Bereits 1983 hat Carl Friedrich von Weizsäcker in seinen Prognosen
und Visionen versucht, mit dem Slogan "Zukunft passiert" die Leute
wach zu rütteln. Auch Zukunftsforscher wie Markus Witte und Matthias
Horx stellen die aktuellen Trends und Entwicklungen zur strategischen
Unternehmensplanung unter dieses Motto.
Eine A&W-Umfrage zum Thema
Rechtsschutzversicherung zeigt jedoch: Beim Autohandel ist diese
Botschaft bis heute nicht angekommen.
Möglicherweise ist manchen nicht klar, wozu eine Versicherung dient.
Sie soll jene Risiken abdecken, deren Höhe und Kosten schwer
abschätzbar sind. Das ist etwa beim Kfz-Lenkerrechtsschutz der Fall.
Da geht es um Schuld und Unschuld bei einem Verkehrsunfall und um die
damit verbundenen Heilungskosten und Schmerzengeldforderungen. Durch
hohe Streitwerte, teure Gerichtsgutachten und die Kostenersatzpflicht
bei Prozessverlust kann da das Kostenrisiko sehr schnell ungeahnte
Ausmaße annehmen. Jedem ist klar, dass auch der vorsichtigste Lenker
irgendwann durch einen Unfall in so eine wirtschaftlich riskante
Situation geraten kann. Es ist daher naheliegend, dieses
Prozessrisiko durch eine Versicherung abzudecken. Wer sie nicht hat,
sieht sich bald genötigt, auf Forderungen zu verzichten oder faule
Kompromisse einzugehen.
Anders ist es bei einer Rechtsschutzversicherung, die Streitfälle mit
Kunden abdeckt. Da geht es um Gewährleistungsfälle nach Reparaturen
oder beim Autokauf. Die mit so einem Rechtsstreit verbundenen Kosten
können meist problemlos verkraftet werden. Dazu kommt, dass sich mit
Kulanzlösungen oft gerichtliche Streitigkeiten vermeiden lassen.
Nicht so einfach ist es, wenn es sich um Auseinandersetzungen mit der
eigenen Versicherung handelt -etwa um die Deckungs-und Ersatzpflicht
nach einem Brandschaden, bei Betriebsunfällen oder
Einbruchsdiebstählen. Da sind die Streitwerte oft hoch und eine
Rechtsschutzversicherung wird sicherlich hilfreich sein
-vorausgesetzt, dass mit dieser auch eine entsprechende
Deckungspflicht vereinbart wurde.
Nicht abschätzbar ist das Risiko, wenn es um Auseinandersetzungen mit
dem Importeur geht. Da müssen sich alle Unternehmer im Klaren sein,
dass die Hersteller mittelfristig einen Wandel ihrer
Vertriebsstrukturen anstreben. Deren Ziel ist eine "Netzoptimierung"
- wobei ein Händler gegen den anderen ausgespielt wird. Bei den damit
verbundenen fristkonformen und fristlosen Vertragskündigungen geht es
um Schadenersatz, Ausgleichszahlungen, Rücknahme der Lagerware und
Investitionsablösen in sechs-bis siebenstelliger Höhe. Da geht es um
die vertraglichen Rahmenbedingungen, etwa um die Abwehr unrentablerInvestitionsvorgaben oder die entsprechende Abgeltung des
Garantieaufwandes. In allen Fällen handelt es sich um
Auseinandersetzungen, bei denen Ausgang und Prozesskosten schwer zu
prognostizieren sind.
Wer glaubt, er wird sich das mit dem Importeur schon richten können,
der irrt. Nur ganz wenige Unternehmen sind derzeit in einer
Größenordnung, die sie für die Marke unersetzbar machen. Mit neuen
Geschäftsmodellen werden der Direktvertrieb der Hersteller und die
Konzentration des Geschäfts auf größere Betriebe forciert - das
erfordert eine "Bereinigung" der Händler-und Werkstättennetze. Wer da
im Wege steht, wird kurz-oder mittelfristig ausgeschieden. "Es werden
uns nicht alle in die Zukunft begleiten", hat dies Mag. Peter
Voithofer von der KMU Forschung Austria am vergangenen A&W-Tag
elegant formuliert. Exemplarische Fälle - wie etwa Teissl in Kärnten
- zeigen, dass keiner davor gefeit ist.
Ich weiß, dass vorausblickende Unternehmer wie etwa Wilhelm Weintritt
(Ford, Alfa) oder Stefan Hutschinski (VW, Audi, Skoda) vorrangig das
Gespräch mit dem Importeur suchen. Dennoch haben sie die
Durchsetzbarkeit ihrer Händlerrechte mit einem Händlerrechtsschutz
abgesichert. Denn Zukunft passiert - dasmuss man sich immer wieder
mal ins Gedächtnis rufen. Um festzustellen: Ja, ich kann sie
gestalten. Dazu muss man sich mit ihr auch auseinander setzen. Im
Sinne von Victor Hugo: "Die Zukunft hat viele Namen. Für die
Schwachen ist sie das Unerreichbare. Für die Furchtsamen ist sie das
Unbekannte.Für die Tapferen ist sie die Chance".