Betrifft: Leserbrief von Hans Zimmermann in "AUTO&Wirtschaft" 7/8
Sehr geehrter Herr Lustig!<br /><br />Aufgrund der massiven Herausforderungen von geschätzten 80 Prozent
aller österreichischen Motorrad-Markenbetriebe möchten wir den
Beitrag von Herrn Zimmermann aus Sicht eines Markenhändlers
darstellen. <br /><br />Definitiv steht die Branche vor Veränderungen, es gibt aufgrund der
stetig rückgängigen Neuzulassungen mittlerweile einige Marken-Händler
zu viel in Österreich.
Warum? Zum Leben zu wenig -zum Sterben zu
viel!
Die teilweise sehr bescheidenen Gebäude des Durchschnittshändlers
befinden sich in dessen Eigentum und der Geschäftsführer arbeitet in
der Hauptsaison (März-Oktober) an die 60-70 Stunden pro Woche. Anders
ist es nicht möglich, da es die in Österreich sehr hohen
Personalkosten nicht zulassen.
Auch hat Herr Zimmermann mit der zunehmenden Priorität der
Kundenbindung völlig recht, jedoch ist jedem einigermaßen profunden
Kenner der Zweiradbranche klar, dass es einem kostenbewusst
agierenden Motorradhändler/Werkstätte de facto nicht möglich sein
kann (auch darf), in der Hauptsaison einen sofortigen Termin ohne
Wartezeit zu bekommen. Eineeffiziente Motorrad-Werkstätte muss in
der Hauptsaison eine Vorlaufzeit von zumindest zwei Wochen aufweisen,
ansonsten hat man übers gesamte Jahr gesehen zu viel Personal.
Zum Thema CI-Vorgaben möchten wir anmerken, dass unsere Importeure
großteils sehr realitätsbezogen agieren, das ist schon ok so. Bei der
Präsentation einer breiten Produktpalette ist große Vorsicht geboten,
diese ist mit Augenmaß und einem "Overview" der Neuzulassungen des
jeweiligen Modells vorzunehmen, wobei der Importeur aufgefordert ist,
den Händler zu unterstützen und nicht zu strapazieren.
Was Herr Zimmermann mit dem Begriff "geschützte Werkstätte" meint,
ist uns völlig unverständlich. Ist Herrn Zimmermann entgangen, dass
"Fastfitter" bereits ein Auge auf das Motorrad-Werkstättengeschäft
geworfen haben?
Noch gefährlicher sind die laufend und in großer Zahl neu gegründeten
Ein-Mann-Werkstätten, welche keine CI-Vorgabe erfüllen müssen,
minimale Personalkosten haben und keine Verwaltungsstruktur
finanzieren müssen.
Die Beschaffung von Original-Ersatzteilen ist mittlerweile ein
Leichtes, man benötigt keinen Fachhändler und Importeur mehr, um
mittels Online-Katalog zu Top-Konditionen und just in time z.B. in
den Niederlanden Ersatzteile zu bestellen. Diese Entwicklung birgt
auch für unsere Importeure das Risiko von Umsatzverlusten. Mit
freundlichen Grüßen! Eine Gemeinschaft österreichischer
Motorradhändler
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sowohl der Kritik zu stellen als auch Lob entgegenzunehmen. Sie
behält sich aber Kürzungen der Reaktionen aus der Leserschaft vor.