Wie kann man jetzt schon Olympiamedaillen in Rio feiern, wo doch erst
in 20 Jahren damit zu rechnen ist, dass alle Dopingproben ausgewertet
sind? Ich verfolge gerade mit höchster Spannung die Olympischen
Spiele von 2008 (Beijing), deren Ergebnisse in den Statistiken
deswegen soeben neu geschrieben werden müssen. Und Londoner Resultate
von 2012 wackeln auch schon bedenklich.
Im Autogeschäft sind es die
geschönten Produktions-und Verkaufszahlen der Hersteller: Siewirken
wie Doping auf die Kurswerte der Hersteller.
Alles Leistungsexplosionen, die bei Experten Zweifel aufkommen
lassen. Manche Sportler sind nur zu großen Veranstaltungen auffallend
fit und leistungsfähig, viele Marken laufen immer zum Monatsende zur
Höchstform auf. Der Sportler bezahlt dafür mit seiner Gesundheit, die
jeweilige Marke mit Margenverfall, die sie jedoch gerne an den Handel
durchreicht, um sich selber nicht gleich zu gefährden.
Sport ist laut Dopingagentur im Grunde die willkürliche Überwindung
künstlicher, selbst gewählter Hindernisse. Durch Regeln und Normen
wird die Eigenwelt des Sports geschaffen, in dieser Welt ist oftmals
der Weg das Ziel. Durch Doping und Manipulation wird nicht nur der
Weg verändert oder das Hindernis entfernt, sondern auch der Sieg als
höchster Wert definiert. Wie dieses Ziel erreicht wird, ist dann
egal.
Die Faszination des Sports liegt wesentlich in der Demonstration
dessen, was der Mensch aus eigener Kraft leisten kann. Doping und
Medikamentenmissbrauch zerstören diese Grundidee, die eigene Leistung
wird künstlich gesteigert.
Nicht anders läuft das in der Autowirtschaft. Die eigene
Markenleistung wird mithilfe der Vertragshändler und
Internetagenturen gesteigert. Egal, ob das der Markt verträgt oder
nicht.
Statistikorientierte Konzerne täuschen wie dopende Sportler
Regeltreue vor, betrügen damit aber die Konkurrenten, die Händler,
die Politiker, die Kunden und nicht zuletzt die Wirtschaft an sich.
Die Einhaltung von Regeln und Normen ist jedoch -Stichwort Compliance
- Grundvoraussetzung für die wirtschaftliche Existenzberechtigung.
Nur wer hält sich daran?
Gerhard Lustig Herausgeber