Created in Barcelona." So warb die spanische Volkswagen-Tochter Seat bei der Präsentation ihres ersten SUV Ateca in der Hauptstadt Kataloniens. Doch gebaut wird der Ateca nicht in Spanien, sondern im tschechischen Skoda-Werk Kvasiny. Das Auto, auf dessen Erfolg Seat hofft, soll gleichzeitig zu einem neuen Rekord der tschechischen Autobauer beitragen.

Weitere Steigerung erwartet

Die tschechischen Autowerke haben im Vorjahr knapp 1,3 Millionen Pkws produziert, um 4,15 Prozent mehr als 2014. Tschechien ist damit der zweitgrößte Pro-Kopf-Pkw-Hersteller der Welt und wird nur von der Slowakei überholt. Zusammen mit Lkws und Omnibussen haben etwas mehr als 1,3 Millionen Fahrzeuge die Montagebänder verlassen.

In den ersten fünf Monaten 2016 ist die tschechische Pkw-Produktion um 12,9 Prozent auf rund 594.000 gestiegen. Diese hohe Steigerung basiert unter anderem auf der Tatsache, dass Hyundai im Frühjahr 2015 die Kapazität deutlich erhöht hat. Doch auch für das Gesamtjahr 2016 rechnet die tschechische Autobranchemit einem deutlichen Plus.

"Die Schätzungen sind aktuell sehr optimistisch", sagt Zdenek Petzl, Direktor des Sekretariats des tschechischen Autoindustrieverbands. "Nach der Rekordproduktion des Vorjahrs von mehr als 1,3 Millionen Fahrzeugen erwarten wir ein weiteres Wachstum und die Überschreitung der Grenze von 1,4 Millionen Einheiten."

Wachstumstreiber SUV

Mit mehr als 56 Prozent Anteil an der gesamten Pkw-Produktion ist Skoda nach wie vor der größte Autobauer des Landes. Zwischen Jänner und Mai wurden in den Skoda-Werken Mladá Boleslav und Kvasiny an die 333.500 Autos gebaut, was einem Plus von 12,75 Prozent entspricht. Gerade der weniger bekannte Standort Kvasiny sorgt aktuell für frischen Wind. Nach dem vollen Anlauf des neuen Superb bringt der Seat Ateca zusätzliche Stückzahlen. Eine weitere Steigerung, die sich aber erst 2017 voll auswirken wird, kommt mit dem neuen großen SUV Skoda Kodiaq. 2017 wird dann auch der Yeti-Nachfolger neue Impulse liefern.

Mehr Hyundai aus Tschechien

Auch für das tschechische Hyundai-Werk in Nosovice ist das Thema SUV sehr wichtig, auf den Tucson entfallen aktuell zwei Drittel der Produktion. Im Vorjahr wurde die Kapazität des Werks von 300.000 auf 350.000 Einheiten erhöht. Dafür hat Hyundai neue Mitarbeiter aufgenommen und die Geschwindigkeit derMontagelinie gesteigert. Damit konnten die Koreaner die Produktion der zuvor voll ausgelasteten Fabrik in den ersten fünf Monaten 2016 um weitere 12,85 Prozent auf 154.700 Autos steigern.

Nun wird in Nosovice eine weitere Kapazitätssteigerung von 350.000 auf 385.000 Autos geplant. Dies will man mit mehr Arbeitsstunden, ohne zusätzliche Mitarbeiter und mit einer Beschleunigung des Arbeitstakts um 3 Prozent erreichen.

Eine Produktionssteigerung um 13,43 Prozent auf rund 105.500 Einheiten meldet auch das Toyota-PSA-Werk im tschechischen Kolín. Das Kleinwagen-Joint-Venture TPCA, das die Modelle Toyota Aygo, Peugeot 108 und Citroën C1 produziert, hat allerdings früher höhere Stückzahlen erreicht.

Unsicherheitsfaktor Brexit

Für etwas Unsicherheit sorgt das Resultat des britischen Referendums für den Austritt aus der Europäischen Union, denn Großbritannien ist als Abnehmer für alle tschechischen Autowerke extrem wichtig. Für die tschechischen Skoda-Werke sowie für die Hyundai-Fabrik in Nosovice ist das VereinigteKönigreich nach Deutschland der zweitgrößte Absatzmarkt. Die Kleinwagen von TPCA finden gar die meisten Kunden auf dem britischen Markt.