Internetriesen wie Google, Mobilitätsdienstleiter wie Baidu oder "Intermediäre" wie Auxmoney: Sie alle werden künftig in der Autobranche ein gewichtiges Wort mitreden, sind die Experten von Oliver Wyman überzeugt. In der Studie "Systemprofit 2035: Strukturwandel Automobilindustrie" gehen sie von einschneidenden Verschiebungen aus.
Fragile Umsatz-und Ertragsstruktur
2014 belief sich der Gesamtumsatz des weltweiten Autovertriebs auf 3,3 Billionen Euro. Davon seien rund 76 Prozent auf den Neu-und Gebrauchtwagenverkauf entfallen, rechnen die Autoren vor. Gleichzeitig sei dieser Bereich aber nur für knapp 8 Prozent des "Systemprofits" von Markenorganisationen und freien Anbietern verantwortlich gewesen. Über 79 Prozent der Erträge seien aus den Bereichen Aftersales und Finanzdienstleistungen gekommen.
Schon in den nächsten 10 Jahren erwartet Oliver Wyman erste Veränderungen in dieser Verteilungsstruktur. Verantwortlich dafür sei neben neuen Wettbewerbern der immer größere Margendruck durch die vom Internet geschaffene Preistransparenz. Neue Geschäftsfelder wie Carsharing, "Big Data" oder E-Commerce im internetfähigen Auto könnten 2025 bereits 5 bis 20 Prozent des Systemprofits ausmachen. Darauf müssten sich Hersteller und Händler "trotz der aufwendigen Verteidigung ihrer langjährig optimierten Margen" einstellen. Diese Verschiebungen seien jedoch"lediglich die Vorboten des bisher größten Strukturwandels im Automobilvertrieb".
"Das System steht zur Disposition"
2035 wird die Branche nur mehr die Hälfte ihres Umsatzes mit dem eigentlichen Fahrzeuggeschäft erzielen. Mindestens ein Fünftel des Geschäftsvolumens wird dagegen auf die neuen Umsatzquellen entfallen, 30 Prozent werden zwischen alten und neuen Wettbewerbern heftig umkämpft sein. "Das gesamte System Automobilvertrieb steht zur Disposition", sagt Fabian Brandt, Partner bei Oliver Wyman und Experte für Aftersales: "Darauf müssen sich die Automobilhersteller jetzt vorbereiten, um ihr klassisches Geschäft abzusichern und sich für neue Umsatz-und Profitfelder rechtzeitig zu positionieren."
Und der typische mittelständische Fahrzeughandel? Dem prophezeit Oliver Wyman eine besonders schwierige Zukunft, weil unter anderem der (vom Internet erleichterte) Direktvertrieb deutlich an Bedeutung gewinnen werde.
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