Auch der Kuga zählt zu jenen Modellen, die sich daran messen lassen müssen, wie bequem sich Kindersitze montieren lassen, wie leicht die Getränkekisten in den Kofferraum passen (der Kuga war seinerzeit das erste Modell, bei dem eine Fußbewegung unter der Stoßstange reichte, um Zugang zum großen Laderaum zu bekommen, auch mit komplett voll gepackten Händen) und ob die Oma die Einstiegshöhe meistern kann. Es ist es das gute Recht jedes Interessenten, im Vorfeld einer so großen Anschaffung zu vergleichen, in diesem Fall mit Kombi-Modellen am oberen Ende der Kompakt- und am unteren Ende der Mittelklasse, wobei das ein Part ist, den in vielen Fällen die weibliche Hälfte übernimmt, während die männliche Abteilung mehr nach Prestige und Freizeittauglichkeit, Stichwort Allrad und Anhängelast, strebt und da hat das SUV nun mal alle Trümpfe in der Hand.

Ist es ein Ford Kuga, der es in die innerfamiliäre Endausscheidung schafft, so kann dieser seit wenigen Monaten mit einem großen Facelift, das sich rein äußerlich durch die neugestaltete Front und die modifizierten Heckleuchten zu erkennen gibt, punkten. Auffällig dabei das elegante Tagfahrlicht und ganz neu der dank seiner Wabenstruktur besonders gelungene Kühlergrill, der allerdings die Wahl des Topmodells Vignale voraussetzt. Ford spricht in diesem Zusammenhang gerne von der Vignale-Familie, die nicht nur noch besser aussieht als die Standardmodelle, sondern auch entsprechend teurer ist und viele zusätzliche Serviceleistungen inkludiert.

Nur wer sich schon zuvor einmal mit dem Thema Kuga auseinandergesetzt hat, entdeckt all den Aufwand, den Ford in die Neugestaltung des Fahrerplatzes gesteckt hat. Nie war die Bedienung des Kuga so selbsterklärend wie heute und das, obwohl das Facelift das Elektronikangebot natürlich erweitert und nicht reduziert hat. So ist jetzt SYNC3 erstmals mit an Bord. Interessant speziell für all jene, die lieber mit ihrem Auto reden, als während der Fahrt Tastenkombinationen einzugeben. Zugegeben immer nochetwas gewöhnungsbedürftig, aber ist die erste Scheu erst einmal abgelegt, gilt es beim Gedankenaustausch mit dem Kuga nur etwaige Mitreisende zu berücksichtigen. Wer einigermaßen klar spricht und mit der Grammatik nicht zu sehr auf Kriegsfuß steht, darf damit rechnen, dass die Sprachbefehle nicht nur verstanden, sondern auch umgesetzt werden. Wer lieber tippt und wischt, wird den neuen größeren Touchscreen erfreut zur Kenntnis nehmen, während selbsternannte 180-Grad-Dreher den Verlust der manuellen Handbremse mit einer Schweigeminute zubringen, nicht wissend, dass auch die elektronische Handbremse für allerlei Blödheiten taugt.

Geht es um das Thema Parken, so dürfen sich all die Felgenvernichter unter uns über einen bestens geschulten Assistenten freuen, der Parkplätze nicht nur erkennt, sondern auch in sie hineinfindet, ganz egal, ob sie längs oder quer angelegt sind. Nur schneller als ein einigermaßen routinierter Autofahrer ist der Parkassistent auch nicht. Noch weiter rein in das elektronische Labyrinth, ohne das längst kein SUV mehr auskommt, gelangt nur, wer beispielsweise nach einem Wintereinbruch im April damit konfrontiert ist, dass am Schotterweg zum heimatlichen Domizil ein paar tiefer als sonst herunterhängende Äste zu einer überraschenden Notbremsung führen. Active City Stop sagt Ford zu diesem System, das in der Stadt wesentlich besser aufgehoben ist als auf einer Forststraße. Abhilfe schafft hier nur ein entsprechend geschulter Gasfuß, der den Kuga nach vorn katapultiert, wodurch das Astwerk elegant zur Seite gedrückt wird.

Da wie dort eine Gemeinheit ist das schon aus anderen Ford-Modellen bekannte My-Key-System, das es, richtig scharf gestellt, erlaubt, nicht nur die Höchstgeschwindigkeit für den Nutzer des Zweitschlüssels zu limitieren, sondern auch das System dazu befugt, eingehende Anrufe trotz Freisprecheinrichtung während der Fahrt zu unterdrücken und zu allem Überfluss auch noch die Radiolautstärke zu limitieren beziehungsweise die Musikanlage ganz außer Betrieb zu setzen, wenn nicht jede mitfahrende Person angeschnallt ist. Wer jetzt sagt, er würde seine Kinder damit nicht schützen wollen, der lügt und da nehme ich mich selbst auch nicht aus, weil es maßvoll eingesetzt wirklich Sinn macht. Gerüchten zufolge soll das My-Key-System nicht nur als Jugendschutz, sondern auch innerhalb der Erziehungsberechtigten zur Anwendung kommen.

Für den Vortrieb ist auch beim neuen Kuga nicht die Elektronik verantwortlich, ganz im Gegenteil. Mit dem 180 PS starken 2,0-Liter-Dieselmotor unter der Haube ist er geradezu üppig motorisiert, ein Eindruck, den das automatisierte Sechsganggetriebe zusätzlich unterstützt. Von super gemütlich Dahinrollen über zügiges Cruisen bis hin zu sportlicher Kurvenhatz ist alles möglich und genau dort, wo es beginnt, richtig Spaß zu machen, gelingt es dem Kuga, sich entscheidende Meter von den meisten Mitbewerbern abzusetzen. Bei allem Sicherheits-, Komfort- und Wirtschaftlichkeitsdenken hat Fordnicht auf ein paar sportliche Gene verzichtet. Das merkt man beim Einlenken, beim kraftvollen Anbremsen und auch beim Rausbeschleunigen. Weil wir es nun eben mal mit einem SUV zu tun haben, gelingt das alles nicht nur auf trockener und dank Allrad auch auf nasser Straße, sondern auch auf Schotter,Erde und auf jeder Menge Schnee. Unterstützt wird die in sehr sicheren Bahnen dargestellte Agilität durch eine ziemlich perfekte Fahrwerkabstimmung. Es ist ein bisschen so, als ob Ford dem Kind im Manne die Chance geben wollte, auch mit einem Kompakt-SUV glücklich und nicht nur zufrieden zu sein.

Da die sportlichen Kilometer im Alltag kaum ins Gewicht fallen, wird kaum jemand mehr als acht Liter auf 100 Kilometer verbrennen, viel weniger aber auch nicht, deswegen jedoch zu einer schwächeren Motorisierung zu greifen, müsste auch mit dem Wechsel auf das manuelle Schaltgetriebe einhergehen, da dieses einfach besser zur 150-PS-Dieselversion passt. Ein Schritt, der ein wenig Souveränität raubt, ohne dabei den Charakter des Kuga zu verändern. Noch schwieriger ist es, die Komfortausstattung zu definieren. Natürlich macht die Vignale-Version, ergänzt um 19-Zoll-Leichtmetallräder, Fahrer-und Winterassistenzpaket, Navigationseinheit und adaptivem Tempomaten viel Freude, doch das wichtigste Extra ist zugleich mit 839 Euro auch eines der günstigsten, gemeint ist hier das Schiebedach. Ein glücklich stimmender Ford Kuga ist in Zahlen ausgedrückt ab rund 40.000 Euro zu haben, ein Kuga Vignale mit nahezu allen Extras an Bord bringt es auf rund 53.000 Euro.