A&W: Im Pkw-Bereich gab es heuer steigende Neuwagen-Zahlen, ebenso bei Gebrauchtwagen. Wie geht es VW bei den leichten Nutzfahrzeugen, für die Sie seit dem Vorjahr zuständig sind?

Sepp Ebner: Wir sind gut unterwegs. Von Jänner bis Juli gab es ein Plus von 22 Prozent.

Wie läuft es innerhalb der Modellpalette?

Ebner: Wenn ich beim Caddy beginne, so haben wir heuer von Jänner bis Ende Juli knapp 1.500 Stück abgesetzt, das war eine Zunahme von 13 Prozent im Vergleich zu 2016. Beim T6 waren es 2.460 Einheiten, also ein Plus von 28 Prozent. Dazu kommen 603 Crafter (+18 Prozent) und 727 Amarok. Hier haben wir den Absatz im Vergleich zu 2016 um 22 Prozent gesteigert.Bis auf den Crafter, wo wir derzeit am fünften Platz stehen, sind unsere Modelle überall Segmentführer.

Worauf führen Sie diese Steigerungen zurück?

Ebner: Unsere komplette Modellreihe ist quasi neu am Markt. Beim Amarok und Crafter hatten wir erst kürzlich Modellwechsel, speziell beim Crafter setzen einige wichtige Versionen erst ein. Auch der Caddy und der T6 sind noch jung am Markt und entwickeln sich erfreulich. Uns hilft auch sicher, dass es der Wirtschaft in Summe gut geht. Wenn es in der Bauwirtschaft so gut läuft wie derzeit, benötigt auch das Baunebengewerbe, also die Installateure und alle anderen Handwerker, mehr Fahrzeuge. Und auch bei den Paketdiensten wächst der Bedarf. Nicht vergessen darf man aber auch die vielen KMUs, die Nutzfahrzeuge benötigen.

Gerade in diesem Bereich kommen aber auch viele Amarok ins Spiel, die auch privat verwendet werden können, oder?

Ebner: Ja. Das gesamte Pick-up-Segment wächst. Es gibt viele Unternehmer und Selbstständige, die einen soliden Pick-up beruflich benötigen. Dazu kommt der Trend, so ein Auto zu fahren.

Welche Neuheiten sind zu erwarten?

Ebner: Wir hoffen sehr, dass der auf dem Caravan-Salon in Düsseldorf vorgestellte Caravan XXL verwirklicht wird. Ein Reisemobil auf Crafter-Basis ist ein sehr emotionales Produkt.

Wann wird das erste Elektro-Nutzfahrzeug von VW auf den Markt kommen?

Ebner: Wir haben bereits eine Studie des e-Crafter vorgestellt. Ich denke, dass er ab 2019 eine Rolle spielen wird. Mit einer Reichweite bis zu 200 Kilometern und einer auf 80 km/h limitierten Höchstgeschwindigkeit ist das vor allem für den städtischen Bereich eine umweltfreundliche Alternative.

Sie haben bereits erwähnt, dass beim Crafter noch nicht alle Versionen zur Verfügung stehen. Wann werden diese nachgeliefert?

Ebner: Der Heckantrieb kommt noch heuer. Wir rechnen mit etwa 15 Prozent Einbaurate. In diesem Bereich ist vor allem der 4Motion-Anteil steigend, er liegt inÖsterreich bereits bei 20 Prozent. Damit liegt Österreich mit der Schweiz, Südtirol und den nordeuropäischen Ländern im Spitzenfeld.

Seit Monaten beherrscht die Diskussion um den Diesel die Branche. Wie wirkt sich das bei Ihnen aus, denn immerhin war der Diesel-Anteil ja gerade bei Nutzfahrzeugen sehr hoch

Ebner: Bei den Nutzfahrzeugen sind die Auswirkungen nicht groß spürbar. Der Dieselanteil geht ein bisschen zurück, aber nur bei jenen Modellen, wo es überhaupt eine Alternative gibt. Da muss man sich die Frage stellen, ob es mit der aktuellen Situation etwas zu tun hat oder ob das nicht ein genereller Trend ist. Bei möglichen Fahrverboten in Städten, die immer wieder diskutiert werden, würde der Trend zum Benziner bzw. zu den alternativen Antriebsformen natürlich deutlich stärker werden.

Wie viele Dieselfahrzeuge werden innerhalb der Palette verkauft?

Ebner: Beim Amarok und Crafter sind es 100 Prozent. Auch beim T6 ist der Dieselanteil im gewerblichen Bereich sehr hoch. Bei den Privatfahrzeugen, die bei uns insgesamt nur einen Anteil von 7 Prozent haben, werden vor allem Caddy, aber natürlich auch Multivans als Benziner gefahren.

Dabei gäbe es ja gerade bei VW eine durchaus interessante Alternative in Form von Erdgasmodellen. Warum funktioniert das nicht?

Ebner: Ja, wir haben ein Super-Angebot zu vernünftigen Preisen. Doch das Thema Erdgas funktioniert nur, wenn die Differenz zwischen dem Diesel-und dem Erdgaspreis an der Zapfsäule hoch ist. Und das ist derzeit nicht der Fall. Aber das Thema Erdgas hätte sich auf jeden Fall mehr Kunden verdient.

Das Händlernetz ist bei Ihnen sehr dicht. Wie viele VW-Nutzfahrzeug-Händler gibt es? Haben Sie überhaupt weiße Flecken?

Ebner: Wir haben inÖsterreich 80 Händler, die VW-Nfz vertreiben: Mit ihren Filialen und Agenturpartnern kommen wir auf insgesamt 217 Verkaufsstandorte. Damit haben wir ein sehr stabiles Netz, das gilt auch für die 268 Service-Stützpunkte. Weiße Flecken gibt es nicht. Das dichte Verkaufs-und Servicenetz ist eine unserer großen Stärken. Wir haben eine hervorragende Vertriebsorganisation.

WelcheÄnderungen kommen auf die VW-Nutzfahrzeughändler zu?

Ebner: Die Nutzfahrzeug-Partner benötigen einen Pylon und ein Steckschild sowie ein Serviceschild. Da sind keine Veränderungen geplant.

Und wenn für den Werkstättenbereich eine neue Ausrüstung bei neuen Modellen erforderlich wird, dann handelt es sich um ein überschaubares Ausmaß, da wir auf der Konzernplattform operieren. Was aber sicher notwendig ist, dass manche Betriebe ihre bisherigen 5-Tonnen-Hebebühnen durch solche mit 5,5 oder gar 7 Tonnen Traglast ersetzen.

Was zeichnet gute Nutzfahrzeug-Händler aus?

Ebner: Es gibt Betriebe, die sich stärker engagieren als andere. Diese haben in der Regel auch mehr Vorführ-und Ersatzwagen und können schneller reagieren, wenn zum Beispiel ein Kunde einen Ersatzwagen braucht. Ein Händler, der über ein größeres Neuwagenlager verfügt, profitiert am Ende des Jahres auch von jenen Unternehmern,die noch rasch ein neues Fahrzeug kaufen wollen.


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