Durch Spezialisierung auf den immer wichtigeren Bereich Diagnose
könnten Werkstätten auch in Zukunft sehr gut bestehen, sagt Dr.-Ing.
Markus Heyn, der bei Bosch unter anderem auch für den Aftermarket
zuständig ist.
A&W: Gibt es weltweit irgendein Auto, in dem kein einziger Teil von
Bosch verbaut ist?
Heyn: Ich habe mir die Frage auch schon gestellt und kann sie ehrlich
gesagt nicht ganz präzise beantworten, mir ist zumindest kein Auto
bekannt. Sicher ist, dass wir nicht nur mit etablierten Herstellern,
sondern auch mit neuen, jungen Playern auf dem Markt, die noch keine
längere Historie haben, zusammenarbeiten.
Wie hat sich der Anteil der Bosch-Teile in einem durchschnittlichen
Auto in den vergangenen Jahrzehnten verändert? Und wie wird das in
Zukunft sein?
Heyn: Die Bandbreite ist sehr groß, es werden bei jedem Fahrzeug
dreistellige Summen sein, bei manchen auch vierstellige. Ob es
weitere Steigerungen geben wird, hängt davon ab, welche Technologien
sich in Fahrzeugen durchsetzen werden. Wenn also das automatisierte
Fahren kommt, wird auch unser Anteil an den verbauten Komponentensteigen. Obwohl schon heute sehr viele elektrische und
teilelektrische Systeme von Bosch in Fahrzeugen verbaut sind, sehe
ich gute Chancen, den Anteil noch weiter zu steigern.
Sie sind auch für den Aftermarket zuständig. Was wird sich für die
Werkstätten ändern?
Heyn: In den nächsten Jahren wird das Upgrading von Fahrzeugen, die
schon in der Hand der Kunden sind, mehr und mehr an Bedeutung
gewinnen. Ein Flash, also das Aufspielen einer neuen Software, wird
dann bestimmte Funktionen ermöglichen. Ähnlich wie beim Update eines
Smartphones. Es ist klar, dass die Werkstätten dafür entsprechend
geschult werden und das dazugehörige Knowhow besitzen müssen, denn
schließlich geht es dabei unter anderem um das Thema Sicherheit im
Fahrzeug. Wir von Bosch werden schon jetzt von Kunden gebeten, solche
Lösungen zu entwickeln. Das wird sicher weiter zunehmen. Aber
natürlich dauert es eine gewisse Zeit, bis sich diese Entwicklungen
signifikant durchsetzen.
Das heißt, Werkstätten könnten sich auf diesen Bereich
spezialisieren, um sinkende Margen aufzufangen, wenn z. B. wegen
eines höheren Anteils an Elektroautos weniger Motoröl verkauft wird?
Heyn: Ja. Wir wollen dieses Wissen schon jetztüber unser
Werkstatt-Netzwerk unter die Experten bringen, da es für zukünftige
Fahrzeuge Voraussetzung sein wird. Da auch die Diagnose zunehmend
komplexer wird, ergeben sich hier auch Wachstumschancen für unser
Geschäft.
Welche Rolle spieltÖsterreich in Ihrem Bereich?
Heyn:Österreich hat sich in den vergangenen Jahren als erfolgreicher
Entwicklungsstandort für Bosch etabliert. Deshalb haben wir auch
unsere dortigen Entwicklungsaktivitäten weiter ausgebaut,
beispielsweise mit der Erweiterung des Engineering Centers in Linz
oder der Vergrößerung des Wiener Software-Entwicklungsteams, das
Projekte im Bereich "Smart Home" und "Smart Mobility" vorantreibt.