Den Managern der globalen Autofirmen läuft bei dem Gedanken an den iranischen Markt mit 77 Millionen Einwohnern das Wasser im Mund zusammen. Die großen Spieler der Branche sind dabei, Verträge über neue Projekte abzuschließen. Die iranische Autoproduktion lag im Vorjahr bei rund 1,09 Millionen Einheiten inklusive Nutzfahrzeuge. Dasbisher höchste Ergebnis wurde 2011 mit 1,64 Millionen erreicht. Laut einem Plan der Regierung will man bis 2025 die jährliche Produktion von 3 Millionen Fahrzeugen erreichen.
Rund 90 Prozent der Produktion entfällt auf die großen Hersteller Iran Khodro und Saipa. Die beiden Industriegruppen bieten sowohl Autos unter eigenen Marken als auch lokal gebaute Modelle von Peugeot, Renault, Kia und anderen Firmen. Der Anteil der im Land montierten chinesischen Autos betrug in der ersten Hälfte 2015 bereits 9,75 Prozent der Gesamtproduktion, 2011 waren es 1,6 Prozent.
French Connection
Beim Rennen um den iranischen Markt hat Renault die beste Position. Zwar soll es noch keine endgültigen Verträge geben, doch Renault arbeitet intensiv am Ausbau der Iran-Aktivitäten. Heute baut Iran Khodro die erste Logan-Generation und den Logan Pick-up. Der Logan entsteht auch bei der Saipa-Tochter Pars Khodro, die seit September auch den Sandero produziert.
Während heute nur ältere Renault-Modelle im Iran gebaut werden, ist für die Zukunft die Produktion moderner Autos vorgesehen. Dazu könnten etwa der Captur, Duster oder das heuer in Indien präsentierte Crossover-Modell Kwid zählen. Renault hat als Resultat der bisherigen Teilelieferungen einen größeren Cash-Betrag im Iran geparkt und kann das Geld in naher Zukunft für die Ankurbelung der dortigen Aktivitäten nutzen.
"Iran ist wirklich eine große Chance, viele Autohersteller verhandeln gegenwärtig. Doch wir haben dort einige Vermögenswerte, wir haben dort Cash und ich bin ziemlich zuversichtlich für die Zukunft", sagt Bernard Cambier, Senior Vice President und Chairman der Region Africa-Middle-East-India von Renault. "Wir sind nach wie vor im Iran aktiv, was bei PSA nicht der Fall ist, und ich hoffe, dass die iranische Regierung uns gegenüber loyal sein wird."
Auch PSA hat gute Kontakte: Iran Khodro, ein langfristiger Partner der Franzosen, hat im 1. Halbjahr 2015 rund 200.000 Peugeot 206 und 405 aus lokalen Teilen gebaut. Doch davon hat PSA nicht einmal eine Lizenzgebühr bekommen. PSA wird von der Vergangenheit eingeholt. Während Renault die Teilelieferungen in den Iran erst unter dem Druck der Sanktionen unterbrochen hat und die Zusammenarbeit sofort wieder startete, als es möglich war, hat PSA die Beziehungen zu Iran Khodro nach dem seinerzeitigen GM-Einstieg gestoppt. Dies nehmen die Iraner den Peugeot-Leuten bis heute übel. "Das Image der Marke Peugeot ist gut", sagt Yann Vincent, Executive Vice President, Director Industrial und Supply Chain. "Die Gespräche laufen, sind aber nicht einfach."
Unruhe in sozialen Netzwerken
Der iranische Automarkt wird von lokal gebauten Modellen dominiert. Bei den Importautos, die mit einem hohen Importzoll belegt sind, führen Hyundai, Kia und Toyota. Mehrere globale Marktspieler, etwa die Marken des VW-Konzerns oder die Amerikaner, sind im Iran gar nicht vertreten.
Die meistverkaufte Modellreihe, der auf dem uralten Kia Pride basierende Saipa Pride, ist für ihre schlechte Qualität bekannt. Der neue Saipa-Chef Mehdi Jamali hat sich dafür vor Kurzem entschuldigt. Viele Iraner hoffen nach dem Atomvertrag auf bessere und billigere Modelle ausländischer Marken und verschieben den Autokauf. Eine in den sozialen Netzwerken kursierende Kampagne ruft dieKäufer zum Boykott der einheimischen Modelle auf.
Management-Tool
Ein neues digitales Tool hat ZF mit dem ZF [pro]Manager auf den Markt gebracht.