Monat für Monat und gegen jeden noch so heftigen politischen Sturm
wachsen nahezu überall die Pkw-Neuzulassungszahlen. Glaubwürdige
Markenführer gehen ebenso wie weniger gefragte Marken in den
Marktanteilskampf.
Längst sind alle Skrupel gefallen!
Tageszulassungen und durch die EU-Gesetzgebung mögliche
Mehrfachzulassungen ein und desselben Fahrzeugs in verschiedenen
Ländern lassen die Stückzahlen vagabundieren und die Margen gegen
null sinken -Listenpreise sind längst Makulatur!
Ich schreibe gegen diese allemal den Markt verzerrenden Vorgang der
Hersteller und Importeure seit Jahrzehnten an. Die Markenhändler
nehmen es als Diktat und die Politik nutzt es als Argument zu neuen
Steuerbelastungen -dem Klima-und Umweltschutz zuliebe!
Doch was lese ich mit zunehmender Dichte? Die VW-Belegschaft in
Bratislava streitet im Juni für 16 Prozent Lohnplus und kündigt an,
den Streik bis über die Werkferien auszudehnen. BMW musste gleich
rund um die Welt vier Produktionswerke abstellen, weil ausgerechnet
Bosch Teile nicht liefern konnte. Kein Wehklagen, keine Proteste wie
sonst üblich. Mercedes will auf E-Autoproduktion umrüsten, das
konservative Personal protestiert dagegen. Die Gewerkschafter üben
sich als Steigbügelhalter für den Produktionsstopp. Das ist der
stille Weg zur Rücknahme von Produktionskapazitäten, die Vorstufe zu
weiteren einschneidenden Maßnahmen.
Die nächste Hiobsbotschaft kommt aus Frankreich für Volkswagen. Dort
wurden einige hunderttausend Fahrzeuge vermarktet, ohne im
Berichtszeitraum auf die Straße gelangt zu sein. Den ansonst in der
Abgasaffäre so harschen Medien ist die kleine Spiegel-Meldung nicht
weiter aufgefallen.
Die Tageszulassungen geraten mehr und mehr außer Kontrolle und die
ohnehin übersättigten Märkte sind nicht weiter aufnahmefähig. Also
bedient man sich zum Beispiel willfähriger Gewerkschaften, die
Tatsache absatzkranker Märkte verschleiern helfen. Die Aktienkurse
dürfen nicht belastet werden.
Während der vielen Jahre, in denen ich über diese Marktszene
berichte, gaben mir nahezu alle mit dem Autohandel beschäftigten
Manager recht, den Unsinn mit den Scheinzulassungen zu unterlassen.
Vergebens! Die Strategien der Desinformation sind vielfältig: Nicht
die widerlegte Tatsache ist die Geschichte, sondern die Fälschung.