Importeure, Händler, Autofahrerklubs: Monatelang haben sie alle um
eine Entschärfung der geplanten Steuererhöhungen für
Firmenwagenfahrer gekämpft. Stattdessen präsentierte das
Finanzministerium noch drastischere Maßnahmen. Wird die Branche
daraus lernen?
Insgesamt vier Mal haben sich Branchenvertreter und Spitzenbeamte des
Finanzministeriums getroffen, beim fünften Termin war sogar
Finanzminister Dr. Hans Jörg Schelling persönlich dabei. Stets wurde
versprochen, den Anliegen der Branche Gehör zu schenken. Schließlich
sprachen gute Gründe gegen die zu Jahresbeginn präsentierten Pläne,
bei all jenen privat genutzten Firmenfahrzeugen, die mehr als120
Gramm CO 2 pro Kilometer ausstoßen, den Hinzurechnungsbetrag von 1,5
auf 2 Prozent des Brutto-Anschaffungspreises zu erhöhen.
Man möge wenigstens den CO 2-Grenzwert mit 130 Gramm moderater
ansetzen, lautete die Minimalforderung der Branche. Bekommen hat sie
stattdessen eine noch strengere Regelung: Nur 2016 will der
Finanzminister die Grenze bei 120 Gramm einziehen, danach soll sie
jährlich um 4 Gramm sinken.
11 Steuererhöhungen in 11 Jahren
Ob diese Pläne in voller Schärfe realisiert werden, war bei
Redaktionsschluss noch nicht klar. Die verkürzte Begutachtungsfrist
für den Entwurf zur Steuerreform endet am 5. Juni, die Abstimmung im
Nationalrat wird voraussichtlich Anfang Juli stattfinden. Eines ist
jedoch klar: Die Branche führt ein Rückzugsgefecht. Die
Mehrbelastungen können maximal abgemildert, nicht jedoch zur Gänze
ausgeräumt werden.
Damit steht fest, dass es die elfte Steuererhöhung rund um das Auto
binnen ebenso vielen Jahren geben wird: Seit 2004 wurden fünfmal die
NoVA, dreimal die Mineralölsteuer sowie je einmal die motorbezogene
Versicherungssteuer und (erst 2014!) der jetzt wieder im Fokus
stehende Firmenwagen-Sachbezug angehoben.
"Respekt und Gehör"
In der Autoszene setzt sich angesichts dessen die Erkenntnis durch,
dass gegenüber der Politik nicht mehr "business as usual" betrieben
werden kann. Importeurssprecher Dr. Felix Clary und Aldringen spricht
aufgrund der immer wieder gebrochenen Zusagen von "reiner Willkür".
Selbst ansonsten zurückhaltende Manager werden persönlich aktiv: "Es
entsteht der Eindruck, dass dieAutomobilbranche von der Regierung
nicht nur völlig ignoriert, sondern immer wieder regelrecht
"bestraft" wird", schrieb Porsche-Holding-Chef Alain Favey an
Schelling.
Am auffälligsten ist jedoch der gemeinsame Appell von Importeuren,
ÖAMTC und ARBÖ sowie Fahrzeughandel und Fahrzeugindustrie, der am 27.
Mai als ganzseitiges Inserat in 7 Tageszeitungen erschien. "Eine
halbe Million Österreicher und Österreicherinnen arbeiten in der
Automobilwirtschaft, die dem Staatjährlich 15 Milliarden Euro
Steuereinnahmen bringt. Verdient die Automobilbranche nicht auch
Respekt und Gehör seitens der Regierung?", heißt es darin.
Zeit zum Handeln
Wir von Lederers Medienwelt haben zumöffentlichen Protest
beigetragen, indem wir den offenen Brief in reichweitenstarken Medien
wie "AUTO BILD Österreich" veröffentlicht haben. Wir begrüßen es,
dass die politische Rücksichtnahme schwindet und die Branche endlich
geschlossen und mit klaren Botschaften an die Öffentlichkeit tritt.Doch ein einzelner Appell wird nicht reichen: Wann kommt die
"Autofahrer-Demo"?