Rainer Zietlow ist achtfacher Rekordhalter bei Langstreckenfahrten.
Sein letztes Projekt führte in drei Tagen und fünf Stunden von der
Hauptstadt des Senegal bis auf den Roten Platz nach Moskau. Wir haben
nach der Rekord-Tour mit ihm über Pinkelpausen, verspätete Fähren und
sein soziales Engagement gesprochen.
Ggemeinsam mit zwei russischen Journalisten sind Sie in drei Tagen,
vier Stunden und 54 Minuten von Dakar nach Moskau gefahren. Wie habt
Ihr euch im Auto organisiert? Gab es fix durchgetaktete Schlaf-,
Essens-und Fahrpläne?
Nein, bei dieser relativ kurzen Tour mussten wir uns nicht an feste
Wechselzeiten halten. Ich bin etwa zwei Drittel der Strecke gefahren,
die anderen zwei haben mich hauptsächlich nachts und im Morgengrauen
abgelöst.
Was ist, wenn wirklich mal einer "muss"?
Dann wird angehalten, klar -aber nur kurz.
Und was isst man auf der Jagd nach Rekorden?
Wir haben uns von dem ernährt, was die Tankstellen so zu bieten
hatten, gegessen wurde während der Fahrt.
Hand aufs Herz: Geht man sich nach drei Tagen gemeinsam im Auto nicht
auch unglaublich auf die Nerven? Kann man sich da sprichwörtlich noch
gut riechen?
Bei einer Rekordfahrt hat jeder seine Aufgabe, auf die er sich
konzentrieren muss. Daher gibt es keinenÄrger. Und nach drei Tagen
ist das mit dem Körpergeruch auch noch nicht so wild.
Was war der kritischste Moment auf den 7.995 Kilometern? Fährt die
Angst auf eine gewisse Weise auch immer mit?
Nicht unbedingt Angst, aber Respekt -vor der Nachtfahrt, den Zeiten,
wenn ich nicht am Steuer sitze, und insbesondere zwischen vier und
sieben Uhr in der Früh. Der kritischste Moment war jedoch, die Fähre
in Tanger zu kriegen, die uns nach Spanien übersetzte. Um neun Uhr
mussten wir an der Anlegestelle sein, um 8.59 Uhr haben wir die
Hafeneinfahrt passiert. Pech für uns, dass die Fähre mit zwei Stunden
Verspätung von Tarifa kommend anlegte ... Aber wir hatten dennoch
Glück: Zwei Tage vorher ist sie überhaupt nicht gefahren!
Im Vergleich zur Vorbereitungszeit war die Fahrt wahrscheinlich sehr
kurz? Wie lang tüfteln Sie an der Route, dem Auto und der
Organisation, bis es losgeht?
Ja klar, drei Tage sind schnell vorbei. Die Vorbereitungszeit für so
eine Tour dauert etwa ein halbes Jahr.
Ihr habt zehn Länder durchquert: Gab es aufgrund des auffälligen
Wagens an den Grenzen auch außergewöhnliche Szenen? Oder hilft ein
offizieller Rekordversuch bei der Ein-und Durchreise?
Klar hat unser optisch auffälliger Amarok an den Grenzen für
Aufmerksamkeit gesorgt. Trotzdem wurden wir an allen Grenzen
professionell und mehr oder weniger zügig abgefertigt. Sehr geholfen
hat uns unsere Landkarte als Aufkleber am Wagen, anhand der wir jedem
Grenzer, den es interessiert hat, unsere Route aufzeigen konnten.
Warumüberhaupt diese Rekordjagd, es ist mittlerweile ja ihr achter
Rekord? Was motiviert Sie?
Ich denke, es ist dieselbe Motivation wie bei einem
Extrem-Bergsteiger. Der sucht sich auch immer neue Gipfel.
Der Amarok V6 wurde mit einem zusätzlichen 300-Liter-Tank
ausgerüstet. Wie hat das die theoretische Reichweite verändert?
Normalerweise reicht der reguläre Tank für etwa 500 Kilometer. Der
Zusatztank hat unseren Radius um 1.800 Kilometer erweitert
-theoretisch. Wir haben das aber nie ausgereizt.
Die Unterstützung der SOS Kinderdörfer ist Ihnen seit der ersten
Rekordfahrt im Jahr 2005 ein großes Anliegen. Glauben Sie, dass es
heutzutage solche Abenteuer braucht, um auf die Arbeit der
Organisation hinzuweisen und sie nicht in Vergessenheit geraten zu
lassen?
Natürlich! Jede Aktion, die die SOS Kinderdörfer ins Gespräch bringt,
hilft. Es ist für mich eine Ehre, schon so lang mit der Organisation
zusammenarbeiten zu dürfen. Es macht mir auch jedes Mal großen Spaß,
die Kinderdörfer auf der Scouttour zu besuchen. Dafür nehme ich mir
auch genügend Zeit, meistens plane ich mehrere Stunden ein. «