Dieter Zetsche lässt sich neuerdings gerne in Jeans und mit offenem
Hemdkragen fotografieren. Das hat sich der Vorstandsvorsitzende der
ehrwürdigen Daimler AG, deren Geschichte bis 1883 zurückreicht, vom
Silicon Valley abgeschaut.
Wie er unternimmt die ganze deutsche
(Automobil-)Industrie derzeit regelrechte Pilgerfahrten nach
Kalifornien.
Vielleicht nehmen die Autobosse von ihren Bildungsreisen die Einsicht
mit, dass man technologische Trends nicht einfach negieren kann
-Stichwort Elektromobilität. Oder dass Transparenz und flache
Hierarchien besser ins 21. Jahrhundert passen als die Kombination aus
Arroganz und Kadavergehorsam, die bei VW zum größten Autoskandal seit
Jahrzehnten geführt hat.
Vielleicht erkennen die Automanager aber auch, dass ihre ach so alten
Industriekonzerne den ach so hippen Start-ups etwas Entscheidendes
voraus haben: Wertschöpfung. Digitale Wunderkinder mögen binnen
Monaten Börsenrekorde erzielen, doch in den seltensten Fällen
schaffen sie Arbeitsplätze und den damit verbundenen
gesamtgesellschaftlichen Wohlstand. Der ist jedoch nötig, um die
neuesten Segnungen aus dem Silicon Valley auch konsumieren zu können!