In den USA gibt es bereits reine Online-Gebrauchtwagenhändler. Dort
können die Fahrzeuge ohne physische Besichtigung gekauft und dann
direkt nach Hause zugestellt werden.
Carvana.com ist ein
beachtenswertes Modell, wie das Geschäft in Zukunft aussehen kann.
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Bei uns ist diese Entwicklung allerdings noch in weiter Ferne. In
Europa möchte der Kunde das Auto Probe fahren oder zumindest
persönlich sehen und im Fahrzeug Platz nehmen, bevor der Kauf
endgültig abgeschlossen ist. Das bedeutet auch, dass für die meisten
Kunden mehr mitspielt, als nur das reine Fahrzeugangebot. Bevor der
potenzielle Käufer aber in den Betrieb kommt, muss er online
überzeugt werden. Der Händler muss sich also sehr professionell
präsentieren und mit dem Internetangebot die Basis für das Geschäft
legen. Im Artikel auf der nächsten Seite haben wir ein paar Ideen
dazu für Sie zusammengefasst.
Wenn man also alles richtig macht, wird das Fahrzeug bzw. der Betrieb
vom Interessenten gefunden. Das ist nicht nur für den potenziellen
Neukunden, sondern auch für den Stammkunden wichtig. Nur wenn er das
Fahrzeug "seines" Händlers im Umfeld der anderen Angebote im Internet
findet, kann er es richtig einschätzen. Schließlich sucht jeder nach
einer Bestätigung seiner Entscheidung.
In jedem Fall müssen beim Onlineangebot der Betrieb und dessen
Vorteile mittransportiert werden. Neben der Seriosität und Sympathie
des Unternehmens kann der Verkauf die Ausgangsposition noch deutlich
stärken, indem er auch Lösungen abseits des Fahrzeuges bietet:
Finanzierung, Versicherung oder diverses Zubehör, das gerade dem
Wunschmodell fehlt; und natürlich die Werkstattkompetenz.
Dabei darf nicht vergessen werden, dass der regionale Kunde
interessanter ist, weil er auch in die Werkstatt kommt. Der
Werkstattbesuch des Gebrauchtwagenkunden ist schließlich ein
wichtiger Ertragsbringer. Gebrauchtwagen-Garantien helfen hier ebenso
bei der Kundenbindung wie Reifeneinlagerung, Servicegutscheine oder
Saison-Checks. Auch eventuelle Gewährleistungsprobleme sind bei
Kunden vor Ort einfacher und kostengünstiger zu lösen als bei weit
entfernten Käufern. Doch wie kann sichergestellt werden, dass auch
der Stammkunde die interessanten Angebote bekommt und nicht nur der
Online-Schnäppchenjäger aus dem anderen Bundesland?
In diesem Fall kann eine gut geführte Interessentendatenbank sehr
hilfreich sein, wo Anfragen dokumentiert sind und der Verkäufer weiß,
welcher seiner Kunden an dem neu hereingekommenen Fahrzeug
interessiert sein könnte; oder bei welchem Besitzer ein Tausch des
Fahrzeuges passen könnte, ohne dass der Kunde diesbezügliches
Interesse bereits geäußert hat.
Umgekehrt wird es immer mehr zur wichtigen Dienstleistung, Fahrzeuge
für den Kunden zu besorgen. Ist ein Kunde mit seinem Händler
zufrieden, würde er gerne weiterhin dort kaufen, allerdings steht der
konkrete Fahrzeugwunsch mittlerweile deutlich vor der
Händlerloyalität. Gibt"s das gebrauchte Traumauto woanders, ist der
Kunden weg, auch aus der Werkstätte. Dabeisind die Kunden durchaus
bereit, sich den Kauf beim bevorzugten Partner etwas kosten zu
lassen. Hier sind gute Zukaufsquellen und Netzwerke gefragt.
Gewinnen wird letztlich der Händler, der Onlinepräsentation und
Offlinekompetenz am besten miteinander verbindet.
Gerald Weiss, Leiter Sonderprojekte