Dabei ist der europäische Teilehandel aktuell in der Defensive. Das von den Fahrzeugherstellern forcierte "Extended Vehicle", das den Datenzugang regeln soll, bringt große Nachteile für den Independent Aftermarket. "Damit besteht die Gefahr der Datenmonopolisierung", warnt Sylvia Gotzen, Generalsekretärin von FIGIEFA, dem europäischen Dachverband der Großhändler, Importeure und Exporteure von Kfz-Ersatzteilen in Brüssel, in ihrem Vortrag beim GVA-Kongress. "Extended Vehicle bedeutet, dass der Automobilhersteller den Umfang der Daten bestimmen kann, die zur Verfügung gestellt werden und diesen Zugang auch gänzlich ausschließen kann", so Gotzen. FIGIEFA und GVA arbeiten daher weiterhin intensiv für eine interoperable, standardisierte, sichere und frei zugängliche Telematikplattform (Open Telematic Platform, OTP)."Extended Vehicle darf nur eine Übergangslösung sein", zeigt sich Gotzen kämpferisch.
In diesem Zusammenhang wird die Datenplattform Caruso heiß diskutiert. Die ursprünglich von Walter Birner, dem Chef der gleichnamigen österreichischen Teilehandelskette, initiierte Lösung wird nun von TecAlliance umgesetzt, wo der GVA Gesellschafter ist. Birner forciert eine eigene Lösung.
Eigenes System oder politische Lösung
In einem leidenschaftlichen Vortrag warnte der für Caruso verantwortliche Alexander Haid davor, in der momentanen Situation zu viel Zeit zu verlieren, da die digitale Entwicklung sehr rasch voranschreite. "Wir haben jetzt schon die Daten, wir haben den Zugang zu den Kunden und wir haben marktbezogene Technologien, mit denen wir ein System formenkönnen", so Haid über die vorhandenen Möglichkeiten der GVA-Mitglieder. Der Aufbau von Caruso ist laut Haid durch die Unterstützung mehrerer Partner gewährleistet. Aktuell läuft über das Fraunhofer Institut als unabhängige Instanz eine Ausschreibung für die Basis-Technologie von Caruso. Mitte 2017 sollen bereits die ersten Geschäftsfälle umgesetzt werden. Dabei denkt Haid nicht nur an Fahrzeugdaten, die über einen OBD-Dongle an die Werkstätte geliefert werden, sondern an weitreichende Mobilitätslösungen. Obwohl Caruso und OTP kein Widerspruch sind und sich grundsätzlich auch ergänzen können, zeigt sich der GVA skeptisch. "Wir sind nicht gegen Caruso, aber wir setzen auf die interoperable Plattform OTP und fordern weiterhin eine rechtliche Lösung für die Daten", so GVA-Präsident Hartmut Röhl. Man könne nicht akzeptieren, dass die Daten zuerst von den Autoherstellern gefiltert werden.
Dongle-Systeme als Geschäftsmöglichkeit
Auch Philipp Grosse Kleimann vom Beratungsunternehmen Roland Berger weist auf die rasante Entwicklung in der Digitalisierung hin. Für die nächsten Jahre sieht er elektronische Nachrüstsysteme, also Dongle-Systeme zur Datenübertragung von OBD2-Anschlüssen an die Werkstätte, als gute Geschäftsmöglichkeit. Gleichzeitig erkennt er für die Automobilhersteller einen strategischen Vorteil bei der Vernetzung der Fahrzeuge. Wiein allen Branchen positionieren sich immer mehr "Intermediäre" zwischen Kunden und traditionellen Anbietern, in diesem Fall also der Werkstätte. Kleimann nennt hier digitale Schadenssteuerer als Beispiel.
GVA-Mitglieder zufrieden
Generell berichtet der GVA von weiterem Wachstum. "Wir sind im Teilehandel nicht verwöhnt und daher mit einem Umsatzzuwachs von 2,2 Prozent im Vergleichszeitraum September 2015 bis September 2016 zufrieden", berichtet Röhl. Auch die nächsten Monate sollen laut den jüngsten Umfragen unter den Mitgliedern positiv verlaufen. "Die Betriebshandelsspanne konnte bei allen befragen Betrieben gehalten und bei einem Großteil gesteigert werden", so Röhl. Gleichzeitig räumt er ein, dass das Wachstum auf Basis von Übernahmen und Fusionen, aber auch durch Kooperationen erfolgt sei. "Man merkt, dass die größeren Betriebe stärker werden und sich in Zukunft behaupten werden", so Röhl.
Große Vorsicht bei B2C-Handel
Dem B2C-Onlinehandel steht der GVA skeptisch gegenüber. "Diese Segment wird vom etablierten Teilehandel zurückhaltend genutzt", so Röhl. Vielmehr wird der Endkunden-Verkauf im Internet von reinen B2C-Anbietern dominiert. Dabei liefern auch diese Unternehmen zu mehr als 50 Prozent an das reparierende Gewerbe oder an "hilfsbereite Experten", wie Röhl den Graubereich definiert.
"Dass Auswahl, Bestellung und teilweise der Einbau von Privatpersonen durchgeführt werden, sieht der GVA mit großer Vorsicht." Schließlich stellt dieser Ablauf aufgrund der zunehmenden Komplexität der Fahrzeuge bereits für Experten eine Herausforderung dar. "Bei wachsender Technisierung wird sich dieser Bereich aber wieder rückläufig entwickeln", ist Röhl überzeugt.
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