Die Vermittlung erlebbarer Servicequalität bietet Autohäusern Chancen
zur Imageprofilierung als "Best Service in Town", zur Stärkung der
Kundenloyalität und zur Eindämmung von Preisnachlässen beim
Fahrzeugverkauf. Darüber hinaus tragen "Aha-Erlebnisse" beim Service
auch zum Verkauf des nächsten Fahrzeugs bei.
Was die Marktentwicklung betrifft, so werden immer längere
Service-Intervalle und weniger Unfälle durch Fahrerassistenzsysteme
zu einem rückläufigen Reparaturbedarf führen. Andererseits steckt
immer mehr Technik in Autos, die der Wartung bedarf. Wie unsere
aktuelle Studie "After Sales 4.0" zeigt, liegen die größten
Potenziale von Markenwerkstätten in der Ansprache junger Kunden mit
älteren Fahrzeugen sowie in der Gewinnung und Loyalisierung der 19
Prozent der Autofahrer ohne feste Werkstatt. Bei der dafür
notwendigen Kundenzufriedenheit schneiden freie Werkstätten
allerdings insbesondere bei jüngeren deutlich besser ab als
Markenwerkstätten. Dabei ist der Preis von untergeordneter Bedeutung.
Entscheidend sind die (wahrgenommene) Qualität der Arbeiten, der
Teile und der Beratung sowie die (kurzfristige) Verfügbarkeit von
Terminen. Freie Werkstätten erreichen hier Bestwerte, weil sich dort
der Inhaber häufig persönlich um den direkten Kundenkontakt kümmert.
Während Markenwerkstätten dagegen bei der Loyalisierung von
Neuwagenkunden eher geringe Probleme haben, lässt nur jeder fünfte
Gebrauchtwagenkunde sein Fahrzeug bei dem Händler warten, wo er
dieses gekauft hat.
Was die Zukunft betrifft, so beginnt der Weg zu mehr Wertschöpfung
und schnelleren Durchlaufzeiten bei der digitalen Dialogannahme und
geht über das Aufspielen neuer Fahrerassistenzsysteme hin zur Nutzung
von OBD2-Schnittstellen. In der neuen Autoservice-Welt werden
Kundenfahrzeuge im direkten Datenkontakt mit Werkstätten stehen.
Dadurch wird es möglich,die Fahrer aktiv auf notwendige Wartungs-und
Verschleißreparaturen hinzuweisen, mit maßgeschneiderten
Serviceangeboten anzusprechen und gleich digital buchbare
Werkstatt-Termine vorzuschlagen. Die dazu notwendige Überlassung der
Fahrprofildaten wird aber nicht am grünen Tisch, sondern im Kopf der
Kunden entschieden. An einer vertrauensvollen Kundenbeziehung zu
arbeiten lohnt sich also, haben doch vor allem Markenwerkstätten vom
"Verkaufsmoment" an alle Chancen, den Mehrwert einer digitalen
Verbindung zu den Kundenautos zu verkaufen und so ihr
After-Sales-Geschäft zu beleben.
Der Aufbau sichtbarer Servicekompetenz als Bestandteil der
Händlermarke ist dringend zu empfehlen. Wie wir aus der Prämierung
der besten Image-Videos von Autohäusern wissen, sind Videos ein
wirksamer Weg, Fahrzeugannahme-und Werkstattprozesse sowie geschulte
Mitarbeiter zu zeigen, die für die Sicherheit der Fahrzeuge sorgen.
Die zu erwartende neue Generation von Serviceportalen wie Caroobi,
die sich durch Versprechen wie "mit zwei Klicks zum Festpreis",
angeschlossene (Meister-)Werkstätten und kostenfreie unabhängige
Beratung durch Werkstattmeister auszeichnen, wird aktives
Servicemarketing im Automobilhandel zusätzlich "befeuern". Zusätzlich
wird die Elektromobilität Druck auf das Werkstatt-und
Schmierstoffgeschäft ausüben. Da aber auch Elektrofahrzeuge
Karosserien und Räder haben, ist es entscheidend, Kompetenz für Räder
und Reifen, Unfallschäden oder Smart-Repair aufzubauen.
Werkstätten mit Zukunft sollten den Verkauf von Service-und
Wartungsverträgen, Garantieverlängerungen und Kfz-Versicherungen mit
Schadenssteuerung forcieren. Aktive Erinnerungen an
Verschleißreparaturen und Serviceintervalle leisten einen
zusätzlichen Customer Care Beitrag, kontinuierliche
Festpreisangebote, z. B. für Verschleißreparaturen stärken die
Preiswürdigkeit.
Fazit: Entwickeln Sie vor diesem Hintergrund IHRE
After-Sales-Strategie, suchen Sie nach "Aha-Erlebnissen", bieten Sie
Ihren Servicekunden die Möglichkeit zu (Online-)Feedbacks und messen
Sie kontinuierlich, ob Ihre Servicemarke hält, was sie verspricht.