Man braucht kein Prophet zu sein, um voraussagen zu können, dass es
bald wieder eine( n) neue( n) Verkehrsminister( in) geben wird. Seit
2000 haben sich 9 Personen an diesem Job probiert, ohne dass eine(r)
davon ein nachhaltiges Vermächtnis hinterlassen hätte.
Die Chancen,
dass sich etwas an der Bedeutungslosigkeit des Ressorts ändern
könnte, stehen nicht zum Besten. In der allgemeinen Diskussion über
Islamisierung bis Digitalisierung hat das Thema Verkehr keinen
Stellenwert. Als Phantastereien einzustufende Zukunftsprognosen wie
zum Thema Elektromobilität lenken von der Realität ab.
Wirtschaftlicher Erfolg und ein funktionierendes Verkehrs-und
Transportsystem sind untrennbar miteinander verbunden. Der Wechsel
auf umweltfreundlichere Technologien darf die volle
Funktionsfähigkeit des Systems nicht infrage stellen.
Umstiegsszenarien müssen daher die normale Nutzung von Fahrzeugen bis
zum Ende ihrer Lebensdauer berücksichtigen. Sollen 2,8 Millionen
Diesel-Pkws in den Müll gekippt werden?
Nicht zuletzt ist Sachlichkeit bei der Veröffentlichung statistischer
Vergleiche gefordert. Seitens des Umweltbundesamtes werden bevorzugt
Stickoxide in Diskussion gebracht. Hier soll der Diesel-Pkw 70
Prozent Anteil haben, schwere Nutzfahrzeuge hingegen nur 11 Prozent.
Seit 1990 sollte sich der Stickoxidausstoß schwerer Nutzfahrzeuge
sogar verringert haben, trotz massiver Steigerungen des
Verkehrsaufkommens, samt technisch veralteten oder kaum gewarteten
Lkws aus den Oststaaten. Irgendwie muss hier ein theoretisches
Berechnungsmodell an der Realität vorbeigegangen sein. Und wenn schon
Vergleiche, dann bitte auch alle anderen Kriterien wie
Gesamtverbrauch (CO2 Partikel usw.
Im Pkw-Bereich ist es vor allem die Wirtschaftlichkeit, die dem
Diesel seinen Erfolg gesichert hat. Diesel machen heute 57 Prozent
des Pkw-Bestands aus und trotz aller Kritik sind es aktuell bei den
Neuzulassungen immer noch 51 Prozent. Schlechtreden mag ein in der
Politikübliches Mittel sein, beim Durchschnittsbürger kommt es, wie
man sieht, nicht an. Wer einen Rechenstift zur Hand nimmt, stellt
fest, dass bei der heutigen Preislandschaft weit über 100.000 km
Fahrleistung nötig sind, bis sich ein elektrisch angetriebener Pkw
gegenüber einem vergleichbaren konventionellen rentiert. Pkws mit
reinem Elektroantrieb machen aktuell 0,31 Prozent am Gesamtbestand
aus, bei den Neuzulassungen sind es 1,5 Prozent.
Es soll schon etwa gleich viele Tankstellen für E- Autos geben wie
normale Tankstellen, nämlich rund 2.500. Der große Unterschied liegt
abgesehen von deren optischer Unscheinbarkeit in der beschränkten
Kapazität (durchschnittlich 3 Kfz) und nicht zuletzt im Zeitbedarf
für die Betankung. Wo die Möglichkeit der häuslichen oder
betriebseigenen Aufladung besteht, sieht die Situation günstiger aus.
Die logische Schlussfolgerung ist aber, dass Elektrofahrzeuge
heutiger Bauart ideale Zweitfahrzeuge oder Lieferfahrzeuge für den
Kurzstreckenverkehr sind.
Ein für Umwelt und Sicherheit wichtiger Bereich, wo dem/r
bedauernswerten neuen Minister/in zwar gesetzliche Kompetenz, aber
keinerlei praktische Handlungsfähigkeit zukommt, sind die
Verkehrsüberwachung und technische Überwachung. Sowohl Exekutive als
auch die technischen Prüftrupps der Landesregierungen sind mit ihren
Aufgaben überfordert. Eine den Verkehr lenkende und organisierende
Polizei gibt es nur in Notfällen und die technischen Kontrollen der
Länder sind ein Tropfen auf den heißen Stein. In beiden Bereichen
wäre es an der Zeit, die rechtlichen Möglichkeiten für private
Hilfsorgane zu erweitern. Warum sollte ein für § 57a geeigneter
Prüfer nicht bei Straßenprüfungen tätig sein dürfen? Bei der Asfinag
sind es bereits private Organe, die den Verkehr in den Leitzentralen
steuern, warum nicht auch in den Ländern und Städten? Wie wäre es mit
Private Partnership in einem Regierungsprogramm?