schützen, indem wir
nicht in Supermärkten verkaufen.
Dietmar Neubauer, Veedol: Kurzfristig rechnen wir mit einem stabilen
Marktumfeld, das aber zunehmend unter Druck gerät. Aufgrund der
aktuellen Dieseldiskussion und den damit verbundenen Wechselprämien
der Hersteller wird es Verschiebungen von den freien hin zu den
markengebundenen Betrieben geben. Zudem ist der Wartungs-und
Erhaltungsaufwand bei Neufahrzeugen naturgemäß geringer als bei
älteren Fahrzeugen. Veedol bietet allen Werkstätten maßgeschneiderte
Lösungen an, sich im Servicewettbewerb zu differenzieren und Margen
zu steigern bzw. zu halten.
Gernot Wendl, Shell: Der Bedarf an Schmierstoffen im Kfz-Bereich
bleibt konstant -auf der einen Seite steigen die Fahrzeugbestände,
auf der anderen Seite werden die Motoren kompakter und der
Motorölbedarf pro Fahrzeug geringer. In diesem wettbewerbsintensiven
Markt können wir seit Jahren durch unsere starke Positionierung als
Qualitäts-und Technologieführer punkten und unseren Marktanteil
stetig ausbauen.
Wolfgang Schneider, Motorex: Die Entwicklung geht eindeutig in
Richtung Spezialöle, die auch die Herstellerfreigaben haben.
Manfred Reitinger, Fuchs: Der Automotive Schmierstoffmarkt wird durch
die erhöhten Anforderungen immer spezieller und verlangt nach
Technologieführern, die als Entwicklungspartner auch im
Aftersales-Bereich ihren Kunden die richtigen Produkte mit
OEM-Freigaben anbieten können. Was den gesamten Schmierstoffmarkt
betrifft, sind wir nach einem fulminanten ersten Halbjahr noch
zuversichtlicher, das 9. Rekordjahr in Folge zu schaffen. Die größte
Dynamik kam allerdings aus den Regionen Asien/Pazifik/Afrika,
angetrieben vor allem vom China-Geschäft. Australien und Südafrika
zeigten sich ebenfalls bärenstark. Die Antwort auf Ihre Frage lautet
also: Wir sind sehr zuversichtlich.
Wie hat sich das Verhalten Ihrer Kunden, also der Werkstätten, in den
vergangenen Jahren verändert - hinsichtlich Loyalität,
längerfristigen Verträgen, Gebindegrößen/Tanks und Qualitätsund
Logistikanforderungen?
Bolch, Motul: Wir haben klassisch eine hohe Loyalität in unserer
Kundschaft, egal ob es sich um den Motorrad-oder Automotive-Bereich
handelt. In der Tat gilt es zu bemerken, dass Logistikanforderungen
sich verändern. Hier sind wir als Schmierstoff- Gesellschaft
gefordert.
Paukert, Liqui Moly: Es gibt Werkstätten und Betriebe, die
ausschließlich auf einen möglichst niedrigen Preis achten. Die wird
es immer geben. Wir haben das Glück, dass unsere Kunden äußerst loyal
sind und das gesamte Liqui-Moly-Paket im Blick haben. Sie wissen
unser gesamtes Dienstleistungsspektrum mit ausführlicher Beratungund
Betreuung durch einen eigenen Außendienst und die mannigfaltigen
Konzepte von Liqui Moly zu schätzen. Als Vollsortimenter haben wir
unter den Ölherstellern auch eine exponierte Stellung im Markt. Das
Qualitätsbewusstsein der Kunden ist sicherlich auch wegen der immer
komplexeren Freigabethematik gestiegen. Das deckt sich mit unserem
eigenen, sehr hohen Anspruch. Der steigenden Zahl an Motorölen ist es
auch geschuldet, dass vermehrt kleinere Gebinde nachgefragt werden.
Wolf, Castrol: Mit unserer Marke "Castrol" verbinden viele Kunden
starke Emotionen -wir sind ja seitüber 60 Jahren auf dem
österreichischen Markt tätig! Auch wenn die Umstände sich in all den
Jahren geändert haben: Unsere Kunden und Mitarbeiter sind sehr loyal.
Für uns heißt das: Ihre Bedürfnisse stehen im Zentrum und daher
entwickeln wir unsere Produkte, die Logistik, Programme und
Businessmodelle stetig weiter. Langfristige Entwicklungs-und
Aftersales-Partnerschaften mit führenden Automobilherstellern wie
Audi, Ford, Honda, Jaguar, Land Rover, Volvo, Seat, Škoda und
Volkswagen und deren exklusive Empfehlungen sind weiterhin ein
wichtiger Bestandteil unseres Erfolges.
Katzengruber, Total: DerÖsterreicher bleibt seiner gewohnten Linie
treu, und das ist wirklich gut so. Langfristige, teilweise
generationsübergreifende Partnerschaften sind häufig und für alle
Schmierstoff-Unternehmen wichtig. Demzufolge sind Verträge eher die
Ausnahme. Ich denke, jeder Anbieter am Markt muss seine Gebindegrößen
den Anforderungen der Partner anpassen und eine dementsprechende
Versorgung gewährleisten. Hier hat Total seine Hausaufgaben gemacht,
wenngleich eine Belieferung zwei-oder sogar dreimal am Tag bei
vernünftiger Lagerhaltung nicht notwendig ist. Eine entsprechende
Notfall-Lösung bietenwir aber natürlich trotzdem an.
Wendl, Shell: Unsere Kunden legen immer größeren Wert auf
Produktqualität und dezidierte Freigaben. Gleichzeitig geben sie sich
mit der Aussage "erfüllt die Anforderungen" immer weniger zufrieden,
weil diese Schmierstoffe nicht ausreichend getestet wurden und
dadurch ein Sicherheitsrisiko besteht. Durch unseren nachhaltigen
Umgang mit Geschäftspartnern haben wir sehr loyale Kunden, weil sich
diese bewusst für uns entscheiden.
Schneider, Motorex: Durch die steigende Vielfalt an
Herstellerfreigaben und Anforderungen greifen unsere Kunden gerne auf
das Angebot von Derendinger zurück und lassen sich Spezialitäten
"just in time" in kleinen Gebinden liefern. Volumenprodukte werden
nach wie vor im Tank oder Fass geliefert.
Reitinger, Fuchs: Das klassische Bild mit zwei Fässern Öl als
Produktsortiment gibt es nicht mehr. Mehr Produkte und verschiedene
Gebindegrößen sind erforderlich. Schmierstoffe sind in der
Entwicklungsphase auf die genauen Anforderungen des Motors
zugeschnitten. Das heißt: Es gibt nicht das beste Öl für den Motor,
sondern nur das richtige.Falschbefüllungen und Motoröle, die nicht
mehr rückwärtskompatibel sind, erfordern entsprechend mehr als ein:
"Nie was passiert und schmiert auch." Das wirkt sich insofern aus,
als Fuchs-Partner sicher sein können, mit einem Partner
zusammenzuarbeiten, der das Optimum an Technologie, Qualitätund
Service bietet. Mit unserem Lager in Salzburg-Thalgau verfügen wir
über optimale Voraussetzungen zur raschen Belieferung unserer
Partner. Verträge und langfristige Bindungen sind im
Automotive-Segment nicht mehr aktuell.
Neubauer, Veedol: Veedol erfreut sich einer hohen Kundenloyalität mit
einem hohen Weiterempfehlungsgrad. Natürlich haben sich Strukturen in
den letzten Jahren verändert. So sind die Zeiten vorbei, in denen die
Betriebe mit wenigen Ölsorten ihre Kundenbedürfnisse abdecken
konnten. Freie Werkstätten arbeiten überwiegend mit 2 Hauptprodukten,
die durch verschiedene Spezialöle ergänzt werden müssen. So kann man
in diesen Werkstätten vielfach allein 5 bis 6 verschiedene Motorenöle
im Lager finden. Auch die markengebundenen Betriebe stehen oft
Herstelleranforderungen gegenüber, die mehrere Sorten Motorenöl
erfordern. Hinzu kommen eine ebenso hoheVielfalt an Getriebeölen und
ATF.
Veedol bietet mit dem Distributor Omentu inÖsterreich einen starken
regionalen Partner, der alle benötigten Artikel zeitnah zur Verfügung
stellen kann und auch die entsprechende Beratung vor Ort
sicherstellt. (KAT)