Ein EU-Embargo gegen Russland, das Ende von Chevrolet in Europa: Dinge, die den Alltag im Getriebe-und Motorenwerk in Wien-Aspern sehr wohl beeinflussen. Aber nicht so stark, wie man glauben möchte. Denn Werksleiter Dipl.-Ing. Michael Lewald bleibt trotz dieser beiden unerfreulichen Dinge gelassen: "Wir beliefern seit Jahren auch das Opel-Werk in St. Petersburg mit Motoren und Getrieben. Natürlich merken wir das. Aber das Minus wird durch Zuwächse in anderen Regionen ausgeglichen", sagt er im Interview. Und das Thema Chevrolet? "Die Autos wurden ja nicht in Europa hergestellt und wir beliefern noch immer Korea. Außerdem wurden ja viele Chevrolet-Händler nun zu alleinigen Opel-Händlern, sodass diese Kunden nicht weg sind", meint der gebürtige Deutsche, der sich mittlerweile schon gut in Österreich eingelebt hat. Außerdem hätten ohnedies nicht allzu viele in Europa verkaufte Chevrolet einen in Aspern erzeugten Benzinmotor eingebaut gehabt. "Was sich in Asien weiterhin gut verkauft, sind Chevrolet mit unserem 6-Gang-Getriebe und unseren Motoren."

So lief auch 2014 das Geschäft auf dem Niveau von 2013: Das sei gut, da man die Nachfrageschwankungen im Zuge der Wirtschaftskrise endgültig hinter sich gelassen habe. Zwar geht noch immer die überwiegende Zahl der Motoren in ein europäisches Werk, doch immer mehr Länder (auch China, Indien oder Südafrika) greifen auf Motoren und/oder Getriebe aus Österreich zurück. Bis zu 6 Wochen dauert es, bis die wertvolle Fracht um den halben Globus gebracht ist. Ab 2015 wird auch die Nachfrage aus den USA stärker, da man dort auf eine neue Motorengeneration umstellt. Erfreuliche Nachrichten also für Wien.

"Die Regelung ist nicht mehr zeitgemäß"

Ein wichtiges Anliegen für Lewald ist aber vor allem das Thema Arbeitszeit: "Wenn es um zeitkritische Themen geht, wie zum Beispiel den Umbau unserer 6-Gang-Getriebefertigung, muss das in 3 Wochen Werksferien und 3 weiteren Wochen erledigt werden. Da ist es notwendig, länger zu bleiben. 80 Prozent der Leute würden das tun, aber das Gesetz verbietet es, länger zu bleiben." Dabei sei dies in der Industriewelt absolut notwendig, analysiert Lewald und er hat auch gleich einen Vorschlag für Regierung und Sozialpartner parat: "Man müsste den Zeitrahmen aufweiten: Derzeit rechnet man in 1 Tag oder 1 Woche, wo man maximal 10 bzw. 50 Stunden arbeiten darf. Aber man sollte von 1 Monat oder von 3 Monaten sprechen. Die derzeitige Regelung ist nicht mehr zeitgemäß."

Wie in Deutschland

Es gebe mit anderen Betroffenen -etwa Bosch oder Miba - eine Arbeitsgruppe, man habe auch schon mit Sozialminister Rudolf Hundstorfer gesprochen -jedoch ohne konkretes Ergebnis. "Aber wichtig ist, dass das Thema am Tisch ist."

Ein Vorbild sei Deutschland: "Das enge Korsett, das es inÖsterreich gibt, hat man in Deutschland schon vor Jahren aufgeweicht."