Die Presseaussendung von Castrol zur neuen vom BP-Konzern
oktroyierten Vertriebspartnerschaft mit dem oberösterreichischen
Familienunternehmen Obereder liest sich wie geschmiert.
Weil auf unseren erschlossenen Märkten die Absatzdynamik erlahmt,
schwört der BP-Konzern seinen erstklassigen Ertragsbringer Castrol
auf weitere Effizienzsteigerungsaktivitäten ein. Was heißt, dass die
bislang die Marktführerschaft sichernde Personalstruktur in
Österreich eingedampft wird.
Und das liest sich im Pressetext auszugsweise so: "Mit der Umsetzung
von konzernstrategischen Vorgaben, die länderübergreifende Maßnahmen
vorsieht, schlägt Castrol Austria durch die Stärkung des indirekten
Vertriebs eine neue Richtung ein." Auf gut Deutsch: Langjährig
etabliertes Castrol-eigenes Personal wird abgebaut und der Vertrieb
für definierte Kunden aus den Segmenten Fachwerkstätte und Industrie
dem Familienunternehmen Obereder überantwortet. Übrigens ein toller
Familienbetrieb!
Dafür gibt das 1990 gegründete aus dem Agrarbereich kommende
Logistik-und Handelsunternehmen nach 18 Jahren die Vertretung des
kuwaitischen Ölkonzerns Q8 ab. Die Obereders sind seit 2007 auch mit
dem Vertrieb des für Dieselaggregate vorteilhaften Harnstoffzusatzes
AdBlue tätig. Ein eigener speziell ausgestatteter Fuhrpark steht für
alle Liefermengen im Schmierstoffgeschäft parat.
Logische Abfolge
Castrol-Chef Gerhard Wolf interpretiert die neue
Vertriebspartnerschaft als logische Konsequenz in der Ausrichtung des
Konzerns zur weiteren Effizienzsteigerung: "Produktentwicklung,
markenstärkende Maßnahmen und die Betreuung der strategischen
Vertriebspartner lassen Endkunden, Vertragspartner und Castrol von
der neu geschaffenen Win-win-win-Logik profitieren." Das
Produktionswerk in Wiener Neudorf ist von diesen Veränderungen nicht
betroffen.
Weitreichende Konsequenzen
Personalmaßnahmen werden unausweichlich folgen und die Belegschaft
wurde über die Veränderungen informiert. Das Ausmaß wird in Kürze
kommuniziert. Wie bereits in den Bereichen Ersatzteile (Adamol),
Retail (Tankstellen BP, A1 etc.), Nutzfahrzeuge (Adamol, Leikermoser
für Westösterreich) findet dieser "indirekte" Vertriebsprozess nun
mit Obereder die nächste Ausweitung, verrät das Pressepapier.
Die heimische Schmierstoffszene geht davon aus, dass die nunmehr
begonnenen Strukturänderungsmaßnahmen unter Einbeziehung der
Schweiz-Interessen auch diverse Führungspositionen mit künftig
starker innerorganisatorischer Ausrichtung auf Castrol Deutschland
übergehen. Darüber wird von der Konzernspitze mit den
Personalvertretern verhandelt. Mit der Umsetzung ist während der
nächsten 12 Monate zu rechnen. (LUS)
sieht Professor Henrik Müller von der TU Dortmund die
Globalisierungsstrategie vieler Konzerne an ihre Grenzen stoßen