72 Millionen Euro nehmen Regierung und Autoimporteure in die Hand, um
der Elektromobilität zum Durchbruch zu verhelfen. Kern des Pakets ist
eine Ankaufsprämie, die erstmals auch für Privatkunden gelten wird.
Auch wenn die Neuzulassungen von rein elektrischen Pkws in den ersten
10 Monaten des Jahres 2016 um rund 140 Prozent zulegen konnten: Mit
weniger als 1,2 Prozent Marktanteil sind Elektroautos inÖsterreich
nach wie vor eine Randerscheinung. Das von Verkehrsminister Mag. Jörg
Leichtfried und Umweltminister Andrä Rupprechter beschlossene
"Aktionspaket zur Förderung der Elektromobilität" soll dies ändern.
Mit von der Partie sind die Autoimporteure, die sich an der ab Jänner
2017 geltenden Ankaufsprämie beteiligen.
Bis zu 4.000 Euro pro Auto
Künftig erhalten Privatpersonen bei Anschaffung von Elektro- oder
Brennstoffzellenfahrzeugen jeweils 4.000 Euro, für Firmen sowie
Gebietskörperschaften oder Vereine gibt es 3.000 Euro.
Plug-in-Hybride und Fahrzeuge mit Range Extender werden mit je 1.500
Euro gefördert. Die dafür budgetierten 48Millionen Euro kommen
jeweils zur Hälfte vom Bund sowie vom Arbeitskreis der
Automobilimporteure - ein Kostenbeitrag der Händler ist, im Gegensatz
zur Ökoprämie des Jahres 2009, nicht vorgesehen. Von der Prämie
explizit ausgeschlossen sind Plug-in-Hybride und
Range-Extender-Fahrzeuge mit Dieselmotor.
Aus dem "Kleingedruckten" geht weiters hervor, dass nur bei privaten
Anmeldungen eine rein elektrische Mindestreichweite von 40 Kilometern
sowie eine Preisobergrenze von 50.000 Euro (Brutto-Listenpreis ohne
Sonderausstattung) gelten. Förderberechtigt sind alle Neuwagen sowie
maximal 12 Monate alte Kurzzulassungen und Funktionsfahrzeuge, die ab
dem 1. Jänner 2017 von den Kunden erworben werden. Die Förderungen
können ab 1. März online beantragt werden, nach Erstregistrierung ist
binnen 24 Wochen der vollständige Antrag zu stellen, das
Rechnungsdatum darf dabei nicht mehr als 6 Monate zurückliegen.
Subventionen und Modellregionen
Gefördert werden (nur bei Anmeldung durch Firmen oder Gemeinden) auch
elektrische Mopeds und Motorräder, für die es jeweils 375 Euro gibt.
Wer ein leichtes Nutzfahrzeug mit reinem Elektroantrieb anschafft,
erhält bis zu 20.000 Euro Zuschuss. Noch höhere Subventionen gibt es
für schwere Lkws und Busse -etwa bis zu 60.000 Euro für einen
stromgetriebenen Bus mit mehr als 39 Sitzplätzen.
Abgerundet wird das Paket durch 5 Millionen Euro für den weiteren
Ausbau der Ladeinfrastruktur: So gibt es bis zu 10.000 Euro für jede
öffentlich zugängliche Schnellladestation mit einer Leistung von mehr
als 43 Kilowatt Gleichstrom oder 50 Kilowatt Wechselstrom. Gemeinsam
mit der Fortsetzung von Forschungsprojekten und Modellregionen, für
dieweitere 12 Millionen Euro budgetiert wurden, soll das
Aktionspaket nicht weniger als die "Mobilitätswende" herbeiführen.
Offene Fragen
Freilich ist nicht alles eitel Wonne: Die als sichtbares Zeichen der
Mobilitätsförderungen angekündigten grünen Kennzeichen für E-Autos
und Plug-in-Hybride sollen zwar zur Inanspruchnahme regionaler
Privilegien berechtigen (etwa Busspurennutzung oder
Gratisparkplätzen), die "Luft-Hunderter" auf den Autobahnen werden
aber auch für emissionslose Stromer gelten.
Der Blicküber die deutsche Grenze verheißt überhaupt wenig Gutes:
Dort gilt seit Juli 2016 eine ganz ähnliche Elektroautoprämie. Diese
wird jedoch so selten beantragt, dass der mit 1,2 Milliarden Euro
gefüllte Fördertopf rein rechnerisch noch für Jahrzehnte reichen
würde.