Die Sache mit den sieben Sitzen hätten wir gerne ausprobiert, die waren aber leider nicht an Bord. Das Anhängerpaket war an Bord und trotzdem haben wir es nicht geschafft, es auszuprobieren. Beides werden wir nachholen und damit einen guten Grund haben, bei Skoda erneut um einen Kodiaq zu bitten.

Schon der erste Eindruck anlässlich der Vorstellung in Mallorca war noch besser, als wir dies ohnedies schon vermutet hatten. Die Erwartungshaltung anlässlich der ersten Testfahrt auf heimischem Boden war daher extrem hoch. Man zählte die Tage bis zum Testtermin, um, als dieser dann endlich gekommen war, den neuen Skoda inder dritten Ebene eines Parkhauses zu suchen. Den zuvor vom netten Herrn bei Europcar ausgehändigten Schlüssel griffbereit, wäre es ein Leichtes gewesen, den Skoda durch die Aktivierung der Fernentriegelung zu entdecken - mangels Eile wurde darauf aber verzichtet. So vergingen ein paar Minuten, bis der Kodiaq zwischen VW-T6- und Mercedes-Benz-Vito-Modellen entdeckt werden konnte. Ob die bisher ungekannte Fahrzeughöhe oder das Braun-Metallic oder vielleicht die Kombination daraus verantwortlich war, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr eruieren. Egal.

Dass unter einer dunkelblunzenfarbenen Hülle ein cremig-helles Innenleben zu finden ist, hilft hier, sich dennoch ab der ersten Sekunde wohlzufühlen. Die Vorstellung, hier mit dreckigen Schuhen einsteigen zu müssen, lässt sofort den Wunsch nach praktischen Überschuhen aufkommen. Als Ergänzung zum serienmäßigen Regenschirm und vielen anderen typischen Skoda-Goodies wäre das vielleicht gar nicht so verkehrt. Eine dreckige Hose wäre angesichts der gebotenen Ledersitze kein Problem, da reicht ein feuchtes Tuch, um allfällige Spuren zu beseitigen. Mindestens ebenso schön wie der Innenraum tritt die neue Navigationszentrale vor den Vorhang. Auch diese ist vor fettigen Fingern nicht geschützt, was dank der perfekt eingestellten Empfindlichkeit und den selbsterklärenden Menüs nicht weiter der Rede wert ist. Top auch das in Leder gepackte Multifunktionslenkrad, der angenehm klobige Wählhebel für das automatisierte Getriebe und der auch von der Fahrerseite bequeme Zugang zum Handschuhfach. Nicht ganz die hohen Erwartungen erfüllt der hintere Teil der Mittelkonsole. Kaffeedosen finden dort nicht annähernd so gut Halt wie der Fahrzeugschlüssel und anstatt der mittels Armlehne abgedeckten Ablage wäre hier eine echte Mittelbox, vielleicht sogar mit extra Kühlung oder absperrbar, wünschenswert.

Wiederum ganz Skoda-typisch präsentiert sich die zweite Reihe. Ein Fußraum, der von Kindern echte Kunststücke verlangt, um mit den Füßen die vorderen Sitzlehnen zu erreichen und zusätzlich genug Platz, um einen Erwachsen zwischen zwei eingebauten Kindersitzen bequem zu befördern. Üppig auch das Kofferraumvolumen, das dank der zahlreichen Fixierungsmöglichkeiten auch für Einkaufstaschen und dergleichen gut nutzbar ist. Fein auch, dass das flexible Sitzsystem es erlaubt, eine Isofix-Station zu besetzen und gleichzeitig ein großes Mountainbike ohne Demontage des Vorderrades zu verladen. Die Spuren, die das Hinterrad an der cremeweißen Innenverkleidung der linken hinteren Tür hinterlassen hat, sind uns immer noch unangenehm, auch wenn sie sicher längst nicht mehr zu sehen sind.

Per Knopfdruck gestartet und den Wählhebel auf R gestellt, treten all die Dinge, die sich hinter dem Skoda finden, gestochen scharf und ausreichend hell in Erscheinung. Natürlich ist eine Rückfahrkamera kein absolutes Muss bei einem einigermaßen übersichtlichen Auto, wegen ein paar Euro darauf zu verzichten, ist dennoch sinnlos, zumal damit auch das Ankoppeln eines Anhängers deutlich leichter gemacht wird.

Bei aller Freudeüber den Rückwärtsfahrkomfort, den das Skoda-SUV bietet, geht es doch die meiste Zeit in die andere Richtung. Aus der leicht angehobenen Sitzposition des Kodiaq scheint einem die Welt oder zumindest die Straße zu Füßen zu liegen. Fast schon unangenehm leicht lenkt sich das dann doch gar nichtso kleine Teil durch die knapp geschnittene Tiefgarage raus in das Winkelwerk der innerstädtischen Verkehrslogistik. Drei Erwachsene, zwei Kinder in ihren Kindersitzen und doch findet all das für solche Ausflüge nötige Gepäck ganz hinten Platz: Kinderwagen, Kinderfahrrad, große Fototasche, derHofer-Einkauf, verteilt auf mehrere Tragtaschen. Hier muss nichts im Fußraum gelagert werden, was dort nicht auch gebraucht wird.

Ohne die Kinder in ihrer Einschlafphase zu stören, geht es zügig raus aus der Stadt, die Autobahn erreicht, wird der Tempomat auf 143 km/h gestellt. Die Reiseflughöhe ist erreicht, der Pilot ist primär mit der Überwachung anderer Verkehrsteilnehmer beschäftigt, kann doch auch die Elektronik des Kodiaq nicht jede Blödheit voraussehen. Abstand und Spur halten gelingt dennoch ausgezeichnet, der Verbrauch pendelt sich zwischenzeitig bei rund sieben Litern ein.

Lange Reisen sind eine echte Domäne des Kodiaq, einfach, weil alles so stressfrei, so unaufgeregt abläuft. Man plaudert, man spielt an der Navigation herum und zwischendurch wünscht man sich ein Schiebedach, das nicht nur noch mehr Sonne, sondern auch noch mehr Luft ins Auto ließe. Sportlich kann der Kodiaq natürlich auch. Für die kurzen Augenblicke, in denen ohne Familie oder vollbeladenem Kofferraum am Land Gas gegeben werden kann, also eh nur am Weg von daheim zum Baumarkt, bietet dieser Skoda 190 Diesel-PS, ein knackiges Siebengang-DSG samt Sportmodus, eine dynamische Fahrwerkregelung und Schaltwippen am Lenkrad. Top in diesem Zusammenhang auch der Seitenhalt der Sitze. Nur wer vorm Heimkommen vergisst, die Durchschnittsverbrauchanzeige "unabsichtlich" auf null zu stellen, tut gut daran, zu wissen, wie er der Familie die absurden neun Liter erklärt. Schlimmer noch, wenn am Weg zum Baumarkt der eine oder andere Sonderprüfungskilometer der Waldviertel Rallye in die Routenplanung miteinbezogen wurde. Dem mit optionalem Unterboden-Steinschlagschutz (samt integriertem Motorschutz) ausgerüsteten Testwagen macht das natürlich nichts aus, auf die Lanzenwäsche am Rückweg sollte dennoch nicht vergessen werden, um nicht als Rallyefahrer verurteilt zu werden.

Abends, die erwachsenen Passagiere schlafen jetzt genauso wie die Kinder, geht es wieder heim in die Großstadt. Die LED-Scheinwerfer machen dabei die bereits hereingebrochene Nacht zum Tag und das Wissen um die riesige Anzahl an Assistenzsystemen sorgt dafür, dass die knappe Garageneinfahrt als größte Gefahr auf mehr als 100 Kilometern angesehen wird und das auch nur, weil die Spiegel recht üppigin ihrem Auftritt sind.

Ganz klar verneinen lässt sich am Ende des Kodiaq-Tests nur, dass es unter allen Umständen das Topmodell sein muss, um die Vorteile dieses SUV-Modells wirklich erleben zu können. Wer mit 150 PS und manuellem Sechsganggetriebe das Auslangen findet, dazu das feine Open-Air-Paket und eine frische Außenfarbe wählt, kommt auch mit schwarzen Stoffsitzen ohne elektrische Verstellung und Memoryfunktion gut zurecht. Keinesfalls verzichten sollte man hingegen auf die wunderbare Navigationseinheit und die Rückfahrkamera. Grob zusammengerechnet ist somit ein Listenpreis von rund 45.000 Euro für einen ziemlich perfektenund natürlich allradgetriebenen Kodiaq zu kalkulieren. Damit garantiert Skoda jedem Käufer nicht nur ein herausragendes Auto, sondern auch ein einmaliges Preis-Leistungs-Verhältnis. «