Im August, mitten in der von der Automobilindustrie großteils selbst
losgetretenen Antidieselbewegung, verabschiedete sich der heimische
Autohandel von Helmut Destalles (80). In seiner liebenswürdigen Art
vertrat der Linzer bis zuletzt das Brancheninteresse, was er selten
bedankt bekam.
Still standen die Weggefährten an seinem Grab und schweigend nehmen
sie auch die wachsenden Belastungen von Industrie und Politik hin.
Dabei laufen angesichts der unheilvollen Preisentwicklung von
Dieselfahrzeugen - sowohl NEU als auch GEBRAUCHT und insbesondere im
LEA-SINGBEREICH -viele Autohausbetreiber in eine existenzbedrohende
Gefahr, warnt Einzelhandelssprecher Josef Schirak (80). Leider wahr,
aber kaum einer nimmt seine zahlreichen Stellungnahmen und Warnungen
zur derzeitigen Eskalationsgeschwindigkeit ernst. Viele sind ermüdet
davon, weil in der Sache ohnehin nichts weitergeht. Hersteller und
Importeure vertreten ihre eigenen Standpunkte, weshalb auch kaum ein
Markenhändlerbetrieb -abgesehen von nebulosen und inhaltslosen
Floskeln - derzeit klare Aussagen dazu erfährt.
Der Digitalisierung wird das Wort gesprochen, und das ist dem lokal
tätigen Autohandel bis dato weitgehend entzogen. Den Herstellern
nützt dieses Zauberwort bei der Bereinigung ihrer Händlernetze.
Mittels digitaler Kommunikation beziehen sie den Kunden immer
direkter in den Serviceprozess ein. Und der Autonutzer macht, was ihm
das System vorschreibt. Autobesitz wird immer unbedeutender und damit
schwindet auch der Einfluss regional verankerter Markenbetriebe auf
ihre Kunden.
Das wird speziell für alle traditionsverhafteten Unternehmen gelten,
die sich beharrlich der Digitalisierung verschließen. In der
wuchernden politischen Gemengelage entwickelt sich das Auto in der
Öffentlichkeit zum größten Übel und wir Wegbereiter der Mobilität
sind zu Umweltsündern gestempelt. Hersteller undImporteure blasen
mittels Eigenzulassungen indes weiter ihre Statistikzahlen auf,
obwohl das Misstrauen der Autokäufer gegen den Dieselantrieb immer
kritischer wird und die Nachfrage nach Benzinern und
Alternativantrieben die reale Kompensationskraft fehlt.
Das stört aber niemanden in der Autoverkaufswelt und wie aus
Fahrzeugdaten neue Geschäftsmodelle werden, interessiert nur
sekundär. Wo politisch unverblümt ein Verkaufsverbot für
konventionell betriebene Pkws gefordert wird, greifen die Argumente
von Funktionären alten Schlages mit ihren kammerorientierten Reflexen
einfach zu kurz. Strikt eingeschränkte Konsumentensouveränität
verschiebt in der Regel die Marktergebnisse zuungunsten der regional
aufgestellten Wirtschaft. Eine Vielzahl verschiedener Nutzungsprofile
wird verunmöglicht. Aber das Geschäft läuft ja eh, gibt sich der
Fahrzeughandel der Veränderung widerstandslos hin. Also verebben die
Warnrufe im Meer der Bedeutungslosigkeit.
Da unsere von Funktionären in Wort und Schrift betonte und von Taten
leider weniger beherrschte Autowelt auf Kritik insgesamt gerne
sensibel reagiert, wende ich zu meiner persönlichen Erläuterung einen
kompliziert klingenden sprachwissenschaftlichen Begriff an: Meine
Dysphemismen betreffen Dinge, Ereignisse und Zustände. Im Gegensatz
zu eindeutigen Schimpfwörtern haben meine allenfalls pejorativ
verwendeten Ausdrücke respektvollen und scherzhaften Charakter!
Mit dieser Nuancierung unterstütze ich (65) weiterhin das Wirken vom
Schlage Schirak, Edelsbrunner, Kerle&Co. und wünsche unserer
Kfz-Branche einen gelungenen Start in die zweite Jahreshälfte.
Da in absehbarer Zeit keine Roboter die menschliche Fachkraft im
Autohaus ersetzen können und schon gar nicht den Funktionär,
appelliere ich an die junge Generation, Bewährtes fortzusetzen und
auszubauen. Wir von AUTO&Wirtschaft tragen im Sinne von Lederers
Medienwelt dazu bei!