Der Transporter-Markt steht unter Druck. Trotz der Aussicht darauf, dass er in Zukunft noch deutlich steigen könnte, scheint dies die Hersteller nur bedingt zu beruhigen. Während Volkswagen bei der Präsentation des Crafter von jährlich bis zu 100.000 Fahrzeugen sprach und die 800 in das neue polnische Crafter- Werk investierten Millionen als schlauen Schachzug verkaufte, wird intern fieberhaft daran gewerkt, diese hohen Ziele auch ohne XXL-Rabatte zu erreichen. Nicht ganz einfach, waren es doch vom Vorgängermodell maximal 50.000 Stück, die pro Jahr abgesetzt werden konnten -damals noch gefertigt in Kooperation mit Mercedes-Benz.

Nur wenige bauen ihre Transporter allein

Stückzahlendruck kennt aber nicht nur Volkswagen, sondern auch Mercedes-Benz, wo die verlorenen Crafter-Modelle am Band natürlich fehlen. Mit Ausnahme von Ford (die bauen ein Modell für die ganze Welt) und den zwei bereits erwähnten deutschen Herstellern leistet sich längst niemand mehr eine exklusive Transporterproduktion. Renault, Nissan, Opel machen bei den großen Transportern gemeinsame Sache und auch das Teamwork von Citroën, Peugeot und Fiat scheint hier gut zu laufen -auch wenn sich die Unterscheidungen aus Kostengründen längst nur noch auf Kühlergrill und das Logo am Lenkrad beschränken. Zu schmal ist hier der Grad zwischen gerade noch wirtschaftlich und einem Minus vor jedem verkauften Stück.

Auch wenn in Hannover das Thema Elektrifizierung in aller Transportermunde war, weiß man in den Chefetagen bestens darüber Bescheid, dass sich das die wenigsten Transporteure leisten können. Und jene, die es sich leisten können wie die deutsche Post, bauen sich maßgeschneiderte Modelle selbst. Zusätzlich stellt sich hier auch die Frage, ob Elektrotransporter nicht eine ganzeigene Basis verlangen.

Rabatte von 35 Prozent als Regel?

AufÖsterreich heruntergebrochen, war es zuletzt die ausgelaufene Frist für Euro-5-Modelle, die zu abenteuerlichen Zulassungszahlen geführt hat. Wie schwer es dabei für eine Marke ohne Kooperationspartner und ohne Erfahrung in diesem Segment sein kann, zeigt sich an den jeweils rund 100 zugelassenenHyundai H350 Modellen im Juli und im August. Dass man mit entsprechenden Ressourcen und viel Erfahrung dem Druck des Segments einigermaßen gut entgegenwirken kann, ist aktuell eine absolute Ausnahme, wie sie der jungen Fiat-Professional-Vertriebsfirma Danube Van gelingt.

Wenn niemand die Stückzahlen signifikant reduziert, werden schon bald Rabatte mit 35 Prozent und mehr eher die Regel als die Ausnahme darstellen. Das neue VW-Werk allein schwappt 100.000 neue Fahrzeuge auf den Markt und alle anderen werden den Teufel tun, ihre eigenen Stückzahlen zu senken. Gewinnen kann, sofern unter dem zusätzlichen Druck nicht auch die Qualität leidet, schlussendlich nur der Kunde.