In der guten alten Zeit des Autohandels war das Geschäft klar und einfach. Da wurde der Neuwagen in der Regel beim Händler bestellt. Bei den europäischen Marken wurde das Fahrzeug auf Wunsch des Kunden maßgeschneidert produziert und in "4 bis 6 Wochen" geliefert. Bei den asiatischen Herstellern waren vorkonfigurierte, aber meist gut ausgestatteteModelle aus einem europäischen Zentrallager zu ordern. Und das alles mit einem überschaubaren Rabatt. Bei der Autoschau, bei Lagerautos und Vorführwagen oder bei einem Modellwechsel gab es ein paar Prozent mehr. Der Kunde kaufte ein NEUES Auto.
Die andere Möglichkeit war ein GEBRAUCHTES Fahrzeug. Die Kunden waren dabei klar positioniert. Heute wechseln die Autokäufer nicht nur die Marke wesentlich flexibler und häufiger, sondern auch die Fahrzeugklasse und interessanterweise das Fahrzeugalter. Soll es einmal ein neuer Kompaktklasse-Kombi sein, kommt das nächste Mal ein vier Jahre alter Mittelklassewagen eines Premiumherstellers infrage, wird es danach eine zwei Jahre alte Großraumlimousine. Das Budget bleibt dabei entweder gleich oder lässt sich mit kreativer Finanzierung entsprechend anpassen. Die geänderte Nachfrage ändert natürlich den Markt.
Die Grenze verschwimmt
Die größte Veränderung erfolgt aber bei neuen und jungen Fahrzeugen. Hier verschwimmt die Grenze zwischen Neu-und Gebrauchtwagen. Dieser Markt ist geprägt von permanenten Aktionen, die das Preisgefüge laufend durcheinanderwirbeln. Der Kunde ist ständig mit Sonderpreisen konfrontiert, die zudem massive Auswirkungen auf den Gebrauchtwagenmarkt haben. Schließlich gibt es mittlerweile die unterschiedlichsten Vermarktungswege dafür.
Der tatsächliche Zustand und Status des Fahrzeuges scheint dabei nicht mehr so wichtig wie der Rabatt, den man am Stammtisch erzählen kann. Ist das Auto neu, wurde es kurzzugelassen, war es ein Vorführoder Jahreswagen oder als Mietwagen im Einsatz? -Hier werden einfach Äpfel mit Birnen verglichen.
Überbestände bei den Händlern
Der Grund ist klar:Überproduktion und Absatzdruck führen zu einer hohen Zahl an Fahrzeugen, sei es kurz oder etwas länger zugelassen, die bei den Händlern stehen. So ruft VW zur Schnäppchen-Rallye, kein Wunder: Auf "Das Weltauto", der Gebrauchtwagen-Internetbörse der Volkswagen-Gruppe, sind 5.014 der 6.415 angebotenen gebrauchten VW-Modelle im Jahr 2014 oder 2015 zugelassen, mehr als die Hälfte der angebotenen "gebrauchten "VW sind überhaupt aus dem heurigen Jahr (Stand: 28. August). Auf der eigenen Seite schnaeppchen.volkswagen.at werden ausschließlich Jungwagen angeboten, nur für kurze Zeit. Hier werden -siehe Screenshot vom 28. August -bis zu 42,5 Prozent Rabatt angekündigt. Dabei handelt es sich um Fahrzeuge, die in der Regel mit Erstzulassung 2014 und 2015 angegeben sind und maximal 25.000 Kilometer gefahren wurden.
Auch auf der Rabattplattform www.autogott.at gewinnen mittlerweile die Jungwagen an Bedeutung. Für den Kunden wird es immer schwieriger, die Relation zwischen Rabatt und Fahrzeugalter zu durchschauen. Unbestritten, dass diese Fahrzeuge technisch und auch weitgehend optisch neuwertig sind. Problematisch wird es allerdings mit den Garantieleistungen: Wann hat -speziell bei Kurzzulassungen -dieGarantie begonnen?
Jungwagen beim GW-Händler
Auf der anderen Seite sind auch die freien Gebrauchtwagenhändler längst auf den Jungwagen-Zug unterwegs. Die steirische Firma Onlinecars, mittlerweile Österreichs größter Gebrauchtwagenhändler mit etwas unkonventionellen Verkaufspraktiken, hat immer wieder Neuwagen und Jungwagen im Programm.
Für den Konsumenten stellt sich die Frage: Was ist wirklich günstig? Die Relationen sind nicht mehr greifbar. Was diese Woche noch attraktiv war, kann nächste Woche schon überteuert sein. Noch schwieriger wird"s, sobald der Kunde das Fahrzeug wieder eintauschen möchte. Die alten Regeln des kalkulierbaren Wertverlustes sind längst außer Kraft.
Und die Grenzen zwischen Neuwagen und Gebrauchtwagen sind längst verschwunden.
Management-Tool
Ein neues digitales Tool hat ZF mit dem ZF [pro]Manager auf den Markt gebracht.