A&W: Das Familienunternehmen Faber ist weltweit der erfolgreichste Importeur des Piaggio-Konzerns. Worauf führen Sie diese starke Position zurück?

Josef Faber: Grundlage dafür ist zweifellos die bis 1964 zurückreichende Kooperation mit Piaggio. Gleichermaßen legen wir Wert auf eine möglichst langjährige Zusammenarbeit mit unseren Vertriebspartnern. Andererseits haben wir bereits vor Jahren begonnen, unsere Kommunikation zu ändern. Vor allem mit der Marke Vespa sind wir sehr stark in das Thema "Lifestyle" eingestiegen und waren damit enorm erfolgreich. Heute liegt der Marktanteil von Vespa in Österreich bei 35 Prozent und ist damit so hoch wie nirgendwo sonst -Italien eingeschlossen.

Der Zweiradmarkt entwickelt sich heuer leicht steigend. Wie lauten die Ziele für Ihre Marken?

Faber: Per Ende Juli erzielten wir mit 8.492 Neuzulassungen einen Marktanteil von 28,73 Prozent. Gegenüber dem Vergleichszeitraum 2015 ist das eine Steigerung um mehr als 15 Prozent, sodass wir mehr als zufrieden sind. Das Ziel kann realistischerweise nur lauten, die erreichte Marktposition abzusichern.

Florian Krassa: Steigerungspotenzial gibt es noch in gewissen Nischen, wie zum Beispiel bei der Motorradmarke Moto Guzzi. Hier gehen wir heuer von rund 200 Verkäufen aus, innerhalb der nächsten Jahre sollten 300 bis 400 Neuzulassungen möglich sein.

Wird damit eine Erweiterung des Vertriebsnetzes einhergehen?

Krassa: Derzeit gibt es bei Moto Guzzi 17 Händler. Sicherlich ist noch Potenzial für den einen oder anderen Partner vorhanden, doch primär geht es uns nicht um einen quantitativen, sondern um einen qualitativen Ausbau.

Faber: Generell ist unser Händlernetz mit 160 Partnern, die -bis auf Moto Guzzi -großteils alle von uns importierten Marken vertreten, nahezu perfekt aufgestellt. Natürlich sind immer wieder Feinabstimmungen nötig, in dem einen oder anderen Fall mag auch die altersbedingte Betriebsnachfolge unklar sein, aber insgesamt istdas Netz stabil.

Der Pkw-Handel steht vor existenziellen wirtschaftlichen Herausforderungen. Wie beurteilen Sie die Lage in der Zweiradbranche?

Faber: Wenn ich unsere Geschäftsbeziehungen betrachte, sehe ich keine großen Probleme. Das hat damit zu tun, dass die Zweiradbranche von kleinen Familienbetrieben geprägt wird, die entsprechend flexibel agieren können

und flexibel agieren dürfen, weil es viel weniger Herstellervorgaben gibt als im Pkw-Bereich.

Faber: Das ist zweifellos richtig. Hinzu kommt, dass größere Zweiradhändler in der Regel Mehrmarkenbetriebe sind und somit weniger von der Entwicklung einzelner Fabrikate abhängen. Das sehen wir als Lieferant keineswegs negativ. Es ist auch für uns von Vorteil, wenn wir mit einem wirtschaftlich starken Partner zusammenarbeiten können, der seinen regionalen Markt gut im Griff hat.