zwei Jahren meinen beruflichen Schwerpunkt verändert und bin nun sehr viel in Europa unterwegs. Zugegeben ist das Segment meiner Tätigkeit nicht das wirtschaftlich wichtigste Segment der Automobilwirtschaft, aber sicher einer der imageträchtigsten Bereiche, in welchem viele erfolgreiche Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Industrie und Sport zu den Kunden gehören. Eines haben diese Persönlichkeiten gemeinsam, und das ist der unbedingte Wille, gesteckte Ziele auch zu erreichen!

Das angesprochene "Déjà-vu" kommt unweigerlich, wenn man die heimische Politik verfolgt, die schon seit Jahren von Stillstand geprägt ist. Leider setzt sich dieser Eindruck fort, wenn man die internen Diskussionen und Themen in der Automobilbranche betrachtet. Die Idee, gemeinsam mit Industrie, Importeursverband, Handel und Autofahrerclubs die Themenführerschaft zum Automobil in Österreich zu übernehmen, ist sicherlich der richtige Weg, aber nicht neu und wurde bereits vor mehr als zwei Jahren diskutiert. Nur durch ein gemeinsames Auftreten aller oben genannten Protagonisten kann genug Druck auf die heimische Politik und die Medien aufgebaut werden, um der Bedeutung des Autos als wichtiger Beitrag zu unserer heute bestehenden Gesellschaftsstruktur und als Wirtschaftsfaktor in der Öffentlichkeit gerecht zu werden.

Wenn man allerdings die jüngsten Kommentare der Branchenvertreter liest, drängt sich der Vergleich zur heimischen Parteipolitik förmlich auf. Zwei Parteien streiten sich um Positionen und Personen und dabei kommen die dringend notwendigen Reformen, die nur gemeinsam erzielt werden können, zu kurz. All das zur Freude derOpposition; Stillstand ist die Folge.

Im Fall der Automobilwirtschaft sind es keine politischen Parteien, sondern die Gremialvertretungen der Industrie und des Handels bzw. auch die Autofahrerclubs, die hier seit Jahren keine gemeinsame Linie finden und so das Spielfeld der Themenführerschaft den Medien und Organisationen wie dem VCÖ überlassen und es der Regierung leicht machen, neue Belastungspakete für Autofahrer zu schnüren. Der jüngste Streit um die Person eines Medienberaters zeigt das leider überdeutlich...

Mich erinnert diese Diskussion ein wenig an die Metapher von den beiden Joggern im Wald, die einem Bären begegnen und versuchen, jeweils schneller zu sein als der andere Läufer, damit dieser zuerst gefressen wird. Ich habe mich allerdings schon immer gefragt, was den Bären eigentlich davon abhalten soll, auch den zweiten Jogger zu fressen, wenn er mit dem ersten fertig ist? Wenn Schicksale in einem kleinen Land wie Österreich so eng miteinander verbunden sind wie jene der Automobilwirtschaft, stellt sich wohl oder übel die Frage, ob man nicht gemeinsam dem Bären eher entkommt als auf eigene Faust?

Verständlich ist, dass die angesprochenen Protagonisten Kommentare von "Zaungästen"(so wie ich einer bin) nicht besonders schätzen werden. Aber ich denke, auch der Bär steht im Moment ebenfalls als "Zaungast" bereit und sieht den Läufern zu, während er noch überlegt, welchen er zuerst ins Visier nimmt...

Mit freundlichen Grüßen,

Michael Röck, Regional Operations Manager, McLaren Automotive Limited, Woking (Großbritannien)

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