Wie hat sich das Jahr 2016 bislang für Ihr Unternehmen sowie für den Markt entwickelt und was erwarten Sie vom Gesamtjahr?

Steingaß, BASF: Der Markt ist vom Volumen her nach wie vor stabil, auch wenn es innerhalb der verschiedenen Kundengruppen sicher ein paar Veränderungen gibt. Wir haben uns bislang gut behaupten können mit unseren beiden Premiummarken Glasurit und R-M.

Lanzerstorfer, PPG: Durch erfolgreiche Marktbearbeitung und die positive Auslastung unserer Nfz- Kunden wird PPG das bisher erfolgreichste Jahr verbuchen können. Somit entwickeln wir uns wieder gegen den Trend, der laut CEPE einen weiteren Marktrückgang für dieses Jahr prognostiziert.

Kapeller, AkzoNobel: Das Jahr 2016 hat sich für uns sehr gut entwickelt. Wir konnten mit ABW Lacksysteme einen neuen starken Partner gewinnen und hatten dadurch die Möglichkeit, mit den Händlerkunden neue Partnerschaften auf-und ausbauen. Zudem haben wir für unsere Acoat Selected Partner im vergangenen Jahr den Acoat Selected Intense Qualitätsstandard eingeführt, um unser Netzwerk für Flotten, Versicherungen und Autohäuser zu stärken. Auf diesem Hintergrund blicken wir sehr positiv auf dieses Jahr.

Lobert, Lechler: Bei insgesamt leicht rückläufigem Markt werden wir nach den letzten Hochschätzungen in 2016 um gut 10 Prozent gewachsen sein. Dieser Erfolg bestätigt unser Konzept der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit regional gut aufgestellten Fachhandelspartnern.

Kelemen, Standox: Insgesamt beobachten wir auch heuer einen schrumpfenden Markt im Pkw-Bereich, der von Verdrängung dominiert wird. Durch Konzentration auf innovative Produkte und Fokus auf Nachhaltigkeit der Partnerschaft mit dem Kunden konnten wir erfreulicherweise unseren Marktanteil steigern.

Mayer, Spies Hecker: Wir sind mit dem Geschäftsverlauf des heurigen Jahres sehr zufrieden. Obwohl der Pkw-Markt rückläufig ist, hat Spies Hecker bis jetzt ein Rekordergebnis bei der Neukundengewinnung, deshalb erwarten wir auch ein extrem positives Gesamtjahr 2016.

Weismann, Cromax: 2016 war wider Erwarten bis dato ein hervorragendes Jahr. Die Werkstätten waren meist sehr gut ausgelastet. Durch unser top abgestimmtes Produktportfolio konnten wir und unsere Kunden ebenfalls eine tolle Steigerung der Umsätze erzielen. Die innovative Produktentwicklung von Cromax hat unsere Kunden wesentlich flexibler und leistungsfähiger gemacht. Mit diesen Produkten konnten die Betriebe ihre Durchlaufzeiten in der Lackiererei wesentlich reduzieren. Wir konnten damit auch heuer wieder einen 2-stelligen Zuwachs an Neukunden verzeichnen.

Wie wird sich der seit Jahren rückläufige Autoreparatur-Markt auf die Zahl der Betriebe auswirken? Wo sehen Sie bessere Chancen: bei (Marken-)Autohäusern als Komplettanbieter oder bei freien (spezialisierten) Karosseriefachbetrieben?

Weismann, Cromax: Beide, also Markenbetriebe als auch freie Betriebe, haben ihre Möglichkeiten. Wichtig dabei ist, dass man mit den richtigen wirtschaftlichen Produkten und top ausgebildeten Mitarbeitern ans Werk geht. Unsere Unterstützung bekommen alle Reparatur-Betriebe im Bereich Produktwahl und Mitarbeiterausbildung.

Mayer, Spies Hecker: "Schlechte Zeiten sind gute Zeiten für gute Leute und gute Unternehmen." Nach diesem Leitsatz arbeitet Spies Hecker schon seit Jahrzehnten partnerschaftlich und erfolgreich mit Autohäusern und freien Karosseriefachbetrieben zusammen. Alle Betriebe, die ihren Mitarbeitern Schulungen in den Bereichen Technik, Prozessoptimierung und Energieeffizienz zukommen lassen, werden den Anforderungen unseres Marktes gerecht werden.

Lanzerstorfer, PPG: Beide Anbieter haben ihre Berechtigung. Das ist aber regional sehr unterschiedlich. Wichtig ist die Flexibilität und hier sehen wir einen gewissen Vorteil bei den freien spezialisierten Karosseriefachbetrieben

Kapeller, AkzoNobel: Sicherlich haben Marken- Autohäuser, die eine bestimmte Größe erreicht haben und somit ein Komplettangebot bieten können, gute Chancen, auf dem Markt auch in Zukunft erfolgreich zu sein. Bei freien K&L-Betrieben ist Spezialisierung ein starker Vorteil, den es zu nutzen gilt. Oft ist es unmöglich, als kleiner oder mittlerer Betrieb alle Leistungen abzudecken. Die Spezialisierung ist die beste Chance, um gleichbleibend hohe Qualität zu garantieren und somit wettbewerbsfähig zu bleiben. Wichtig für die Betriebe ist auch die Auffindbarkeit am Markt bzw. im Internet, wir bieten für unsere Acoat Selected Partner mit www.fahrzeug-reparatur.com zukünftig ein Suchportal für Werkstätten.

Steingaß, BASF: Wir glauben, dass prinzipiell jeder eine Chance hat, im hart umkämpften Markt zu bestehen. Wichtig ist es allerdings, sich den neuen Herausforderungen zu stellen und sich und seinen Betrieb weiterzuentwickeln. Wir bestärken unsere Kunden darin, die sich bietenden Chancen bestmöglich zunutzen und sich vom Wettbewerb abzuheben. Dafür haben wir verschiedene Werkzeuge, wie unsere markenbezogenen Programme zum Benchmarking, das Angebot unseres Kundennetzwerkes oder auch die Schulungen in unserem Trainingszentrum in Eugendorf.

Kelemen, Standox: Die prognostizierte Marktbereinigung wird in irgendeiner Form früher oder später kommen, Schritt für Schritt. Jedoch wird aus unserer Sicht der Wettbewerb nicht "Marke versus Frei" lauten. Bessere Chancen werden zukünftig jene Betriebe haben, die sich schon jetzt um neue Kunden-und Geschäftsfelder bemühen und in die Mitarbeiter im Betrieb investieren. Dabei unterstützen wir unsere Kunden nachhaltig.

Lobert, Lechler: Der wachsende Anteil gesteuerter Schäden erzeugt die Nachfrage nach umfassend ausgerüsteten und effizient arbeitenden Karosserie-Fachbetrieben, die aufgrund des notwendigen Investitionsvolumens eine gewisse Größe nicht unterschreiten dürfen. Daneben werden kleinere, privatkundennahe Werkstätten nach wie vor ihre Berechtigung haben. Insgesamt wird die Betriebsanzahl abnehmen.

In welcher Form und in welchen Bereichen bieten Sie den Lackierbetrieben Schulungen und Weiterbildung an?

Kapeller, AkzoNobel: Wir bieten unseren Kunden natürlich ein umfassendes Schulungsprogramm mit stetig angepassten Angeboten. Ganz neu im Programm für 2017 ist unser Seminar "Werkstattorganisation und Werkstattsteuerung". Hier geht es um die Strukturierung der Prozesse in der Werkstatt -von der Annahme bis zur Übergabe an den Kunden. Schon kleineVeränderungen wirken sich erstaunlich auf das Zeit-und Prozessmanagement im Betrieb aus. Weiterhin unterstützen hauseigene Betriebsberater die Kunden bei betriebswirtschaftlichen und technischen Abläufen im Betrieb.

Kelemen, Standox: In allen Bereichen rund ums Lackieren, ein Schwerpunkt ist u. a. Coloristik. Besonders unsere intensive Lehrlingsausbildung schafft wichtige Grundlagen für den Arbeitsalltag und eine Basis zur hochwertigen Weiterbildung. Darüber hinaus bieten wir ein breites Spektrum an Weiterbildungsmaßnahmen und Beratungen im unternehmerischen Bereich an, wo der Fokus auf Praxisrelevanz und Umsetzbarkeit liegt.

Lanzerstorfer, PPG: In jeder erdenklichen Form, PPG hat mit den Marken PPG refinish und Nexa Autocolor eines der umfangreichsten Schulungsprogramme aufgelegt. Das spiegelt sich auch in der Teilnehmerzahl wider, die jedes Jahr bei ca. 800 Schulungsteilnehmern liegt und beginnt bei der unterstützenden Lehrlingsausbildung bis zum Meisterkurs.

Lobert, Lechler: Lechler konzentriert sich auf die Effizienzoptimierung des Lackierprozesses und bietet seinen Kunden hierfür ein sowohl auf den Ausbildungsstand als auch auf die vorhandene Ausrüstung zugeschnittenes Schulungsprogramm von der Vorbereitung über die Lackierung -einschließlich Farbtonfindung und Nuancierung -bis zum Finish an. Die Maßnahmen werden im italienischen Trainingscenter durchgeführt und, begleitet durch die Anwendungstechniker unserer Handelspartner sowie von Lechler, in den Betrieben praxisnah umgesetzt.

Steingaß, BASF: Unseren Kunden stehen hier verschiedene Werkzeuge zur Verfügung: Zum einen haben wir unsere markenbezogenen Programme -z. B. das Refinish Excellence Programm, welches unseren Kunden hilft, noch profitabler und effizienter zu arbeiten. In unserem Trainingszentrum in Eugendorf finden jährlich mehr als 80 Kurse mit ca. 900 Teilnehmern statt. Hier werden nicht nur unsere neuen Lackprodukte geschult, sondern auch Wissenswertes über Neuerungen im Zubehörprogramm vermittelt.

Ein jüngst initiiertes Expertentreffen bündelt Lackund Zubehörkompetenz in Zusammenarbeit und vor Ort im realen Kundenbetrieb. Ein erster Expertenaustausch hat nun in Tirol stattgefunden -es kam sehr gut bei unseren Kunden an. Nun möchten wir diese Treffen österreichweit anbieten. Weitere Unterstützung erhalten unsere Kunden z. B. mit ColorMotion: Mitglieder des Glasurit-Kundennetzwerkes bekommen in regelmäßigen Abständen Informationen zu aktuellen Themen wie u. a. Energie-und Schadensmanagement, Markttrends sowie Prozessoptimierung. Weismann, Cromax: Weiterbildung ist einer der wichtigsten Bereiche. Wir investieren viel Zeit und Geld, um unseren Partnern ein optimal und breit abgestimmtes Schulungsprogramm bieten zu können. Wir beginnen schon bei den Lehrlingen im ersten Lehrjahr mit unserer Lack&Technik/WIFI Lehrlingsakademie. Dabei werden Lehrlinge berufsbegleitend ausgebildet. Diese erlernen von der Fahrzeugannahme bis zur Ganzlackierung und der Fahrzeugübergabe an den Kunden in den 3 Modulen der Akademie den gesamten Reparaturprozess und alle Abläufe, die im Umfeld stattfinden. Ebenfalls enthalten sind die Kunststoffreparatur, das Folieren eines Teils, Blech absetzen und einschweißen, Kleben und Nieten anstatt Schweißen und vieles mehr. Wir bieten aber auch Schulungen abgestimmt auf besondere Kundenwünsche von der Kalkulation bis zur Arbeitsplatzoptimierung.

Mayer, Spies Hecker: In unserem neuen, modernen RTC in Oeynhausen bieten wir Trainings und Weiterbildungsmaßnahmen für alle Bereiche im Karosserieund Lackierbetrieb an. Hoch aktuell ist zurzeit das Training über die webbasierende Color Software "Phönix". Damit sind alle modernen Color Tools mit der Spies Hecker Coloristik digital verbunden und der Lackierbetrieb profitiert durch die Aktualität der Farbtonfindung. Neben den praktischen Seminaren im RTC ist auch das e-learning Programm "My Training" ein wichtiger Baustein, das Wissen der Mitarbeiter in den Karosserie-und Lackierbetrieben aufzufrischen und immer auf dem aktuellsten Stand zu halten. (GEW)