Als im Dezember die russische Währung kollabierte, haben die Russen Geschäfte gestürmt, um ihre gesparten Rubel noch zu alten Preisen in Waren umzutauschen. Neben Fernsehern, Kühlschränken oder Laptops wurden auch Autos gekauft. Auch Bürger aus Nachbarländern wie Weißrussland oder Kasachstan kamen, um von den Kursschwankungen zu profitieren. Während der russische Automarkt im Gesamtjahr 2014 rückläufig war, hat die krisenbedingte Kaufbegeisterung im Dezember zu einem Plus geführt.

Weniger begeistert waren die Hersteller. Mehrere Autofirmen stoppten den Verkauf vorübergehend, bis neue Preise definiert waren. Durch die Währungsturbulenzen verloren alle Firmen Geld. "Wenn der Rubel fällt, ist es für alle ein Gemetzel", sagte im Dezember Carlos Ghosn, Chef der Allianzfirmen Renault und Nissan, die dank ihrer russischen Fabriken sowie der Mehrheitsbeteiligungam Lada-Hersteller AvtoVAZ der größte Spieler auf dem russischen Automarkt sind.

Neujahrsernüchterung

Im Vorjahr wurden in Russland mehr als 2,49 Millionen Pkws und leichte Nutzfahrzeuge verkauft, um 10,3 Prozent weniger als 2013. Marktführer war traditionell Lada mit mehr als 387.000 Autos, gefolgt von Kia, Renault, Hyundai, Nissan und Toyota. Der Markt hat unter der bereits 2013 angefangenen Schwächung des Rubels sowie den Folgen der Ukraine-Krise gelitten. Dank der im Herbst eingeführten Verschrottungsprämie und der Vorziehkäufe im Dezember war das Minus nicht so groß wie befürchtet.

"2014 endete mit einem starken Endspurt, ist aber mit einem kumulativen Stückzahlenverlust von 10 Prozent ein enttäuschendes Jahr für den russischen Markt geblieben", sagt Jörg Schreiber, Chairman des Moskauer AEB Automobile Manufacturers Committee (AEB AMC) und Chef der russischen Mazda-Niederlassung.

Doch für 2015 wird mit einem drastischen Rückgang gerechnet. "Unsere Prognose für den Pkw-und LNfz-Gesamtmarkt in diesem Jahr ist 1,89 Millionen Einheiten, was einem Rückgang um 24 Prozent entspricht", so Schreiber.

Andere Schätzungen sind noch niedriger. Laut Philippe Saillard, Chef von Nissan in Russland, ist die AEB-Vorhersage etwas höher als seine eigene Erwartung. Für Koichi Takakura, Geschäftsführer der Suzuki-Importniederlassung, ist die Prognose "sehr optimistisch". Laut Takakura wird die Zahl "irgendwo zwischen 1,5 und 1,7 Millionen" liegen.

Wegen der Krise werde die Renault-Nissan-Allianz in Russland die Lokalisierung der Teileproduktion weiter intensivieren und die Vorbereitung einiger Modelle einstellen, sagte Carlos Ghosn auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos.

Neue Preise, weniger Modelle

Bei den Preiserhöhungen sind die Hersteller verschiedene Wege gegangen. Einige haben eine einmalige Anpassung durchgeführt, andere haben allein im Dezember mehrere Preislisten veröffentlicht.

Auch der in einem besonders preissensiblen Marktsegment agierende Marktführer AvtoVAZ musste die Lada-Preise um durchschnittlich 9 Prozent erhöhen. Bei dem billigsten Modell Granta blieb die Steigerung moderat, die Preise der teuersten Baureihe Lada Largus, die dem alten Dacia Logan MCV entspricht, sind bis zu 13,1 Prozent gestiegen. Auch AvtoVAZ kauft viele Teile imAusland und seine Lieferanten müssen ebenfalls einige Materialien oder Komponenten importieren, was zu negativen Auswirkungen der Rubelschwäche führt.

Wegen der aktuellen Probleme wird der Start einiger Modelle verschoben. So soll etwa der neue Skoda Fabia oder der Opel Adam später als geplant eingeführt werden. Der Verkauf einiger Modelle wiederum dürfte wegen des schwachen Rubels eingestellt werden.