Ich gebe zu, dass ich nicht nachgeschaut habe, als ich aus dem Tesla Model S ausgestiegen bin. Denn schon warteten die Kollegen aus England und Italien, um in das schwarze Fahrzeug einzusteigen. Es ist eines der wenigen Autos im Bosch-Fuhrpark, das schon zum autonomen Fahren geeignet ist. Was ich nicht nachgeschaut habe? Ob nicht doch irgendwo versteckt ein kleiner Mann sitzt, der das Auto lenkt - wie seinerzeit beim "Schachtürken", der im Wien des späten 18. Jahrhunderts für Aufregung sorgte und der (wie später herauskam) von einer kleinwüchsigen Person bedient wurde.

Am Testgelände und auf Autobahnen Doch natürlich ist Bosch über jeden Verdacht erhaben: Und es ist in der Tat beeindruckend, was man in so einem Fahrzeug erleben kann -wenn auch vorerst nur als Passagier, denn am Platz links vorn dürfen vorerst nur die Techniker selbst sitzen. Vorerst geht es noch ganz normal vom Parkplatz weg auf die Testrunde: Ein "M"(wie manuell) in einem Kreis des großen Displays zeigt dem Fahrer, dass er selbst verantwortlich ist. "Noch 1,6 km", steht daneben - es wird also spannend. Denn noch ist nicht das gesamte Gelände des Testzentrums in Baden-Württemberg so genau digital erfasst, dass man überall autonom fahren könnte. Der große Bildschirm zeigt ganz genau, was das Auto über die vielen Sensoren "sieht", und dann erscheint auch schon das "A": Jetzt darf sich der Fahrer entspannen, muss davor aber noch mit beiden Händen am Lenkrad bestätigen, dass er das Kommando ans Auto übergibt.

Auto greift ein, wenn dem Lenker etwas passiert

Das Lenkrad bewegt sich wie von Geisterhand, das Auto fährt in sauberen Bahnen um jede Kurve, bergauf, bergab -bis wieder ein Hinweis kommt: "Noch 500 m", steht auf dem Bildschirm, "Noch 300 m" wenig später. Dann kommt ein Ton, der immer lauter wird -das Ende der Teststrecke naht. Würde der Fahrer jetzt nicht eingreifen, würde das Auto an die Seitefahren und einen Alarm senden: Dem Fahrer könnte ja irgendetwas passiert sein, während das Fahrzeug autonom unterwegs war.

Es sind freilich nicht nur kurze Bereiche in Boxberg, wo solche Autos ohne menschliches Zutun fahren, sondern auch auf den Autobahnen im Raum Stuttgart sieht man sie immeröfter. "Mit maximal 130 km/h", sagt der Techniker, der das Projekt bei Bosch betreut.

Noch ist das System nicht für Kunden in der Autoindustrie freigegeben: Doch Dr. Ralf Bulander, Geschäftsführer des Bereichs "Mobility Solutions" bei Bosch, schätzt, dass autonom fahrende Autos etwa ab der Wende zur nächsten Dekade auf den Straßen auftauchen werden - dann auch in der Hand von Kunden. Bis dahin will Boschnicht nur (gemeinsam mit Partnern) digitale Karten erstellen, damit das Auto bis auf wenige Zentimeter genau weiß, wo es sich befindet. Und auch das "Gehirn" der Fahrzeuge soll bald serienreif sein: Dieses soll in der Lage sein, die vom Auto generierten Daten - bis zu 1 Gigabyte pro Sekunde -zu verarbeiten und daraus die richtigen Entscheidungen zu treffen. Der Rechner soll bis zu 30 Billionen Rechenoperationen pro Sekunde schaffen.

Gezeigt wurden in Boxberg auch Autos, mit denen der reale Schadstoffausstoß gemessen wird: Ab September gilt ja die Abgasnorm Euro 6, unter "real driving emissions" RDE. Damit sollen Diesel auf der Straße noch weniger Stickoxide emittieren.