Gäbe es so etwas wie eine silberne Wandernadel der NADA, dann hätte sie Jaap Timmer längst erhalten: 27 Mal hat sich der holländische Opel-Händler bereits auf den Weg über den Atlantik gemacht. Und jedes Mal ist der Chef des europäischen Händlerverbandes erstaunt, wie leicht viele Dinge in den USA gehen: "Es fällt mir immer wieder auf, wie zielstrebig man hier Themen umsetzt, während in Europa viel zu lange geredet wird." Natürlich sei die NADA mit ihrer Macht nicht mit den zersplitterten europäischen Händlervereinigungen zu vergleichen, erklärte Timmer: "Doch wir können sicher viel lernen."
Mehr Europäer sollten zum NADA-Kongress
Beeindruckt hat Timmer auch das klare Bekenntnis aller Hersteller zu ihren Händlern: "Man muss bricks und clicks, also Händler und Internet zusammenbringen -und ich bin zu 100 Prozent überzeugt, dass die Hersteller die Händler weiter brauchen werden." Versuche der Hersteller, wie in Europa über den Direktvertrieb übers Internet an Kunden heranzukommen, seien in den USA undenkbar. Und auch in Europa werde man bemerken, dass dies nicht zielführend sei. Timmers Wunsch ist, dass viel mehr europäische Händler zum Kongress in die USA kommen und sich anhören, was hier läuft: "Da ändert man seine Gedanken und denkt positiver."
InÖsterreich hat sich dieses Denken noch nicht herumgesprochen: Einzig Komm.-Rat Dr. Gustav Oberwallner, stellvertretender Bundesgremialobmann des Fahrzeughandels, hörte sich an, was möglicherweise demnächst auf Europa zukommt.
Junge Kunden wollen Autos: Tipps für Händler Da wäre einmal die Studie des Fernsehsenders MTV: Diese widerlegt ganz klar die These, wonach junge Menschen nicht an Autos interessiert seien. Mehr als drei Viertel würden leichter einen Tag lang auf ihr Handy verzichten als auf ihr Auto. Befragt wurden mehr als 4.400 Menschen zwischen 15 und 34 Jahren, die sogenannten Millennials: Für vier von fünf Befragten sei der Autokauf das größte Erlebnis. "Und sie stellen das sofort danach auf Facebook", sagte Studienautor Berj Kazanjian. Den Autohändlern riet der Experte, sich auf diese Zielgruppe einzustellen: "Sie wissen gut Bescheid, wollen aber beim Kauf über neue Funktionen des Autos lernen. Außerdem muss der Kauf schnell vor sich gehen. Und sie wollen das Auto lieber innen verändern als außen, zum Beispiel mit unterschiedlichen Mittelkonsolen, Kopfstützen, ja sogar Kühlschränken."
Zurück zum Automarkt in den USA: Der boomt weiter. Für heuer erwartet NADA-Chefökonom Steven Szakaly ein weiteres Wachstum von 16,4 auf 16,94 Millionen Fahrzeuge. 44 Prozent davon sollen auf Pkws entfallen, der Rest auf Pickups, SUVs und leichte Trucks. Durch die niedrigeren Benzinpreise seien die Konsumenten auch bereit, mehr Geld für Extras in den Fahrzeugen auszugeben, hieß es. Schon im Vorjahr hatte sich diese Tendenz abgezeichnet: Der Durchschnittspreis eines Neuwagens in den USA stieg von 31.800 auf 34.000 Dollar.
Dies wirkt sich auch auf den Gebrauchtwagenmarkt aus: Hier sieht NADA-Analyst Jonathan Banks "Sturmwolken am Horizont". Fünf Jahre nach Ende der Wirtschaftskrise kommt ein größeres Angebot an Leasing-Rückläufern auf den Markt, was die Preise sinken lässt. "Das ist aber ein ganz natürlicher Zyklus, wenn sich die Wirtschaft erholt", erklärte Banks.
Nach Forrest McConnell, einem rührigen Autohändler aus Montgomery, Alabama, übernahm heuer William C. Fox aus Auburn (Bundesstaat New York) den Vorsitz bei der NADA: Diese repräsentiert in den USA 16.200 Neuwagenhändler, das sind 90 Prozent des Marktes. Fox verkauft mit seiner Schwester Jane an 4 Standorten die Marken Chevrolet, Chrysler, Honda, Jeep, Ram, Scion, Subaru und Toyota.
Mehr Konkurrenz bringt niedrigere Preise für Kunden
"Mein Vater hat mit Gebrauchtwagen begonnen und sein ganzes Leben auf Auktionen verbracht. Wir haben dann Neuwagen dazu genommen", erklärte Fox. Er will das Franchisesystem für Händler weiter vorantreiben: "Dieses System ist in Sachen Kosten und Professionalität das beste, um Fahrzeuge an die Kunden zu verkaufen und auch den Service zu machen. Es erzeugt Wettbewerb und hilft Konsumenten und Herstellern ebenso. Wenn ein Konsument einen Chevrolet will, dann geht er zu zwei oder mehr Händlern und schaut, wo er die größten Vorteile hat." Laut einer Studie in Texas liege der Durchschnittspreis eines Toyota Camry für die Konsumenten um 450 Dollar niedriger, wenn mehr Händler derselben Marke um Kunden buhlen.
Bushs Rede von Vorwahlkampf dominiert
Das Hauptreferat vor dem NADA-Kongress hielt Jeb Bush, ehemaliger Gouverneur von Florida und Bruder bzw. Sohn der früheren US-Präsidenten George W. bzw. George Bush. Auch wenn sich Bush noch immer nicht offiziell deklariert hat, ob er für die Präsidentenwahlen im Jahr 2016 kandidieren will, ließ er in San Francisco deutliche Wahlkampftöne anklingen. "Obwohl wir uns jetzt im sechsten Jahr des Aufschwungs befinden, fühlen sich viele Menschen in der Rezession und verlieren die Hoffnung, dass es ihnen besser gehen wird", so Bush. "Sie als Händler zahlen die Steuern und brauchen einen guten Präsidenten, der das Vertrauen unserer Freunde genießt, den aber unsere Feinde fürchten."
Mittlerweile seien die USA der weltweit größte Förderer von Erdöl: "Damit haben wir verhindert, dass alljährlich viele Milliarden Dollar in Länder gehen, die uns vielleicht bei einem Regimewechsel hassen würden oder es jetzt schon tun." Privat fährt Bush übrigens einen Ford Fusion. Der republikanische Politiker gestand aber, sich wegen seiner vielen Reisen kaum selbst ans Steuer zu setzen.
Die Händler akklamierten Bushs Vortrag brav; im Vorjahr hatte Hillary Clinton, mögliche Gegnerin Bushs bei den Wahlen, einen Vortrag gehalten.
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