Autos und Mode tun immer häufiger, als ob. Ein neuer Trend nennt
dieses Phänomen "Gorpcore".
Kürzlich fiel mir im Urlaub ein Modejournal in die Hände. Beim
Durchblättern stach mir ein Foto besonders ins Auge. Es zeigte einen
Anorak, der aus einer halben Daunen-und einer halben Jeansjacke
bestand. Was ist denn das, fragte ich mich. Ein Ganzjahres- Hybrid
für den Oberkörper? Nein, wie mirdie Story verriet, ist die Jacke
ein Produkt eines neuen Phänomens, bei dem Modedesigner funktionale
Outdoor-Sportkleidung mit gewöhnlicher Alltagskluft vernähen. Das
Slang-Onlinewörterbuch Urban Dictionary hat mit der Bezeichnung
"Gorpcore" bereits einen Namen dafür gefunden. Ich muss zugeben, auch
die anderen Bilder von den Models im grauem Prada-Anzug und bunten
Wasserschlapfen und einem Seilkarabiner als Hosenaccessoire sowie die
Fotos von den Mädels in eleganten Abendkleidern mit Bergschuhen an
den Füßen haben mich lange erheitert. Und mir ist klar geworden: Wer
den Gorpcore-Lookim Sinne der Designer meistern will, sollte sich
beim Einkaufen und Gassi gehen idealerweise so kleiden, als würde man
sich im Basislager des K2 befinden. Sie fragen sich, warum ich das
hier in diesem Magazin thematisiere? Ganz einfach, in der
Automobilbranche gibt es einen ähnlichen Trend. Denken Sie an die
waschechten Allradler mit Sperrdifferenzial, Untersetzungsgetriebe,
Unterfahrschutz und Seilwinden, die Gelände bezwingen, in dem manch
einer nicht einmal mehr zu Fuß weiterkommt. Und dann denken Sie an
die sogenannten City-Cross-Over mit Frontantrieb. Die kommen auch
immer häufigerim Country-und Offroad- Style daher, dick beplant mit
Schweller-Schutz und angedeutetem Unterfahrblech, stoßen aber bereits
bei leichter Schneefahrbahn oder einer höheren Bordsteinkante an ihre
Grenzen. Auch das ist Gorpcore, auch wenn die Autobauer dafür noch
keinen Namen gefunden haben. Denn dabei wird ja auch ein mehr oder
minder elegantes Straßenfahrzeug mit dem Look einer geländegängigen
Arbeitsmaschine gekreuzt. Doch ist das wirklich sinnvoll? Schließlich
bestimmen Optik und Funktionalität einen Großteil des
Produktcharakters. Bei solchen Extrem-Kombinationen bleibt aber
entweder die Eleganz oder Funktionalität auf der Strecke -und das
gilt sowohl für Kleidung als auch fürs Auto. «