Als Wunder der vorweihnachtlichen Art darf man das Erscheinen der 60.
KDV-Novelle bezeichnen, welches am 17.
November 2014 stattfand. Die
Seitenanzahl von 25 zeigt, wie dringend die Sache schon nötig war.
Hauptsächlich handelt es sich um die übliche Abschreibübung
relevanter EU-Richtlinien, ECE-Regelungen und einiger EN und ÖNORMEN.
Darüber hinaus wird auf Basis des EU-Rechts der Versuch gestartet,
von Ausländern, die ein Verkehrsdelikt in Österreich begangen haben,
Geld einzufordern.
Den Großteil der Änderungen machen die Tabellen 3e für
genehmigungspflichtige Teile aus. Die Zahl an einzelnen zu
erfüllenden Kategorien hat sich für Pkws auf 70 erhöht. Im Teil B der
Tabellen 3e für zwei- und dreirädrige Kfz hat man einen Bock
geschossen, indem man als Rahmenrichtlinie, nach der die Genehmigung
erfolgt, die richtige RiLi 2002/24/EG auf die nicht zutreffende
2007/46/EG (vierrädrige Fahrzeuge) geändert hat. Motorräder waren dem
BMVIT noch nie sehr wichtig, weitere Kommentare spare ich mir.
Sehr genau nimmt man im BMVIT die Kontrolle der maximal zulässigen
Breite von Lkws im Verkehr. Jetzt kamen noch Teile von Zurrmitteln
hinzu, die 50 mm nach außen stehen dürfen, aber mit einem Radius von
2,5 mm abgerundet sein müssen. Bei Ladebrücken sind es Abrundungen
von 5 mm. Wer soll denn das kontrollieren?
Transportunternehmern kann man die mehrmalige Lektüre des neuen
Risikoeinstufung-Paragrafen 60 a empfehlen: Beim ersten Lesen
versteht man die Gewichtungsfaktoren und Divisionen durch die Anzahl
der Kontrollen sicher nicht. Dann wird noch eine prozentuelle
Relation zum Durchschnitt aller Unternehmen gebildet. Als
Außenstehender hat man das unbestimmte Gefühl, dass hier entweder
totes Recht geboren wird oder Arbeitsinspektoren an akutem
Beschäftigungsmangel gelitten haben.
Schwierigkeiten garantierter Art kann man der Schneekettenregelung im§4 voraussagen, da eine laut Austrian Standards noch gar nicht
verbindliche EN-Norm 16662 zitiert wird, die eigentlich im
Wesentlichen Gleitschutzeinrichtungen (sprich Anfahrhilfen)
beinhaltet. Man kann allen Händlern und Konsumenten, die in
ernsthaften Bergregionen beheimatet sind, nur dringend vor
unbedachtem Vertrieb oder Verwendung mancher so geprüfter Netze
abraten. Ich weiß, wovon ich spreche, sind die österreichischen
Normen V 5117 und 5119 unter meiner Leitung und mit unzähligen
Testfahrten entstanden. Vor allem wird eine Begriffsverwirrung beim
weniger Eingeweihten erzeugt, dennGleitschutzeinrichtung ist ein
Oberbegriff, der auch Produkte zum Entkommen der Parklücke
beinhaltet, während eine Schneekette zum Bewältigen extremer alpiner
Straßenverhältnisse dient.
Dass EU-Richtlinien auch nicht immer das Gelbe vom Ei sind, zeigt
beispielhaft das Formular aus Richtlinie 2011/82/EU zur Einforderung
von Strafgeld, wenn Ausländer Verkehrsdelikte in Österreich begehen.
Es handelt sich um ein Thema, das beim hohen Verkehrsanteil von
Ausländern in Österreich besonders wichtig ist. Am 7. November 2014
hätte bereits ein Bericht an die Kommission ergehen sollen, jetzt
gibt es erst das Formular dazu. Ob die Angelegenheitje funktionieren
wird, steht ohnedies in den Sternen. Beispielsweise wird die Frist
für die Bezahlung des Delikts mit 4 Wochen ab Ausfertigung angesetzt.
Ich sitze da z. B. in Bulgarien, es kann schon 14 Tage oder mehr
dauern, bis mir das in Deutsch verfasste Blatt entgegenflattert.
Zunächst verstehe ich natürlich gar nichts, also Freund fragen. Dann
habe ich natürlich keine Euros, wahrscheinlich ist eine
Internetüberweisung auch nicht drinnen. Mit der Behörde Kontakt
aufzunehmen, ginge laut Formular nur in Deutsch und ich nix Lenker.
Die einfachste Alternative würde ich im Papierkübel sehen, sollen die
Österreicher doch schauen, wie sie mich erwischen. Das Verfahren
könnte allerdings einen weiteren Haken haben. Über nationale
Kontaktstellen sollen Daten über Fahrzeuge und deren Halter quer
durch Europa bekannt gegeben werden, worauf der Staat des Delikts den
Halter des Fahrzeugs dann direkt anschreibt. Bulgarische
Bezirksverwaltungen kommen ganz einfach zu unseren Daten. Wäre ich im
mittleren Management einer Verbrecherbande, würde ich schon einige
Ideen entwickeln, um meine Karriere voranzutreiben.