Im langjährigen Durchschnitt kommen jährlich 7.000 bis 7.500 neue
Lkws über 7,5 Tonnen auf Österreichs Straßen. Dabei teilen sich
lediglich sieben Marken - in der Hand von fünf Konzernen - den Markt.
"AUTO&Wirtschaft" hat versucht, etwas Licht ins Dunkel zu bringen.
Für den Lkw-Markt gibt es außer den Marktanteilen laut
Zulassungsstatistik und Eurotax kaum relevantes Datenmaterial. So
lässt sich auch das Umsatzvolumen dieser Branche kaum eruieren. Die
Gruppe von 7,5 bis 15 Tonnen kam 2015 auf 402 Stück, davon entfallen
362 auf die drei Marken MAN, Iveco undMercedes. Der Löwenanteil der
"echten" Lkws entfällt auf die Brummer über 15 Tonnen. Dieser Markt
konnte im vergangenen Jahr trotz Konjunkturflaute von 6.085 auf 6.518
Stück zulegen. Neben diesem Lkw-Markt gibt es noch das Segment der
Klein-Lkws (3,5 bis 7,5 Tonnen). Die überwiegend von Pkw-Plattformen
abgeleiteten Hybriden kamen auf 361 Stück -und darum reißen sich
gleich 13 Anbieter, wobei sich Iveco, Mercedes und MAN mit 87,6
Prozent diesen kleinen Kuchen faktisch untereinander aufteilen.
Im Gegensatz zum Pkw-Geschäft ist der Vertrieb der schweren Lkws
völlig in Herstellerhand:
Der Platzhirsch aus dem VW-Konzern, die MAN Trucks&Bus VertriebÖsterreich AG (mit 396 Millionen Euro Umsatz und einem Marktanteil
von 36,02 Prozent) hat 15 eigene Niederlassungen. Von den 38 Partnern
haben nur 3 neben dem Serviceauch den Händlerstatus. Die
Schwestermarke Scania (147 Millionen Euro, 16,55 Prozent Marktanteil)
kommt auf 13 eigene Standorte; vonden 3 freien Partnern hat nur der
Kärntner Hannes Wiegele einen eigenen Händlervertrag.
Immer mehr nehmen Vertrieb selbst in die Hand
Volvo/Renault macht den Vertrieb komplett selbst. Bei der Volvo Group
Austria GmbH (Volvo 12,5 Prozent und Renault 2,39 Prozent
Marktanteil), die 2001 auf Konzernebene das Renault-Truck-Geschäft
übernommen hat, lässt sich aus den Bilanzen nicht einmal der
Fahrzeugumsatz ermitteln. Die 2015 neu angemeldeten 971 Stück werden
von der schwedischen Konzernzentrale direkt den Endabnehmern
fakturiert. Die in der Bilanz ausgewiesenen 56 Millionen Euro
entfallen nur auf das Servicegeschäftder 300 Mitarbeiter in den 5
Niederlassungen. 15 Vertragspartner -so etwa die Aichlseder Truck
GmbH des Kärntner Landesgremialobmanns -sind mit Serviceverträgen den
beiden Konzernmarken verbunden.
Die Iveco-Austria GesmbH. (87,7 Millionen Euro, 6,46 Prozent
Marktanteil) macht den Verkauf der schweren Lkws von 4 Stützpunkten
aus ebenfalls selbst. Nur ein selbstständiger Händler, die Jeckel
GesmbH in Vorarlberg, ist vom ursprünglichen Netz übrig geblieben.
Daneben gibt es Händlerverträge für die leichteren Klassen und mit 41
Partnern ein breites Netz an Vertragswerkstätten.
Eine historisch gewachseneösterreichische Ausnahme vom direkten
Konzernvertrieb ist Mercedes. Da ist der Import zwar bei MBÖ, aber 90
Prozent des Verkaufs in der Hand der Pappas-Gruppe (Retterwerk,
Wittwar) mit 15 Niederlassungen. Nach der Kündigung von Teissl in
Kärnten blieb daneben nur noch DI Schneider GesmbH.&Co KG in
Vorarlbergübrig. Um die auch an Kärnten interessierten Pappas nicht
noch mächtiger zu machen, hat der Konzern deshalb mit Kaposi einen
völlig neuen Händler installiert.
Der US-Konzernphilosophie entsprechend, mischt sich die DAF Austria
GesmbH. (12,07 Prozent Marktanteil) weder in Verkauf noch ins Service
ein. Die DAF-Mannschaft beschränkt sich auf die Unterstützung der 4
Händler. So bestellt der Kärntner Landesinnungsmeister Walter
Aichwalder Fahrzeuge und Ersatzteile direkt im Werk. Die
Tschann-Gruppe betreut mit 120 Mitarbeitern neben Salzburg auch Tirol
und Südbayern; Georg Seelmaier, der Enkel des Firmengründers JosefFiedler, hat seine DAF-Kunden rund um Wels.
War der Konzentrationsprozess unvermeidbar?
Der vierte im DAF-Bunde war bis Mitte 2014 die Franz Hahn Gruppe. Da
sich die Wiesenthal AG als Eigentümer auf das Pkw-Geschäft
beschränken wollte, übernahm die Mercedes-Händlerin Catharina Pappas
mit der von ihr allein gegründeten CP Auto GmbH und deren
Tochtergesellschaft DanubeDrive GmbH per 1. Juli 2014 von der
Wiesenthal-Gruppe den DAF-Händlervertrag und einige
Servicestützpunkte der "filetierten" Franz Hahn Nutzfahrzeuge GesmbH.
Mit 80 Mitarbeitern und 75 Millionen Euro Umsatz deckt DanubeDrive
Vorarlberg und den Osten Österreichs bis Linz ab und ist damit der
flächendeckendste DAF-Partner Österreichs. Zusätzlich hat auch die
Pappas-Gruppe zwei Hahn-Stützpunkte geschluckt und bietet seither bei
allen Lkw-Betrieben auch DAF-Service an.
Für Ing. Mag. Franz Weinberger, den "Mister Lkw" der Branche, war
dieser Konzentrationsprozess durchaus vorhersehbar. Das Geschäft
gleicht eher dem Sonderfahrzeugbau als dem Handel mit
Serienfahrzeugen. "Sie finden keine zwei Lkws, die gleich sind", sagt
Weinberger: Außer den Sattelzügen gebe eskeine typengenehmigten
Neufahrzeuge; alles wird individuell angeboten und einzeln typisiert.
"Das Geschäft wurde zu komplex, von der Ausstattung über die
Ausbildung bis hin zur Finanzierung", erklärt Weinberger. Für ihn ist
nachvollziehbar, wieso einige Unternehmer ihre Betriebe einfach den
Herstellern verkauft haben.
Dazu kommt die hohe Kapitalbindung im Eintausch. "Da liegt die Quote
bei 60 Prozent." Laut Weinberger haben es die Hersteller leichter,
die gebrauchten Lkws in Osteuropa weiterzuverkaufen.
Ing. Hannes Wiegele, der einzige freie Scania-Händler im Lande,
verweist da auf einen von Deutschland organisierten Pool, in dem alle
Partner ihren Lagerbestand einstellen können. Den Erfolg seines
Betriebes (140 Mitarbeiter, 50 Millionen Euro Umsatz) verdankt er
-neben der Verankerung im VW-und Audi-Handel -der Spezialisierung
seines Lkw-Geschäftes. Nachdem das Fernverkehrsgeschäft durch das
Ausflaggen der Frächter um 50 Prozent geschrumpft ist, blieb ihm vor
Ort die Holzwirtschaft. "Wir haben da unsere Kunden vor der Tür und
können sie das ganze Fahrzeugleben lang begleiten."
Ohne Service kann niemandüberleben
Der Vorarlberger Iveco-Landeshändler Dipl.-Ing. Ralf Jeckel sieht den
Preisverfall als eine der Ursachen des Händlersterbens. Hat ein Lkw
vor 20 Jahren 1 Million Schilling (72.000 Euro) gekostet, gibt es den
heute gleichwertig um 80.000 Euro. "In der Zwischenzeit sind aber
alle Kosten nach oben gegangen. Wenn ich einen Servicebetrieb
erhalten will, brauche ich den Nahverkehr und die
Baustellenfahrzeuge", sagt auch MAN-Vertriebschef Weinberger. Er
sieht im Servicebereich -mit zusätzlichen Dienstleistungen -die
einzige Überlebenschance der Lkw-Branche. Aufgrund des beinharten
Wettbewerbs im Neufahrzeuggeschäft gilt dasauch für das
konzerneigene Servicenetz.
Doch auch da schrumpfen durch längere Wartungsintervalle die Erträge.
Wegen Reparatur-und Wartungsverträgen ähnelten viele Aufträge immer
mehr einer Garantieabwicklung, meint Jeckel: "Damit hat noch keiner
was verdient." Er sieht durch die Konkurrenz am freien Teilemarkt
eine der wenigen Chancen, beim Ersatzteileinkauf dochnoch
Deckungsbeiträge zu erwirtschaften. (KNÖ)
Die Big Player weltweit
Im globalen Lkw-Markt spielen nur ganz wenige Hersteller mit. Der
Umsatz der fünf Giganten summiert sich weltweit auf knapp 120
Milliarden Euro.
An der Spitze liegt der Daimler-Konzern, dessen Lkw-Sparte 2014 32,4
Milliarden Euro umgesetzt hat.
Knapp dahinter liegt die Volvo AB, an der seit 2001 durch die Fusion
mit dem Renault-Lkw-Geschäft die Franzosen zu 20 Prozent beteiligt
sind. Beide zusammen kamen 2014 auf 30,5 Milliarden Euro.
Scania AB (2013: 9,4 Milliarden Euro) wurde im Jänner 2015 nach dem
Aufkauf der restlichen Anteile der schwedischen Familie Wallenberg zu
100 Prozent in den VW-Konzern eingegliedert. Nachdem auch die MAN SE
(2014: 14,3 Milliarden Euro) zu mehr als 75 Prozent zum VW-Imperium
zählt, kommen dort die in der Holding Trucks&Bus AG gebündelten
Firmen auf 23,7 Milliarden Euro.
Iveco ist ein Teil der Case New Holland CNH N.V., mit Sitz in
Amsterdam, in dem die Landmaschinen (Case, Steyr) und Lkws des
Fiat-Konzerns (90 Prozent Beteiligung) zusammengefasst wurden. Vom
Umsatz von 33 Milliarden Euro (2014) dürften geschätzte 16 Milliarden
Euro auf den Lkw-Sektor entfallen.
DAF Trucks N.V. gehört zum amerikanischen Paccar-Konzern. Gemeinsam
mit der Marke Leyland Trucks wurden 2013 etwa 5,7 Milliarden Euro
umgesetzt. (KNÖ)