Balancierung der globalen Struktur, Nutzen der exzellenten
Kostenposition und Erreichen der weltweiten technologischen
Podium-Position bis 2025 ersetzen bei der Continental AG sukzessive
die bisherige Produkt-Argumentation.
Global ausbalancierte Produktions-und Umsatzverteilung lauten die
neuen strategischen Kommunikationsbegriffe in der Vermarktungswelt
des globalen Reifen(system)herstellers Continental. Der Konzern
entschwebt in die "VisionZeroWorld" mit dem Anspruch, durch keine
Verkehrsunfälle keine Verletzten und keine Toten mehr zu
"produzieren".
Eine Vision eben! Vorstandsmitglied Nikolai Setzer, Leiter der
Division Reifen, will deshalb seine Premium-Reifenmarke Continental
(übrigens ist das der einzige Hinweis in der Winter-Roadshow) mit dem
neuen Pkw-Nachrüstreifen "WinterContact TS 860", aufgrund seiner
technischen Eigenschaften noch stärker am langfristigen Ziel "Vision
Zero" festmachen: "Gerade hier kann das Technologieunternehmen
Continental von seiner breitenAufstellung an Sicherheitstechnologien
profitieren."
Strategische Kommunikation statt Fakten
Wie passt diese Vision zum realen lokalen Marktszenario eines im
globalen Markt führenden Reifenherstellers? Droht dem Auto, so wie
wir es kennen, das Aus und Continental denkt längst in anderen
Sphären? Möglich! Leicht befällt einen dabei das Gefühl, dass die
Industrie vorbei an den lokalen Bedürfnissen längst einen neuen Weg
eingeschlagen hat. Mobility Solutions, um imneudeutschen Sprech zu
bleiben, Carsharing und Ride-Hailing stehen jetzt im Fokus.
Continental kümmert sich um weniger Verkehrstote, Verletzte durch
Autounfälle, vor allem in Schwellenländern. Strategische
Kommunikation via "Vision-ZeroNews" mit Statements von Degenhart,
Jourdan, Setzer begleiten das Marketing. Kein Ton mehr zur
Marktschaffung, individuelle Mobilität braucht es nicht mehr,Otto
Normalverbraucher wird zum Auslaufmodell. Die Vielzahl von
Händler-und Servicepunkten verschwindet. Schmerzlich ist der Prozess,
doch er kann gemanagt werden - von den Konzernen.
Das klingt irgendwie nach Scientology-Slang, der sich ja auch mit dem
Wissenüber das Wissen beschäftigt. Continental berichtet ab sofort
unter www. VisionZeroWorld.com ab laufend mit Videos, Bildern,
Grafiken und Meldungen über Themen wie Unfallvermeidungstechnologien,
gesetzliche Regelungen für mehr Verkehrssicherheit etc., in die auch
die Öffentlichkeit einbezogen wird. Ob der Conti-Vorstand auch klare
Themenschwerpunkte setzt, also auch die Mortalitätsrate bei den Jobs
thematisieren wird, was wiederum mit der Kaufkraft zu tun hat, bleibt
abzuwarten.
Reifencheftechniker Dipl.-Ing. Volker Lange, ansonsten ein sicherer
Tipp für hochtechnische Reifenleistungsdefinition, reduzierte sich
bei der TS-860-Vorstellung auf den "sichersten europäischen
Winterreifen" und auf die Optimierung aller sicherheitsrelevanten
Eigenschaften bei gleichzeitig minimiertem Rollwiderstand.
"Cool Chili" ergänzt Silica-Philosophie
Kehren wir zurück zur Reifenmarke Continental, wie wir sie lokal
wahrnehmen. Mit dem MS 14 bis 1952 zurückreichender
Winterreifen-Tradition, die 65 Jahre später im TS 860 Ausdruck
findet, geht Lange dann doch noch aus sich heraus. Neben einem
aufwändig argumentierten neu entwickelten Profil-Design bringt die"Cool Chili" genannte Mischung mit einem hohen Silica-Anteil einen
weiteren Leistungszuwachs mit noch kürzeren Bremswegen. Dazu verhilft
die in fachchinesisch formulierte "LiquidLayer-Drainage", was
besonders beim Bremsen auf Eis den Autofahrer "abchillt", also sicher
fühlen lässt. Und dann die im laufrichtungsgebundenen V-förmigen
Profil verarbeitete "SnowCurve+"-Technologie mit ihrer griffigen
"3D-Rillenwand-Struktur". Super!
Die für 14-bis 17-Zoll-Felgen dimensionierten Reifen brauchen jetzt
nur noch genügend Abnehmer, denn noch so kluge Visionen müssen vor
ihrer Umsetzung ganz profan verdient werden. (LUS)