Unter dem Titel "Zurück zum Rosstäuscher" haben wir in unserem GW&Wirtschaft in der Februar-Ausgabe von AUTO&Wirtschaftüber die
problematische Entwicklung berichtet, wonach Neuwagenhändler ihre
Fahrzeuge abzüglich aller möglicher Boni auf den Gebrauchtwagenbörsen
anbieten. Dabei wird der Verkaufspreis abzüglich Finanzierungsbonus
und abzüglich Eintauschbonus angegeben.
Die Frustration der Kunden,
die ihr Fahrzeug in bar kaufen wollen und kein Eintauschauto
besitzen, ist groß. Die Seriosität der Branche wird zu Recht
angezweifelt, dennoch ist das Thema seither offenbar noch stärker
geworden.
Nun ist eine Wende in Sicht. Michael Gawanda, Leiter des Bereiches
Auto&Motor bei Willhaben und Chef von car4you, sagt dem Thema den
Kampf an: "Das ist nicht korrekt und ist eine Täuschung unserer User.
Die wollen wir nicht vergrämen." Die Angebote werden vom
Sicherheitsteam bei Willhaben überprüft und die Händler darauf
hingewiesen. Im Wiederholungsfall kann es auch zur Sperre kommen.
"Qualität und Transparenz sind uns sehr wichtig", so Gawanda. Nachdem
jene Händler,die solche Angebote einstellen, es nur deswegen tun,
"weil es auch der Markenkollege tut und man deshalb mitspielen muss",
wird die Branche erleichtert sein, dass diese Vorgehensweise
zukünftig nicht mehr zulässig ist. Eine Lösung, die sowohl im Sinne
des Kunden wie auch der Händlers ist.
Das zweite brisante Thema betrifft die Dieselpreise. Wie von mehreren
Händlern bereits beklagt, wird es immer schwieriger, gebrauchte
Dieselfahrzeuge weiter zu vermarkten. Während man dem Käufer eines
neuen Euro-6-Diesels noch die Angst vor Fahrverboten nehmen kann, ist
das bei älteren Fahrzeugen nicht mehr ganz so einfach.
Speziell in der momentanen Situation ist bei Eintäuschen also
Vorsicht geboten. Aufgrund der massiven Stützung, die unter dem
Deckmantel "Ökoprämie" von den Herstellern angeboten wird, ist ein
Preisverfall zu befürchten, wie Mag. Roland Strilka von Eurotax auf
Seite 11 erläutert.
Offenbar gibt es bei den Herstellern nun keine Hemmungen mehr, nahezu
obszöne Rabatte zu kommunizieren. Bis zu 10.000 Euro sind da
mittlerweile möglich. Klar ist das nur bei großen und teuren
Fahrzeugen der Fall. Ob das der Kunde noch unterscheiden kann, ist
allerdings fraglich. Auf das Preisgefüge wird es definitiv
Auswirkungen haben. Das sollten Sie berücksichtigen.