Auch ein Opel oder ein BMW wären noch okay. Bei denen schlägt zumindest das Herz "made in Austria". Als Europäer hätte er sich wenigstens einem europäischen Auto zuwenden können. Aber nein -Dworschak hat sich einen Amerikaner gekauft: um 14.000 Euro einen garagengepflegten Ford Mustang V6, Bj. 2006, mit 38.000 km. Einen Benzinschlucker im grünen Burgenland! Als sparsamer Pensionist hat er ihn dazu noch bei einem deutschenHändler gekauft. Damit schadet er nicht nur der Umwelt und der heimischen Industrie - nein, er fällt auch dem burgenländischen Autohandel in den Rücken.

Doch Dworschak hat die Rechnung ohne Wirt gemacht. Schließlich muss das Auto ja erst einmal im Burgenland zugelassen werden. Und da nahte der Rächer der heimischen Wirtschaft -der österreichische Amtsschimmel. In Form seines ehemaligen Arbeitskollegen Ing. Wolfgang Stiglitz, der sich jahrelang als Bereichsleiter des Eisenstädter KunststoffspezialistenIsosport verdient gemacht hat. Den der Zufall und seine Fachkenntnisse in der Ski-und Snowboardindustrie vor drei Jahren zum Referatsleiter des Kfz-Wesens in der burgenländischen Landesverwaltung avancieren ließen. Der nicht nur für die §-57a-Überprüfung der Kfz-Werkstätten zuständig ist, sondern auch für Umtypisierungen und Einzelgenehmigungen. Dem dafür auch die fünf Landesprüfstellen unterstehen, um so im Namen der burgenländischen Landesregierung Kfz-Sachverständigengutachten und Bescheide zu erstellen.

Der aus den USA importierte Mustang war 2006 vom deutschen TÜV Nord überprüft worden. Mit Gutachten wurde festgestellt, dass das Auto den geltenden EU-Vorschriften entspricht. Bis zum Schluss war es vom TÜV auf Verkehrs-und Betriebssicherheit überprüft. Doch diese Gutachten reichten dem Amtsschimmel nicht aus. Am 2. Februar wurde ein "Gleichwertigkeitsgutachten" verlangt, das dem Auto bescheinigt, dass die deutschen EU-Vorschriften den österreichischen EU-Auflagen entsprechen.

Der mit demösterreichischen Behördenwunsch konfrontierte deutsche Händler schüttelte nur den Kopf. Schließlich beweisen die mitgelieferten deutschen TÜV-Gutachten, dass der von ihm verkaufte Mustang den EU-Vorschriften entspricht. Das sah der in kurzer Zeit zum Kfz-Experten mutierte Stiglitz anders. Er teilte ziemlich unmissverständlich mit, dass für eine Einzelgenehmigung ein TÜV-Gutachten aus Wien erforderlich sei. Zeitaufwand: 2 Tage. Kostenpunkt: 700 Euro.

Dworschak schlug den wohlmeinenden Rat seines Ex-Kollegen in den Wind. Er ließ sich vom Ingenieurbüro für Kfz-Technik Eissner -einem Kfz-Meister, Diplomingenieur und gerichtlich beeideten Kfz-Sachverständigen -ein "Gleichwertigkeits-Gutachten" erstellen, das am 10. März an Stiglitz weitergeleitet wurde. Der allerdings daran bemängelte, dass es nicht den TÜV-Vorgaben entsprach. Was eine Woche später eine neuerliche Eingabe erforderlich machte.

Doch Dworschaks Hoffnung und Glaube, jetzt sei er am Ziel seiner Wünsche, war verfrüht. Der Kauf eines US-Cars bei einem deutschen Autohändler musste strenger bestraft werden. Auf die Ausstellung einer Einzelgenehmigung habe er noch zu warten. Zwei Wochen werde es schon dauern, bis das Gutachten gelesen und bewertet sei. Danach könne er um einen Termin zur amtlichen Überprüfung seines Mustangs ansuchen. Worauf Dworschak höflich den wirklichen Hofrat Dipl.-Ing. Christian Schügerl um Hilfe bat. Mit der Frage, ob ein Ziviltechnikergutachten zur Bestätigung der "Gleichwertigkeit" nicht ausreichend sei.

Der Hauptreferatsleiter teilte Dworschak am 24. März lakonisch mit: "Das Gutachten wird anhand des Fahrzeugs auf Schlüssigkeit geprüft." Weiters sei zu prüfen, ob die Bestimmungen des KFG eingehalten würden. Als Trost könne er dafür schon jetzt einen Termin bekannt geben: den 14. April. Bis dahin darf Dworschak darüber grübeln, ob Österreich beim "freien Warenverkehr" nach 20 Jahren wirklich schon in der EU angekommen ist. Den Kfz-Handel kann so etwas nur freuen. Aber nur, solange er nicht selbst davon betroffen ist.