Von 2,8 Prozent Verlust pro verkauftem Auto spricht die jüngste
Studie zur Wirtschaftlichkeit der Kfz-Betriebe, die der
Fahrzeughandel in Auftrag gegeben hat. Das ist in dieser Höhe
erschreckend, aber nicht neu.
Dass die Werkstätte den Neuwagenverkauf
subventioniert, ist längst Realität. Lange Zeit gab es dafür noch
ausreichend Spielraum dank der erfreulichen Marge beim Motorenöl.
Und diese hat vielüberdeckt. Die Kalkulation stimmt nicht, die
Werkstattauslastung und -planung sind nicht optimal, die Stundensätze
sind an den Nachbarn angepasst, nicht an die tatsächlichen Kosten.
Der im Verhältnis überproportionale Deckungsbeitrag des Öls hat dafür
gesorgt, dass letztlich das Ergebnis stimmt.
Das wird freilich immer schwieriger: Die Abwicklung von Garantie-und
Versicherungsschäden sowie die Maßnahmen zur vermeintlichen
Kundenzufriedenheit und die Umsetzung der ständig wachsenden
Standards erfordern immer mehr personelle Kapazitäten. Das treibt die
Kosten und damit die Stundensätze in die Höhe. Dabei ist es ohnehin
schon schwierig, die Kunden in Zeiten massiven Kaufkraftverlustes in
die (Marken-)Werkstätte zu bringen.
Bislang konnten dennoch Erträge in der Werkstätte erwirtschaftet
werden. Das Motoröl hat"s ja gerichtet. Das war für viele Jahre gut
und angenehm, doch nun fällt den Werkstätten das System auf den Kopf,
zu sehr hat man sich auf die Deckungsbeiträge aus dem Ölgeschäft
verlassen. Das Kartenhaus bricht gleich an mehrerenStellen zusammen.
Die Hersteller wollen vom bislang großen Kuchen Ölertrag mitnaschen,
setzen die Ölkonzerne bei First Fill und Serviceöl unter Druck,
machen günstige Endkundenpreise und schneiden nun auch beim Öl mit.
Gleichzeitig erzeugen die Ölmarken den Vermarktungsdruck über
verschiedene Kanäle. Immer mehr Markenöle werden im Baumarkt, im
Supermarkt und im Internet angeboten, teilweise zu haarsträubenden
Konditionen. Natürlich gibt es darunter Plagiate, natürlich gibt es
Unterschiede in der Spezifikation, natürlich gibt es unseriöse
Grauimporte und Privatverkäufer. Aber es gibt tatsächlich das
vergleichbare Öl zu günstigen Preisen.
Für die Werkstätte kann es dabei hilfreich sein, ein nicht so
bekanntes Produkt anzubieten oder eine Marke zu vertreiben, die
exklusiv und konsequent über den Fachhandel vertrieben wird. Aber
dennoch wird der Kunde heute nicht mehr bereit sein, den Preis zu
bezahlen, den er noch vor ein paar Jahren bezahlt hat. Schließlich
gibt es die bekannten Marken auch deutlich günstiger.
Denn das größte Problem bringt die wirtschaftliche Situation. Der
Kaufkraftverlust trifft die Autobranche wie kaum eine andere: Die
Kunden haben kein Geld. Vor einigen Jahren war der Preis fürs beste
Öl noch Nebensache, Hauptsache Papas Liebling wurde gut versorgt.
Heute können sich die Menschen gerade noch die Leasingrate für ihr
(neues) Auto leisten, beim großen Service ist es dann vorbei. Und wo
sieht der Kunde noch Einsparungspotenzial? Natürlich beim größten
(Material-)Posten auf der Servicerechnung, dem Motoröl.
Da stellt sich die Frage, wo soll denn das Autohaus noch Geld
verdienen? Nicht mehr beimÖl, so viel ist fix, zumindest nicht mehr
in dem bekannten Ausmaß. Dennoch ist die Auswahl des Ölpartners
wichtig: Wer kann meinen Betrieb am besten unterstützen? Brauche ich
marketing-oder betriebswirtschaftlich Unterstützung, wo bin ich mit
einem Betrieb positioniert und wo die Ölmarke? Worauf legen meine
Kunden wert? Was kann mir der Lieferant neben dem Motoröl noch
bieten? Oder ist nur der günstigste Einstiegspreis oder die rasche
Lieferfähigkeit entscheidend? Starke Partnerschaften sind wichtiger
denn je. Wer der richtige Partner für die herausfordernde Zukunft
ist, muss jeder sehr individuell für sich selbst entscheiden.