Vignale steht ab sofort für die Spitze im Ford-Angebot.
s ist noch gar nicht lang her, da beschränkte sich das
Ford-4x4-Angebot zumindest bei den Serienmodellen auf den Kuga und
den Ranger Pick-up. In weniger als zwei Jahren ist es Ford gelungen,
die neuen Modelle von Mondeo, Galaxy und S-Max ebenso optional mit
vier angetriebenen Rädern auszustatten wie den Focus, der dies
zumindest beim Topmodell serienmäßig bietet. Lieferbar ist auch der
Transit mit 4x4-Technik und an einer Lösung für den kompakteren
Transit Custom wird aktuell gerade intensiv gearbeitet. Dieses extrem
breit aufgestellte Engagement erklärt vielleicht auch, warum sich
Ford beim neuen Topmodell einer Basis bedient hat, die ursprünglich
eigentlich für den nordamerikanischen Markt entwickelt worden war und
dort stets einen Spitzenplatz im Segment einnimmt. Diese Abstammung
kann der Edge, dessen Europa-Modelle in Kanada vom Band laufen, auch
nicht verleugnen, zumindest optisch nicht. Unter der Haube sieht die
Situation schon ein wenig anders aus und wenn es um Fahrwerk und
Reifen geht, eint das amerikanische und das europäische Modell gar
nur noch der Markenname. Gute Voraussetzungen also, um künftig in
einer Marktnische Fuß zu fassen, die aktuell von Hyundai Santa
Fe/Grand Santa Fe sowie Kia Sorento einerseits und den Topmodellen
der Kompaktklasse, wie sie von Audi, BMW, Mercedes-Benz oder Land
Rover angeboten werden, geprägt wird. Größentechnisch ist der Edge
mit knapp mehr als 4,8 Meter Länge irgendwo mittendrin angesiedelt,
bei der Transportkapazität beschränkt er sich auf fünf Personen.
Die haben dafür reichlich Bewegungsfreiheit und mit mindestens 600
Liter Kofferraumvolumen auch genug Platz fürs Gepäck. In der ersten
Reihe fühlt sich der Edge, bedingt durch die weit entfernte Scheibe,
ein wenig wie ein sportlicher Van an, ein Raumgefühl, von dem auch
die zweite Reihe profitiert. Unterstützend wirkt dabei das großzügige
Glasdach, das sich zu einem Großteil auch öffnen lässt. Nur wer diese
Funktion nutzt, bemerkt, wie viel Arbeit Ford beim neuen Edge in die
Geräuschdämmung investiert hat, wobei damit nicht der Motor gemeint
ist, der seinen Dienst recht ruhig absolviert. Gelungen, weil im
Vergleich zu früheren Modellen auch hinsichtlich der Knöpfe deutlich
reduziert, zeigt sich die Armaturenlandschaft, die nicht ganz
zufällig jener des neuen Mondeo ähnelt. Top auch die verwendeten
Materialien, was zum Teil auch an der Topausstattung "Vignale" des
Testwagens lag. Wennman es genau nimmt, handelt es sich eigentlich
nicht um die Topausstattung, sondern um eine eigene Modellreihe, die
nicht nur maximalen Komfort, sondern auch viele weitere Vorteile in
Hinblick auf das Serviceangebot für Kunden bereithält. Speziell die
gekühlten Alcantara-Leder-Sitze vermögen hier zu gefallen genauso wie
die feine Materialauswahl und ist das Gestühl erst einmal richtig
eingestellt (selbstverständlich elektrisch), passt auch die Ergonomie
perfekt. Der Wahlhebel für das Doppelkupplungsgetriebe liegt gut in
der Hand und in langsamen Passagen ist die mit dickem Leder verzierte
Mittelkonsole eine gute Ablage für den rechten Arm. Generell
vermittelt der Edge-Innenraum das Gefühl, nicht nur besonders schön,
sondern auch praktisch sein zu wollen, was insgesamt nicht zuletzt
dank der vielen Ablagen auch ganz gut gelingt. Geht es um das Thema
neue Technologien, so punktetder Edge mit allerlei Kameras, jeder
Menge Sicherheitsausstattung, Sync 2 und einer recht gut informierten
Navigationseinheit. Da stört es dann fast umso mehr, dass der
Tempomat zwar vorhanden ist, aber nicht über eine Abstandsregelung
verfügt. Dieses Manko trübt den ansonsten durchwegs gegebenen
Oberklasse-Eindruck.
Oberklasse kann der Edge Vignale auchäußerlich transportieren,
wenngleich eine recht moderne Interpretation des Themas. Das liegt
natürlich zum Teil an der dunkelbraunen Lackierung, aber auch an der
- gemessen an der Länge - recht üppigen Breite. Optisch anfangs ein
wenig verwirrend sind auch die hohe Gürtellinie, die kurze Motorhaube
und das steil abfallende Heck, während der Vignale-Kühlergrill alle
Blicke auf sich zieht. Alles Designelemente, die eine gewisse Zeit
brauchen, um sie verinnerlichen zu können, dann aber gefallen sie
einem umso mehr und schaffen gleichzeitig eine deutlich optische
Abgrenzung zum Mitbewerb.
Gestartet wird der Edge schlüssellos mittels Knopfdruck und schon vom
Stand weg hängt sich der 210 PS starke Diesel kräftig ins Zeug,
speziell dann, wenn man sich schon zuvor für den Sportmodus
entschieden hat. Das Doppelkupplungsgetriebe freut sich dabei über
jene Fahrer, die sich nur in Ausnahmefällen in die Gangwahl
einmischen und stattdessen ihre Konzentration aufs Schauen und Lenken
legen. Der für ein SUV doch etwas ungewöhnlich flotten Fahrweise sind
auch das europäische Fahrwerk und die Bremsen gewachsen. Hinsichtlich
der Kurvengeschwindigkeit ist der Edge durch seine sportliche
Fahrwerkabstimmung dem japanischen und koreanischen Mitbewerb
deutlich überlegen und mit den echten Europäern auf Augenhöhe. Das
überrascht positiv. Gerade noch so in Ordnung geht die Sache mit der
Anhängelast. 2,2 Tonnen sind kein Ruhmesblatt, aber im Alltag
vermutlich völlig ausreichend. Den Verbrauch unter acht Liter zu
drücken, ist für Menschen mit sportlichen Genen schwer, aber nicht
unmöglich. Speedjunkies schaffen es im Gegenzug kaum über neun Liter.
Wie bei vielen anderen Ford-Modellen ist es auch beim Edge möglich,
einen Schlüssel so zu programmieren, dass die Höchstgeschwindigkeit
beispielsweisemit Tempo 140 beschränkt wird oder die Radiolautstärke
nur zu einem Viertel nutzbar ist. Wer diese Einschränkung löschen
möchte, braucht dafür beide Schlüssel an Bord. Vorsicht also, wenn
der Nachwuchs plötzlich um beide Schlüssel bittet.
In der "Ich will alles drin haben, aber nicht unnötig Geld dafür
ausgeben"-Klasse, in der sich der Edge befindet, spielt der Preis
eine ganz wesentliche Rolle. Mit 62.000 Euro für das Topmodell
Vignale mit 210 PS und Doppelkupplungsgetriebe reiht sich der Edge
nahtlos ins Segment ein. Vollgepackt mit allen erdenklichen Extras
inklusive der großartigen Gurtairbags in der zweiten Reihe (sie
erhöhen das Sicherheitsgefühl nochmals deutlich) und der braunen
Metalliclackierung ("nerisimmo" ist die exakte Bezeichnung dieser den
Vignale-Modellen vorbehaltenen Lackierung) kommt der Testwagen auf
rund 67.000 Euro. «