Handel sollte entlastet werden

"Ich habe in letzter Zeit immer wieder von Branchen-Kollegen gehört, dass der Druck, Standards entsprechend umzusetzen, zunimmt. Wobei das für unsere Marken -Toyota und Lexus -nicht zutrifft", weiß Komm.-Rat Manfred Ellensohn, Geschäftsführer Autohaus Ellensohn/Rankweil und Landesgremialobmann des Vorarlberger Kfz-Handels. "In Zeiten wie diesen, wo der Verdrängungswettbewerb immer stärker und die Margen immer dünner werden, müssen sich viele Kfz-Händler fragen, ob sie den Wünschen der Hersteller noch nachkommen können. Es wäre wichtig, die enorme Last vom Handel zu nehmen, um diesen damit zu unterstützen, in Zeiten wie diesen zu bestehen", sagt Ellensohn.

Kleine Betriebe besonders gefährdet

"Ich kann derzeit -was die Standards anbelangt -keinen stärkeren Druck feststellen, wobei jene, die wir jetzt zu erfüllen haben, sehr umfangreich und gerade noch zu schaffen sind", meint Komm.-Rat Konrad Steindl, Präsident der Wirtschaftskammer Salzburg und Gesellschafter mehrerer Autohäuser. "Die Ertragsituation im Kfz-Handel ist problematisch und wird auch nicht besser. Die damit verbundenen Kosten und Lizenzgebühren nicht nur im Handel, sondern auch im Retailbereich sind mittlerweile sehr hoch. Gerade für kleinere Betriebe sind diese oft fast nicht mehr zu stemmen." Weshalb es sehr wichtig wäre, dass Hersteller "mehr Rücksicht auf die Situation ihrer Händler nehmen".

Spürbare Veränderungen

"Der Druck bezüglich der Standards ist in jeder Hinsicht sicherlich größer geworden", sagt Mag. Dieter Unterberger, Geschäftsführer Unterberger Automobile/Kufstein und Gremialobmann des Tiroler Kfz-Handels. "Dies betrifft sowohl den Druck auf CI-Umsetzungen als auch auf Abläufe, die im Autohaus passieren, wie diese auszusehen haben, wie dies dokumentiert werden muss. Es ist also eine enorme Veränderung, was hier passiert ist." Was die Kosten betreffe, gebe es markenspezifische Unterschiede, wobei die große Veränderung darin liege, dass "die Händler in den vergangenen Jahren viel Energie und Geld investieren müssen, um diese Vorgaben- auch in Hinblick auf immer komplexer werdende, aber lebensnotwendige Bonuskriterien -erfüllen können".

Es herrscht Verständnis

"Wir haben meines Erachtens bei Renault keine spürbaren Veränderungen bemerkt", sagt Mag. Marina Aichlseder, Geschäftsführung Autohof/Klagenfurt und Sprecherin des Renault-Händlerverbandes. Natürlich wolle der Hersteller, wie derzeit aktuell bei Renault, dass die neue CI umgesetzt werde, "wobei deren Umsetzung auch vom Hersteller unterstützt wird". Für vernünftige und praxisgerechte Maßnahmen habe die Händlerschaft grundsätzlich Verständnis. Generell würde die Umsetzung von Standards aber auch mit finanziellen Belastungen einhergehen. Als oft unvernünftig werden andere Maßnahmen wie das nicht praxisgerechte Mystery-Shoppingempfunden. "Es führt oft zu schlechten Bewertungen, ohne dass wir ein Einspruchsrecht haben."

Der Druck wird steigen

Grundsätzlich glaube ich, dass der Druck für die Umsetzung von Standards in Zukunft steigen wird", ist sich Andreas Parlic, Geschäftsführer France Car/Linz und Obmann des Vereins der österreichischen Citroën-Händler, sicher. "Wobei es uns, im Gegensatz zu anderen Marken, die von ihrer Händlerschaft die aufwändige Umsetzung bis ins letzte Detail fordert, noch -was die baulichen Auflagen betrifft -vergleichsweise gut geht." Abgesehen davon hätten die Partner der Marke Citroën wahrscheinlich auch nicht mehr die wirtschaftliche Kraft, derartige Standards in ihren Betrieben zu realisieren. "Die Marke selber könnte höhere Standards nicht mehr finanziell tragen", so Parlic. Dies gelte sowohl für die Händlerschaft als auch für die Werkstätten.

Hoher finanzieller Aufwand

"Meiner Meinung nach ist der Druck auf die Händler, Standards umsetzen zu müssen, sicher nicht geringer geworden", berichtet Gerhard Schranz, Mercedes Schranz/Oberwart. Der finanzielle Aufwand für die Händler sei hoch, "wobei es seitens des Herstellers zwar eine Kostenbeteiligung gibt, aber immer noch ein großer Happen für uns über bleibt", so Schranz. Angesichts eines schwierigen Marktumfelds seien diese Kosten "sicher ein Thema geworden". Wobei sich jede zusätzliche Belastung auswirke und trotz dieser Investitionen im Endeffekt "auch nicht mehr verkauft wird". Nach Meinung von Schranz wird Corporate Identity auch in Zukunft eine große Rolle spielen und Standards werden daher auch weiter ein zentrales Thema sein.

Standards müssen umgesetzt werden

Bei der Vorgabe, Standards umsetzen zu müssen, habe sich nicht geändert, wie Dr. Rudolf Weinmann, Geschäftsführer Zitta Holding/Perchtoldsdorf und Sprecher des Vereins der österreichischen BMW-und Mini-Händlerbetriebe, sagt. "Bis Jahresende werden im Bereich unserer Marken die Standards umgesetzt sein", so Weinmann. Natürlich belasteten Investitionen das Ergebnis, größenabhängige Unterschiede zwischen einzelnen Händlern gebe es nicht. "Ein größerer Händler hat mehr Angestellte, deutlich mehr Schauraumflächen und dadurch höhere Kosten. Aber im Grunde muss jeder Händler die gleichen Standards umsetzen", wenngleich esin Europa in der Händlerschaft auch Murren und Unruhe gegeben habe.

Verständnis für Ertragslage fehlt

Der Druck, Standards umsetzen zu müssen, ist für uns gleich hoch wie unter der alten GVO", sagt Bernhard Kalcher, Geschäftsführer Autohaus Kalcher und Sprecher des Peugeot-Händlerverbandes. "Leider Gottes ist dieser gleich stark, obwohl Markt und Ertragslage zurückgegangen sind. Der Hersteller hat es bisher verabsäumt, Korrekturen vorzunehmen." Darüber hinaus fehle auch das Verständnis für die Ertragslage im Vertriebsnetz. "Die Umsetzung der Standards drückt bei der Marke Peugeot dermaßen auf die Marge, dass es praktisch unmöglich geworden ist, Peugeot mit positiver Rendite zu verkaufen", sagt Kalcher. Entweder man mache jetzt etwas, "oder es wird zu einem Händlersterben kommen".

Investitionen sind zu hinterfragen

"Unabhängig von der GVO wird der Druck auf die Autohäuser, gewisse Standards umsetzen zu müssen, stetig mehr", sagt Stefan Hutschinski, Obmann des Vereins VASS (VW Audi Seat Škoda Betriebe)."Derzeit gibt es auch gezielte Gespräche seitens des Lieferanten mit einigen unserer Mitgliedsbetriebe, worin Neu-oder Umbauten gefordert werden, um den Händlervertrag aufrechterhalten zu können. In der jetzigen Situation mit der unbefriedigenden Ertragslage im Autohandel sowie der unsicheren Zukunft aufgrund der Manipulationsvorwürfe gegen VW sind solche Investitionen zu hinterfragen. An dem Wendepunkt,wo die gesamte Branche derzeit steht, sind komplett neue Ansätze gefragt, um unser Geschäft wieder erfolgreich in die Spur zu bringen."