Politiker, Künstler, Wirtschaftstreibende: Das seit rund zehn Jahren bestehende Raiffeisen-Forum in Linz hat sie schon alle gesehen. Doch nicht immer war die Location am Europaplatz 1a so voll wie an diesem kühlen Abend im September. Gekommen war einer, dessen Name dieser Tage auf allen Wirtschaftsseiten derZeitungen zu finden ist: Dipl.-Inform. (FH) Matthias Müller, seit rund einem Jahr amtierender Vorstandsvorsitzender des VW-Konzerns. Jener Mann also, der nach dem nicht ganz freiwilligen Rücktritt von Dr. Martin Winterkorn und anderen ehemals hochrangigen Managern die Fehler der Vergangenheit ausbaden muss.

"Wir haben die moralischen Grenzenüberschritten"

Doch natürlich war Müller nicht nach Linz gekommen, um ausschließlich über "Diesel-Gate" zu sprechen -auch wenn er das Dilemma in seinem Vortrag direkt ansprach: "Der VW-Konzern hat durch die Software-Manipulationen Regeln gebrochen und die moralischen Grenzen überschritten", sagte er: Daher werde man"all diese Dinge aufklären, und zwar ohne falsche Rücksichtnahme". Außerdem müsse man den Kunden helfen, wo es möglich sei und aus den Fehlern die richtigen Schlüsse ziehen. Er verstehe, wenn dies manchen Menschen nicht schnell genug gehen könne: "Doch ich kann nur um Geduld werben angesichtsdessen, was wir aufzuarbeiten haben." Laut Müller hat die Krise auch "einige Türen geöffnet und zu Veränderungen geführt, die notwendig waren". Konkret meinte er damit, dass man auch die Denkweise "in unserem Unternehmen verändern" müsse. "Wir müssen schneller entscheiden, uns für Partnerschaften und Beteiligungen öffnen und Dinge ausprobieren, statt nur die Risiken zu sehen." Es sei an der Zeit, Widerstände zu überwinden und Ängsten entgegenzutreten, so der Konzernchef. "Wir müssen unsere 600.000 Mitarbeiter mit auf diesen Weg nehmen."

Deutliche Veränderungen in den kommenden 10 Jahren

Dies sei notwendig, um die massiven Veränderungen der kommenden 10 Jahre zu bewältigen: "Wir werden uns vom Hersteller großartiger Fahrzeuge zum weltweit tätigen Anbieter nachhaltiger Mobilität wandeln." Ein erstes Auto, das autonomes Fahren auf längeren, genau definierten Strecken ermöglicht, will der VW-Konzern am Wechsel zur nächsten Dekade auf den Markt bringen.

Die Zahl der reinen E-Autos und Plug-in-Hybride soll im Konzern von derzeit 9 auf mehr als 30 bis zum Jahr 2025 steigen. Auch die Reichweite soll massiv erhöht werden: Unter anderem soll der neue E-Golf ab 2017 rund 300 Kilometer elektrisch fahren.