Wer so viel richtig macht, darf auch mal ein wenig angeben.
Es ist gar nicht so lang her, dass die Marke Kia mehr oder weniger
zerstört am Boden lag und dort von Hyundai aufgehoben wurde. Mit viel
Engagement und unterstützt von einem der besten Fahrzeugdesigner der
Welt hat es der koreanische Hersteller mit starkem Europa-Bezug
wieder nach oben geschafft. Nach echten SUV-Highlights wie dem
aktuellen Sorento und dem noch fescheren Sportage stand jetzt
erstmals ein echter GT am Plan, vielleicht auch nur, um der Welt zu
zeigen, dass man so was zwischenzeitig auch schon kann. In
Wirklichkeit nur 4,8 Meter lang, auch wenn er durch seine gestreckte
Form noch viel größer wirkt, geht die Seitenansicht des schnellsten
Kia-Modells aller Zeiten auch als das Werk einer italienischen oder
einer englischen Edelschmiede problemlos durch. Hier sitzt jede
Kante, jede Sicke absolut perfekt, der lange Radstand und die
perfekten Proportionen hinsichtlich der Fensterlinie tun ihr Übriges
dazu, einen bleibenden Eindruck im Auge des Betrachters zu
hinterlassen. Nicht minder beeindruckend ist die Heckansicht. Die
optische Verjüngung, basierend auf den weit ausgestellten Kotflügeln,
gibt dem Stinger-Heck eine besondere Leichtigkeit, die vier
Auspuffrohre kümmern sich parallel um die optische Ernsthaftigkeit.
In der Frontansichtschimmert an einzelnen Stellen eine japanische
Note durch und abgesehen von den ein wenig aufgesetzt wirkenden
Lufthutzen am oberen Ende der Motorhaube ist auch hier alles sehr
perfekt ausgeführt. Nicht ganz so spektakulär präsentiert sich der
Innenraum des Stinger, der einerseits hohe Funktionalität verspricht
und andererseits ein wenig zu viel Knöpfe und auch zu viele Flächen
bereithält. Das mag ebenfalls daran liegen, dass die Koreaner auch
bei einem extrem schönen Auto auf eine einfache Nutzung bestehen und
sich so gegen jede Form der Verkomplizierung wehren, auch dann, wenn
die Elegance darunter ein wenig zu leiden droht.
Mit 370 PS unter der Haube verrät der Stinger, dass er den optischen
Anspruch auch technisch ableisten kann. 5,1 Sekunden für den Sprint
auf Tempo 100 und rund 270 km/h Spitze sind auch heute noch sehr
ernsthafte Kennzahlen. Dabei freut es natürlich sehr, dass der
Allradantrieb des Stinger von Magna entwickelt wurde und die
Produktion einzelner Komponenten gemeinsam mit Kia erfolgt. Für ein
sportliches Modell typisch soll der Allradantrieb beim Stinger eher
hecklastig ausgelegt sein, zusätzliche Dynamik verspricht man sich
von Torque Vectoring, das beim Kia angeblich elektronisch gesteuert
abläuft. All das soll den Stinger jedoch nicht zum Supersportler
machen, sondern ihn vielmehr als schnelle Reiselimousine definieren,
frei von jeder Grobschlächtigkeit, die in der Vergangenheit den einen
oder anderen Versuch koreanischer oder auch japanischer Hersteller in
diesem Segment Fuß zu fassen, hat scheitern lassen.Hinsichtlich der
Preise hält sich Kia noch völlig bedeckt. Geht man von den rund
35.000 Euro aus, die "Auto Bild" für das Einstiegsmodell in
Deutschland anspricht, wird man mit der doppelten Summe für das
Topmodell inklusive sehr viel Assistenz und Komfortausstattung so
falsch nicht liegen. DieNoVA sollte dabei auch bereits
berücksichtigt worden sein. Los geht es mit dem Stinger auf jeden
Fall noch heuer, vermutlich ziemlich bald nach dem Sommer.