Sir Ernest Shackletons Wagemut machte ihn Anfang des 20. Jahrhunderts zum berühmten Mann. Doch es waren weniger die wissenschaftlichen Beiträge, die dem britischen Polarforscher Ruhm und Ehre einbrachten, sondern sein vorausschauendes Verhalten in einer gescheiterten Situation. Bei seiner dritten von insgesamt vier Expeditionen in die Antarktis, die als "Endurance Expedition" in die Geschichtsbücher eingegangen ist, wurde das Schiff im Packeis des Wendell Meers eingeklemmt und durch den Druck förmlich zerquetscht. Die Männer saßen fest und harrten insgesamt zwei Monate auf einer Eisscholle in einem provisorischen Camp aus. Sie hofften, durch den Eisdrift RichtungFestland zu treiben, kamen aber nur knapp 100 Kilometer an eine Insel heran. Die Eisscholle zerbrach und Shackleton beschloss, in den mitgeführten Booten Richtung Elephant Island loszurudern, dabei verzichtete er auf seine Handschuhe und lieh sie einem Kollegen. Nach neun Tagen rudern standen sieerstmals nach knapp eineinhalb Jahren, nachdem sie Großbritannien in Richtung Antarktis verlassen hatten, wieder auf festem Untergrund. Alle Mannschaftsmitglieder überlebten und Shackleton wurde in der Heimat als Held gefeiert, auch wenn er sein Ziel, die Nord-Süd-Durchquerung der Antarktis nie geschafft hatte.

Kerosin im Dieseltank

Patrick Bergel, Urenkel von Shackleton, wollte damit aufräumen und nahm sich den 100. Jahrestag der "Endurance Expedition" zum Anlass, die Mission seines Urgroßvaters zu beenden - freilich komfortabler und schneller. Er griff deshalb auf einen von Arctic Trucks umgebauten Hyundai Santa Fe zurück, der mit Portalachsen, Geländeuntersetzung, 37-Zoll-Pneus mit einem Reifendruck von nur 0,14 bar, Standheizung und einem 230- Liter-Zusatztank aufgefettet wurde. Der serienmäßige Allradantrieb und der 2,2-Liter-Dieselmotor blieben technisch unangetastet, letzterer wurde allerdings mit Jet-A1, sprich Flugzeug-Kerosin, betrieben, das bis minus 47 Grad Celsius kältesicher ist und im Gegensatz zu Diesel nicht ausflockt. Und der Urenkel hat"s geschafft, in 30 Tagen durchquerte er im "Santa Schnee" die Antarktis. Das hat Respekt verdient, Heldenstatus wie sein Opa, wird er damit aber nicht erreichen ... «