Manchen Gebrauchtwagenhändlern reichen ein Handy und eine Handvoll Online-Inserate, um schnelle Geschäfte zu machen: Kommt es jedoch zu Unstimmigkeiten oder gar Gewährleistungsansprüchen, sind diese vorgeblichen Fachleute von der Bildfläche verschwunden. Unter dieser unqualifizierten Konkurrenz leiden seriöse Händler, die sich mit hohem Aufwand um zufriedene Kunden bemühen. Eine rechtliche Handhabe gab es bisher jedoch nicht, denn der Fahrzeughandel gilt seit Langem als freies Gewerbe.

Rückkehr zum gebundenen Gewerbe

Bundesgremialobmann Komm.-Rat Prof. Burkhard Ernst will dies nunmehrändern. Eine Chance sieht er in der -eigentlich auf noch mehr Liberalisierung ausgelegten -Änderung der Gewerbeordnung, die sich bei Redaktionsschluss in der Begutachtungsphase befand: "Eine Reglementierung ist vor allem deshalb notwendig, da im Kfz-Handel Leib und Leben von der Produkt-,Service-und Beratungsqualität abhängen können." Schützenhilfe bekommt Ernst von den Autofahrerklubs. "Der Autokäufer ist nicht nur der Gefahr eines Unfalls beziehungsweise technischen Schadens ausgesetzt, sondern trägt auch das Risiko, einen hohen finanziellen Schaden zu erleiden", warnt ÖAMTC-Verbandsdirektor DI Oliver Schmerold vor den Handy- Händlern.

Beim ARBÖ sieht man ebenfalls die Notwendigkeit eines gebundenen Gewerbes: "Der Kfz-Handel wird zunehmend komplexer. Daher sind beispielsweise juristische Kenntnisse über das Gewährleistungsund Konsumentenschutzrecht wie auch professionelles , fachmännisches und technisches Wissen absolut notwendige Kompetenzen", so Generalsekretär Komm.-Rat Mag. Gerald Kumnig.

Brisante Themen

Der Kampf um Zugangsbestimmungen war naturgemäß Thema bei der Mitte November in Wien abgehaltenen Bundesgremialausschuss-Sitzung. Darüber hinaus wurden die brisanten Aussagen der Wettbewerbsbehörde zu den Importeursvorgaben (wir haben berichtet) sowie jüngste Exzesse am heiß umkämpften Automarkt diskutiert: Dass mit Porsche Wien-Nord ausgerechnet ein herstellereigener Einzelhandelsbetrieb den Slogan "Wenn Sie ein günstigeres Angebot finden, bessern wir nach" inseriert, sorgte bei den Branchenvertretern für Entsetzen.

Wichtigstes Thema der Sitzung war freilich der Kampf ums gebundene Gewerbe: Wenn ihn Ernst erfolgreich zur Ende führt, bevor er zum Jahreswechsel sein Amt an Komm.-Rat Ing. Klaus Edelsbrunner übergibt, würde er sich mit einem jahrzehntelang ersehnten Erfolg verabschieden.