Die Tourismusregionen in den heimischen Bergen werben gerne mit Attributen wie Natürlichkeit, Authentizität und Ursprünglichkeit. Das ist klug, suchen die einheimischen und ausländischen Urlauber doch genau dieses Flair. Doch sobald man selbst in ein sogenanntes Alpenhotel eingecheckt hat, spürt man den Nepp an dem Schmäh. Wenn nämlich nur eines von zehn Hotels in den Bergen beim "Bauern-Genuss-Frühstück" einen echten Bergkäse aus der Region auftischt, dann ist das alles andere als ein Zeichen für naturnahen Genuss, der die nachhaltige Leistung der regionalen Produzenten hochhält. Stattdessen ist die übliche Gauda-Emmentaler-Stangenware der Standard, der ein geschmackloses Zeugnis über den Anspruch der Hotelbetreiber an den Tag legt. Klar, man mag sich am Mehrheitsgeschmack orientieren, der Kunde ist schließlich auch hierzulande König und Österreich alles andere als eine Servicewüste. Und wenn der Großteil nun mal nach gelber Fadesse verlangt -was stark zu bezweifeln ist -dann wird eben geschmackliche Tristesse geliefert. Gerade in Zeiten, in denen die gesunde, regionale und nachhaltige Ernährung in aller Munde ist, dürfte man die Gäste also auch ungefragt etwas herausfordern - insbesondere in lukullischer Weise, schließlich sind Bergkäseund Speck doch starke kulinarische Aushängeschilder unserer Bundesländer. Und nicht der Pressschinken, die Diskonter-Butter oder eben der Stangenkäse. Insofern wären die Tourismusverbände gut beraten, wenn man im Auftrag der Gästezufriedenheit auf die Frühstücksvielfalt einwirken und so gleichzeitig den geschmacklichen Horizont der Gäste und die Arbeit der Bauern in der Nachbarschaft fördern würde. Das wäre nachhaltig und authentisch. Und zwar wirklich. Im Übrigen könnte es dazu auch nicht schaden, wenn die Servicekräfte der Hotels, Pensionen, Alm-und Alphütten auch eine grundlegende Ahnung davon hätten, wie nun die Berge im Umkreis heißen, wie lange man über diesen beziehungsweise jenen Weg ins Tal geht und ob man dann eh dort ankommt, wo man hin möchte. Trotz hervorragenden Kartenmaterials bleiben solche Fragen vielerorts derzeit nämlich achselzuckend unbeantwortet. Und das ist nicht nur für den Gefragten peinlich ...

Pascal Sperger Chefredakteur