Überraschend, dass fast alle großen Lackhersteller von positiven Geschäftsverläufen oder Zuwächsen berichten. Es sei ihnen vergönnt, dennoch muss sich die Branche weiterhin auf das rückläufige Geschäfteinstellen.

Bei den Lieferanten und den Beratern steht das Wort Prozessoptimierung hoch im Kurs. Bei vielen Betrieben ist die Notwendigkeit dafür noch gar nicht aufgefallen, weil ganz einfach die Auslastung nicht gegeben ist und deshalb keine Engpässe auftreten. Zu hohe Energie-, Material-und Personalkosten in Relation zur verkauften Arbeit sowie ineffiziente Abläufe sind noch zu selten Thema. Hier herrscht in vielen Werkstätten noch Verbesserungsbedarf.

Ein wachsendes Problem dabei sind die neuen, sehr komplexen Farbtöne. Oft merken die Betriebe gar nicht, dass hier zu viel Zeit benötigt wird oder Fehler passieren. Die Differenzen zwischen Vorgabe bzw. Auftrag sowie der tatsächlich aufgewendeten Arbeit und dem verbrauchten Lack sollte bei der Abrechnung an die Versicherung auffallen, sofern hier eine Kontrollinstanz eingezogen worden ist.

Hier treten grundsätzlich zwei Defizite auf: Entweder der Lackierer ist nicht am letzten Stand der Entwicklung und die Reparatur kostet dem Betrieb mehr als die Versicherung korrekterweise bezahlt, oder der Lackierer arbeitet richtig und effizient und führt die komplexe Reparatur mit dem entsprechend hohen Aufwanddurch. Die Versicherung wurde aber nicht auf den erhöhten Aufwand hingewiesen und bezahlt daher nur eine normale Lackierung. Das ist bei den neuen Farbtönen, Lackierungen mit Lasur, eingefärbten Klarlacken oder Mehrschicht-Lackierungen noch zu oft der Fall. Die Situation tritt auf, wenn jener Mitarbeiter, der mit der Versicherung spricht, nicht richtig ausgebildet oder informiert ist. In beiden Fälle hilft die entsprechende Schulung. Der Lackierer muss immer am aktuellen Stand der Lacktechnologie sein, gleichzeitig müssen auch Unternehmer oder Kundendienstberater über die aufwändigen Reparaturen exakt Bescheid wissen, um Kunden und Versicherungen richtig zu informieren und zu beraten.

Letztlich ist der Lackierer der Fachmann und er muss den Zusatzaufwand für das Beilackieren, komplexe Farbtöne oder andere Zusatzarbeiten gegenüber dem Sachverständigen sachlich argumentieren. Dann gibt es in der Regel keine Probleme.

Aufholbedarf haben viele Betriebe bei der Kostenrechnung und der Stundensatzkalkulation. Noch immer wird der Preis einer Arbeitsstunde auf Basis der Angebote des Mitbewerbers festgelegt, ganz nach dem Motto: "Was kostet"s beim Nachbarn?" Tatsächliche Stundensätze nach den betriebseigenen Kosten werden in zu wenigen Unternehmen berechnet. Entscheidend ist dabei, wie viel von den Stunden tatsächlich verkaufbar ist. Und es muss ein ordentlicher Gewinn-und Wagniszuschlag kalkuliert werden, um auch in Zukunft Investitionen tätigen zu können.

Sind die Hausaufgaben hinsichtlich Stundensätzen und Argumentation der notwendigen Arbeiten getan, ist ein gesunder Mix aus Privat-und Firmenkunden gefragt. Netzwerk-Systeme, wie sie von vielen Lackherstellern entwickelt und angeboten werden, werden bei Letzteren immer wichtiger. Während der Privatmarkt schwächelt, nehmen Flotten-, Leasingund Versicherungsaufträge zu. Dennoch ist das gemeinsame Auftreten mit Standards und Dienstleistungen nicht mit Vereinbarungen zu verwechseln, die nur über den Preis funktionieren. Denn einfach nur hohe Rabatte zu geben, führt definitiv nicht in eine sichere Zukunft.