Haben wir im Herbst noch auf einen strengen Winter gehofft, konnte
das Wetter die Erwartungen der Lack-und Karosseriebetriebe nicht
erfüllen. Das Volumen ist also dem langjährigen Trend entsprechend
weiterhin rückgängig.
Überraschend, dass fast alle großen
Lackhersteller von positiven Geschäftsverläufen oder Zuwächsen
berichten. Es sei ihnen vergönnt, dennoch muss sich die Branche
weiterhin auf das rückläufige Geschäfteinstellen.
Bei den Lieferanten und den Beratern steht das Wort
Prozessoptimierung hoch im Kurs. Bei vielen Betrieben ist die
Notwendigkeit dafür noch gar nicht aufgefallen, weil ganz einfach die
Auslastung nicht gegeben ist und deshalb keine Engpässe auftreten. Zu
hohe Energie-, Material-und Personalkosten in Relation zur verkauften
Arbeit sowie ineffiziente Abläufe sind noch zu selten Thema. Hier
herrscht in vielen Werkstätten noch Verbesserungsbedarf.
Ein wachsendes Problem dabei sind die neuen, sehr komplexen Farbtöne.
Oft merken die Betriebe gar nicht, dass hier zu viel Zeit benötigt
wird oder Fehler passieren. Die Differenzen zwischen Vorgabe bzw.
Auftrag sowie der tatsächlich aufgewendeten Arbeit und dem
verbrauchten Lack sollte bei der Abrechnung an die Versicherung
auffallen, sofern hier eine Kontrollinstanz eingezogen worden ist.
Hier treten grundsätzlich zwei Defizite auf: Entweder der Lackierer
ist nicht am letzten Stand der Entwicklung und die Reparatur kostet
dem Betrieb mehr als die Versicherung korrekterweise bezahlt, oder
der Lackierer arbeitet richtig und effizient und führt die komplexe
Reparatur mit dem entsprechend hohen Aufwanddurch. Die Versicherung
wurde aber nicht auf den erhöhten Aufwand hingewiesen und bezahlt
daher nur eine normale Lackierung. Das ist bei den neuen Farbtönen,
Lackierungen mit Lasur, eingefärbten Klarlacken oder
Mehrschicht-Lackierungen noch zu oft der Fall. Die Situation tritt
auf, wenn jener Mitarbeiter, der mit der Versicherung spricht, nicht
richtig ausgebildet oder informiert ist. In beiden Fälle hilft die
entsprechende Schulung. Der Lackierer muss immer am aktuellen Stand
der Lacktechnologie sein, gleichzeitig müssen auch Unternehmer oder
Kundendienstberater über die aufwändigen Reparaturen exakt Bescheid
wissen, um Kunden und Versicherungen richtig zu informieren und zu
beraten.
Letztlich ist der Lackierer der Fachmann und er muss den
Zusatzaufwand für das Beilackieren, komplexe Farbtöne oder andere
Zusatzarbeiten gegenüber dem Sachverständigen sachlich argumentieren.
Dann gibt es in der Regel keine Probleme.
Aufholbedarf haben viele Betriebe bei der Kostenrechnung und der
Stundensatzkalkulation. Noch immer wird der Preis einer Arbeitsstunde
auf Basis der Angebote des Mitbewerbers festgelegt, ganz nach dem
Motto: "Was kostet"s beim Nachbarn?" Tatsächliche Stundensätze nach
den betriebseigenen Kosten werden in zu wenigen Unternehmen
berechnet. Entscheidend ist dabei, wie viel von den Stunden
tatsächlich verkaufbar ist. Und es muss ein ordentlicher Gewinn-und
Wagniszuschlag kalkuliert werden, um auch in Zukunft Investitionen
tätigen zu können.
Sind die Hausaufgaben hinsichtlich Stundensätzen und Argumentation
der notwendigen Arbeiten getan, ist ein gesunder Mix aus Privat-und
Firmenkunden gefragt. Netzwerk-Systeme, wie sie von vielen
Lackherstellern entwickelt und angeboten werden, werden bei Letzteren
immer wichtiger. Während der Privatmarkt schwächelt, nehmen Flotten-,
Leasingund Versicherungsaufträge zu. Dennoch ist das gemeinsame
Auftreten mit Standards und Dienstleistungen nicht mit Vereinbarungen
zu verwechseln, die nur über den Preis funktionieren. Denn einfach
nur hohe Rabatte zu geben, führt definitiv nicht in eine sichere
Zukunft.