Vor 4 Jahren wurde die Porsche Holding von VWübernommen. Was hat sich seither geändert?

Alain Favey: All die strategischen Expansionsschritte, die wir in den letzten Jahren unternommen haben, wären ohne die Integration nicht möglich gewesen. Das reicht vom Import in Kolumbien und Chile bis zu den rund 100 deutschen und 60 spanischen Autohäusern, die vorher direkt dem VW-Konzern zugeordnet waren. Ein weiteres Bespiel ist Tschechien, das durch die Übernahme der vorherigen Werkstochter zu unserem wichtigsten Auslandsmarkt geworden ist. In Österreich hat sich der Markt selbst in den letzten Jahren geändert, besonders seit der Verschrottungsprämie im Jahr 2009. Die Aggressivität im Wettbewerb ist damals sprunghaft gestiegen. Seither hat sich die Konkurrenzsituation nicht entspannt. Darauf mussten wir als Marktführer reagieren, doch das hatte nichts mit unserer Integration in den Volkswagen-Konzern zu tun.

Wie hart der Markt ist, zeigt sich auch an den rückläufigen Erträgen vieler Händler.

Favey: Wir sehen, dass es in der gesamten Branche seit einigen Jahren zu einer gewissen Erosion der Profitabilität kommt. Es ist aber weiterhin so, dass die Partner der von uns vertretenen Marken eine viel bessere Rendite erreichen als der Durchschnitt der Branche. Damit sind unsere Marken mit absoluter Sicherheit in Österreich die attraktivsten.

Ihr Tochterunternehmen Porsche Inter Auto (PIA) tätigt derzeit umfangreiche Investitionen.

Favey: 2014 haben wir rund 12 Millionen Euro in unsereösterreichischen Einzelhandelsstandorte investiert. Heuer sind es bisher bereits 7,5 Millionen. Weitere 50 Millionen Euro werden innerhalb der kommenden 3 Jahre im Zuge unseres Großprojektes in Wien-Liesing hinzukommen. Darüber hinaus gibt es Bauprojekte bei Porsche Klagenfurt, bei Gerstinger Leopoldau sowie bei Porsche Leibnitz. Diese Investitionen sind ein entscheidender Teil unserer Strategie, weil sie sich unmittelbar auf die Attraktivität beim Kunden auswirken. Das sehen wir derzeit beispielsweise bei Škoda, wo die Umstellung der CI einen wichtigen Beitrag zur Aufwertung der Marke leistet.

Die Porsche Holding gilt als digitaler Vorreiter. Ist ein Fahrzeugverkauf "per Mausklick" denkbar?

Favey: Wir haben keine Absicht, Fahrzeuge direkt im Internet zu verkaufen. Stattdessen möchten wir erreichen, dass der Kunde mehr Lust hat, beim Händler eines unserer Autos zu kaufen. Außerdem werden wir künftig in der Lage sein, nicht nur Autos oder Ersatzteile, sondern auch datenbasierte Dienstleistungen zu vermarkten. Unser Telematikmodul "Dibox" ist ein gutes Beispiel dafür.

2014 sind dieösterreichischen Verkäufe der Porsche Holding im Großhandel um 3,9 Prozent und im Einzelhandel um 8,1 Prozent gesunken. Sehen Sie heuer Chancen, Boden gut zu machen?

Favey: Angesichts des voraussichtlich bei 300.000 bis 310.000 Pkws stagnierenden Marktes haben wir keine Absicht, unseren Marktanteil zu erhöhen. Es wäre unvernünftig, um jeden Zehntelprozentpunkt zu kämpfen. Jede weitere Steigerung würde derzeit extrem viel Geld kosten. Wir haben nicht die Absicht, das schon jetzt sehr hohe Konkurrenzniveau weiter zu verschärfen und die Preise in eine Abwärtsspirale zu stürzen.