Die Autohersteller schreiben dem Handel nicht erst seit dem Ende der
alten GVO immer wieder CI-Umstellungen vor. Doch schlagen sich
Aufwand und Kosten tatsächlich in höherer Kundenfrequenz und besseren
Verkäufen nieder?
Erhebliche Kosten
"Grundsätzlich erfolgen die Konzernvorgaben europaweit, wobei ein
einheitliches Auftreten am Markt im Mittelpunkt steht. Ob der Kunde
das auch honoriert, stelle ich schon infrage", so Komm.-Rat Manfred
Ellensohn, Landesgremialobmann des Vorarlberger Fahrzeughandels und
Geschäftsführer Autohaus Ellensohn/Rankweil. Die Kosten dafür, die je
nach Marke sehr erheblich sein können, könnten oft nicht
zurückverdient werden. "Wobei ein Markenautohaus von Zeit zu Zeit
ohnehin renoviert werden muss." Wenn Änderungen in einem Zeitraum von
10 bis 15 Jahren anstünden, seien auch Anpassungen der CI nicht so
problematisch, kurzfristige und permanent erforderliche Änderungen
aber schon.
Optik ist nur ein Teil
"Grundsätzlich sind Investitionen in eine neue CI sehr schwer
messbar", meint Landesgremialobmann Josef Nussbaumer, Geschäftsführer
Schmidt Automobile/Salzburg. "Oft empfindet der Kunde
Umgestaltungsmaßnahmen nur zum Teil positiv, zumeist nur dann, wenn
es auch mit einer grundsätzlichen Verschönerungdes gesamten
Autohauses einhergeht." Der reine Austausch von CI-Elementen werde
oft nicht bemerkt und lasse sich auch nicht in den Absatz höherer
Stückzahlen ummünzen. "In einem Autohaus müssen sämtliche
Rahmenbedingungen passen. Die Optik ist ein Teil davon, die in
entsprechenden Abständen ohnehin aufgefrischt werden muss. Maßvoll
umgesetzt macht das auch Sinn."
Mit der Zeit gehen
"Ich bin aufgrund der rasanten Entwicklung bei den Fahrzeugen schon
der Meinung, dass damit ein entsprechender Auftritt verbunden ist,
der auch umgesetzt werden muss", ist sich Mag. Michael Mayr,
Geschäftsführer Autopark Innsbruck, sicher. "Dabei spielen ebenfalls
die Beleuchtung und digitale Medien eine große Rolle, und das
goutiert auch der Kunde." Wenn es gelinge, damit eine neue Atmosphäre
zu erzeugen, reagiere der Kunde mit Wohlbefinden und Zufriedenheit.
Daraus resultierend machten auchErneuerungen, die mit
Hightech-Produkten harmonierten, in gewissen zeitlichen Abständen
Sinn. "Der Kunde muss die Qualität spüren, und das bringt auch den
Geschäftserfolg."
Individualität berücksichtigen
"Es ist für den Kunden sehr wichtig wahrzunehmen, in welchem
Schauraum er sich gerade befindet. Gleiche Farben, gleiche
Erscheinungsbilder und strukturierte Vorgaben erhöhen diesen
Wiedererkennungswert", weiß Landesgremialobmann Mag. Hubert
Aichlseder, Autohof Klagenfurt. Es müsse ein Global Branding geben,
"wie weit das geht, und wie sehr man dadurch die Individualität -des
Händlers -einschränkt, ist leider noch unberücksichtigt." Hier sollte
ein Umdenkprozess erfolgen. "Denn wir verkaufen bis heute die Autos
in unseren Schauräumen." Wolle man Händler, vor allem in exponierten
Lagen, behalten, müsse man diesen Zugeständnisse machen, denn sonst
"gibt es sie dort nicht mehr".
Auch der Händler ist eine Marke
"Ich glaube, dass Umgestaltungsmaßnahmen kaum messbar sind: Natürlich
kommt es auch darauf an, welchen Aufwand ein Händler betreiben muss,
um eine Marke verkaufen zu können", sagt Ing. Werner Schirak,
Geschäftsführer Schirak Automobile/St. Pölten. Grundsätzlich brauche
man eine CI, weil die Wiedererkennung vorhanden sein sollte. "Ich
behaupte aber auch, dass am lokalen Markt die CI des Händlers eine
große Bedeutung hat und eine Marke für sich ist." Diese Tatsache
werde von Herstellern oft negiert; da stünden Höhe und Aufwand der
geforderten CI in keinem Verhältnis zu dem, was mehr verkauft werden
könne. "Nur deswegen kommen nicht mehr Kunden."
Marge erlaubt keine Investition
"CI-Anpassungen merken Kunden nur in geringem Ausmaß", meint Andreas
Parlic, geschäftsführender Gesellschafter Autowelt Linz. Nur größere
Umbauten, die signifikant erkennbar seien, würden von Kunden
wahrgenommen. Für das Autohaus rechnen sich diese Ausgaben nicht.
"Aufgrund der absolut angespannten Margensituation bei Citroën können
Investitionen nicht mehr gemacht werden." Die Hersteller hätten am
liebsten eine einheitliche CI bei allen Betrieben, weil sie diese
manchmal als ihre eigenen Betriebe betrachteten, was aber nicht der
Fall sei. "Wir haben derzeit eine Abschreibdauer von 8 Jahren,
zumindest so lange müsste eine CI dann auch beibehalten werden."
Kunden mit Neuemüberraschen
"Unsere Kunden nehmen Umgestaltungsmaßnahmen sehr wohl wahr, das
zeigen die positiven Reaktionen", ist Landesgremialobmann Komm.-Rat
Ing. Klaus Edelsbrunner, Geschäftsführer Autohaus Edelsbrunner Graz,
überzeugt. Wobei der Effekt der Investitionen nicht wirklich messbar
sei. "Es ist wie in vielen anderen Betrieben: Wenn Kunden mitetwas
Neuem überrascht werden, reagieren sie in der Regel positiv." Nicht
zuletzt deshalb würden auch immer wieder Änderungen vorgenommen, um
den Kunden das Gefühl zu vermitteln, dass der Betrieb am letzten
Stand sei. "Natürlich muss sich das auch rechnen, wobei zu bedenken
ist, dass sich teureUmbauten für große Autohäuser eher auszahlen als
für kleine."
Am Ende zählt der Preis
"Ich habe das Gefühl, dass es für viele Kunden eher eine
untergeordnete Rolle spielt, ob das Autohaus permanent umgestaltet
wird oder nicht", glaubt Wilhelm Weintritt, Geschäftsführer Autohaus
Weintritt (Baden, Eisenstadt, Neusiedl)."Heutzutage zählt
hauptsächlich der Preis und da ist egal, ob ich einen Schauraum habe,
in dem sich der Kunde nicht niederzusetzen traut." Der eine oder
andere Kaufinteressent werde wohl nach einer Renovierung des
Autohauses aus Neugier kommen, was sich auch positiv auf den Absatz
auswirke. "Wir bauen unseren Betrieb in Neusiedl auch gerade um. Im
Endeffekt geht es aber in den meisten Fällen um die Kosten, wie ich
aus langjähriger Erfahrung sagen kann."
Wenig Interesse an Umgestaltung
"Die meisten Kunden interessiert es wenig, ob ein Autohaus permanent
umgestaltet wird oder nicht", sagt Marco Fischer, Geschäftsführer
Autohaus Fischer/Wien. "Es ist genauso wie beim Friseur: Dort zählt
auch nicht, ob gerade in eine Salon-Ausstattung investiert wurde,
sondern hauptsächlich, ob die Dienstleistung passt." Wichtig sei,
dass der Kunde sich wohl fühle, bombastischer Aufwand könnte manchen
Kunden auch verschrecken, weil er sich gleich frage, was ihn das wohl
kosten könnte. "Ich glaube, dass die CI und generell der äußere
Auftritt insofern wichtig und notwendig sind, um Aufmerksamkeit zu
erregen." Damit könne man auch neue Kunden gewinnen, messbar sei das
aber nicht.